Knapp am Podest vorbei

Das war nichts für schwache Nerven. Von vier auf Platz drei und am Schluss dann doch kein Edelmetall in den Händen. So die schnelle Version, aber der Reihe nach:

Hanna Sättler und ihre Karlsruher Bootspartnerin Sophia Brenke ruderten bei den Junioren-Weltmeisterschaften im kanadischen St. Catharines insgesamt drei Rennen in ihrer Klasse, dem ungesteuerten Zweier.
In dieser technisch anspruchsvollsten Bootsklasse hält jeder Sportler mit beiden Händen das Ruderblatt, also nicht wie im Einer
je eines in jeder Hand. Man muss dann mit dem Partner perfekt zusammen harmonieren um im Zweier-ohne – so nennt man diese Klasse auch – schnell zu sein. Und das haben diese beiden jungen Sportlerinnen sehr gut umgesetzt.

Schon über die gesamte Saison überraschen sie eins ums andere Mal, z.B. als sie überraschend Deutsche Junioren-Meisterinnen wurden und sich somit auch die WM-Ticket holten. Und jetzt steigerten sich die beiden in jedem Rennen bei den Weltmeisterschaften. Im Vorlauf waren sie gut unterwegs, allerdings war der Start und die erste Rennhälfte noch zu verhalten. Im Hoffnungslauf trauten sie sich zu Beginn selbst mehr zu, beherrschten diesen Lauf und fuhren souverän ins A-Finale. Damit hatten sie ihr selbst gestecktes Ziel, die Finalteilnahme, geschafft. Aber klar, wer im Finale steht, fährt nicht auf Platz, sondern möchte dann auch eine Medaille mitnehmen. Und so legten sich Sättler und ihre Partnerin einen guten Rennplan zurecht. Sie ruderten von Anfang an vorne mit, ließen den Abstand zu den Medaillenplätzen nicht zu groß werden. Gold war zur Streckenhälfte bei 1000 Metern an die amtierenden Europameisterinnen aus Rumänien allerdings schon vergeben, aber Bronze war möglich, vielleicht sogar Silber. Mit einem starken Zwischenspurt auf den dritten 500 Metern schoben sie sich tatsächlich vorbei an den ‚neutralen‘ Athleten aus Russland auf den Bronzerang. Auch die Griechinnen auf Platz zwei schienen noch erreichbar. Allerdings hatten beide Gegner im Schlussspurt noch mehr Körner im Tank. Die Südeuropäerinnen verteidigten Platz zwei, und die ‚Neutralen‘ schoben ihren Bugball wieder an den Deutschen vorbei. Am Schluss fehlten Hanna Sättler und Sophia Brenke gerade mal drei Sekunden aufs Podest. Die höher gehandelten Crews aus Italien und Großbritannien kamen abgeschlagen ins Ziel.

„Die Erwartungen, mit denen wir nach Kanada gereist sind, haben die beiden durch ihre Wettkampfstärke und die großen Fortschritte während des dreiwöchigen Trainingslagers deutlich übertroffen“ resümierte die RCN-Trainerin Merit Linder. Sie war auch die Bootstrainerin der zwei jungen Frauen vor Ort in St. Catharines.

„Natürlich hätten wir gerne eine Medaille mitgenommen, aber wir sind auch mit Platz vier zufrieden“ meinet Hanna Sättler. „Wir können nun Rennen so gestalten, wie es uns vor sechs Wochen noch nicht möglich war“.
Man darf gespannt sein, wie es mit Hanna und Sophia weitergeht.

Hanna Sättler (rechts) vom Ruderclub Nürtingen ruderte zusammen mit ihrer Karlsruher Partnerin Sophia Brenke bei der Junioren-Weltmeisterschaft im kanadischen St. Catharines auf einen starken vierten Platz im Zweier ohne Steuerfrau.

30.08.2024 || Bericht: Andreas Keller || Foto: Detlev Seyb

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