RCN-Breitensportler auf der Darmstädter RundUm-Regatta

Nachdem einige der Breitensport-Gruppe im letzten Jahr beim Rennen „Rund um den Kühkopf“ des RCN Darmstadt das erste Mal Langstrecken-Regatta-Luft geschnuppert hatten, war der Fronleichnamstermin bei den meisten dieser RundUmler, aber auch ein paar weiteren Breitensportlern rot in den Kalendern angestrichen. Hatte es in 2013 nur für 2 Großboote gereicht und dafür noch Unterstützung von Nicht-RCNlern gebraucht, so konnte man in diesem Jahr mit 10 Ruderwilligen die Premiere locker toppen und 3 reine Vereinsboote an den Start des Handicap-Rennens über 23 km bringen. Der Begriff Handicap hat in diesem Fall nur insofern etwas mit körperlichen Einschränkungen zu tun, als dass fortschreitendes Alter im Rudersport nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit beiträgt. Durch einen persönlichen Korrekturfaktor, der neben dem Geschlecht auch das Alter berücksichtigt, kommen alle teilnehmenden Mannschaften in dieselbe Wertung. Hierdurch wird schlussendlich nur zwischen den 4 verschiedenen Bootskategorien Einer, Zweier, Dreier und gesteuerte Vierer unterschieden.

Nachdem im letzten Jahr die Regatta gerade noch rechtzeitig vor dem großen Juni-Hochwasser über die Bühne ging und 3 Tage später das Gelände des Ruder-Club „Neptun“ Darmstadt überflutet wurde, war in diesem Jahr das Problem ein anderes: Es war zu wenig Wasser im Bach (= Rhein) und eine Befahrung der ganzen Altarm-Schlinge um die Kühkopf-Insel aufgrund von Untiefen und „Verkrautung“ (dieser Begriff führte zu einigem Amusement…) unmöglich. Die Durchführung des Rennens stand aufgrund des Niedrigwassers bis 2 Tage vor dem Regattatermin auf der Kippe und konnte nur deshalb durchgezogen werden, weil auf eine Alternativroute der Alternativroute ausgewichen wurde. Schlussendlich war anstatt des eigentlichen, etwas großzügig aufgerundeten 23km-RundUm-Kurses (laut Gewässer-Kilometrierung 22,3 km, laut GoogleEarth sogar nur 21,8 km!) lediglich eine 19km-HinUndZurück-Strecke zu bewältigen: 6,5 km auf dem Altrhein und 3 km flussabwärts auf dem Neurhein bis zum Wendepunkt bei Rhein-Kilometer 474,1 und dasselbe wieder zum Ausgangspunkt beim DSW 1912 Darmstadt 2 km unterhalb des RCN-Bootshauses zurück. Für die tapferen Nürtinger brachte diese Modifikation des Kurses die bittere Erkenntnis, dass die im Training mühsam entwickelten Superkräfte der ungewohnten Backbordwende im Renntempo im Rennen gar nicht benötigt wurden. Aber irgendwie flutschte dann die Steuerbordwende im letzten Training nach Bekanntgabe der Kursmodifikation ohnehin deutlich besser – glernd isch hald glernd!

Die bunte 10-köpfige Truppe mit World-Masters-Siegern (Gerhard Kehl und Schäbi Keller), Langstreckenspezialisten (Matthias Auer und Patrick Plagge) und Breitensportlern i.e.S. mit geringer (Charly Rudolph, Maike Voss und Marcel Kirchner) bis nicht vorhandener (Karin Hirning, Sylvie Aßmann und Jérôme Defillion) Regattaerfahrung machte sich wider besseren Wissens bereits am späten Mittwochnachmittag gen Kühkopf auf und konnte die Anfahrt – nicht wirklich unerwartet – ausgiebig genießen. Das Boote-Aufriggern und -Vorbereiten wurde aufgrund der späten Ankunft am RC „Neptun“ Darmstadt auf den nächsten Tag verschoben und die Trattoria in Stockstadt, eigentlich in „easy-walking-distance“, mit den Autos angefahren. Neben der Auffüllung der Kohlehydratspeicher standen Regatta-Briefing und Nervositätsabbau auf dem Programm, und auch das überraschende Ausscheiden des Weltmeisters Spanien wollte ausgiebig bejubelt werden. Nach später Rückkehr zum Bootshaus stand eine nicht mehr sehr lange, insgesamt aber relativ ruhige Nacht an – im Gegensatz zum letzten Jahr waren wir die einzigen Übernachtungsgäste.

An sehr großer Tafel gab es zu früher Stunde die Henkersmahlzeit in locker-flapsiger Atmosphäre. Höhepunkt des Thrash-Talks war zweifelsfrei die politisch absolut inkorrekte Bemerkung Jérômes, warum es Handicaps für Frauen gäbe, nicht aber „für dr Franzoos“ in seinem Boot. Der Rest der Tafelrunde wusste auch keine plausible Antwort darauf! ;-)

Die Bootsvorbereitungen liefen in diesem Jahr deutlich flotter aufgrund der festen Bugabdeckungen, die Patrick mit Support einiger helfender Händen im Vorjahr für den Rheinmarathon gebastelt hatte. Generell sollte sich die Übervorsicht des Anbringens großer, Rhein-tauglicher Abdeckungen und des Abklebens der Ausleger zumindest in einem Falle als die richtige Entscheidung erweisen, siehe unten.

Das Rennen mit einem Startzeitfenster von 9:00 bis 12:30 Uhr wurde von den meisten Vereinen im Zweischichtbetrieb angegangen, soll heißen unter doppelter Nutzung der einzelnen Boote. Ebenso vom RCN: Stella wurde auf ihrer ersten Runde vom Team Charly, Schäbi, Maike und Patrick auf den Ruderplätzen angetrieben (verfreiwilligter Stm.: Marcel). Einige Minuten später machte sich Matthias mit Kollegen seines Zweitvereins Karlsruher Rheinklub Alemannia (KRA) zu seiner ersten Runde mit der Zielsetzung Vierer-Klassensieg auf. Beide Teams absolvierten den Kurs ordentlich, hatten aber auch beide Mühe beim Erkennen der exakten Wendestelle, die durch einen Streckenposten am Rand deutlich gekennzeichnet sein sollte. Dass der Mensch mit seiner Mini-Fahne nicht im Busch saß, war alles und es gingen wertvolle Sekunden verloren. Abgesehen von den verbaselten Wenden gab es keine besonderen Vorkommnisse oder Zwischenfälle, und die RCN-Auftritte der ersten Schicht konnten als gelungen bewertet werden.

In der zweiten Stella-Runde waren Marcel, Sylvie, Jérôme und Gerhard an den Skulls, während Maike sich die Runde noch mal etwas entspannter mit geänderter Blickrichtung auf dem Steuerplatz gab. Im zweiten RCN-Boot der zweiten Schicht kam Karin im Dreier mit Patrick und Matthias zu ihrem ersten Regattaeinsatz. Das ganze vom Ufer beobachten durfte hingegen das RCN-Boot Neptun – vom KRA konnte ein deutlich besser geeignetes Boot mit Fußsteuer und 70 cm mehr Länge und dafür deutlich geringerer Wellenbildung (beim Neckar-Training hatte es sogar Beschwerden von Neptun-Wellen-genervten Einer-Ruderern gegeben…;-) ) geliehen werden. Dass die Wellen von außen dem Vorhaben einer schnellen Zeit nicht schon nach 2 Kilometern ein Ende bereiteten, dafür sorgte die gute Boots-Präparation. Nicht nur diese fiesen Yachtwellen sondern auch ein deutlich unruhigerer Rhein als zur früheren Stunde zeigten einmal mehr auf, dass sich die zusätzliche Arbeit am Boot durchaus lohnt. So wurden auch die Runden der Spätschicht mit nur minimal Wasser im Boot gut und zur allgemeinen Zufriedenheit absolviert.

Beim vereinsinternen Kampf um den schnelleren Vierer mit Steuermann konnten, schiedlich-friedlich, beide RCN-Teams einen Erfolg verbuchen: Die Stella II-Mannschaft erzielte mit 1:31:37 h die schnellere Ist-Zeit. Aufgrund eines größeren Frauenanteils und höheren Durchschnittsalters errang aber das Stella I-Team im „post-Handicap“-Ergebnis trotz etwas langsamerer Ruderzeit von 1:33:22 h die bessere Platzierung. Mit den Rängen 12 und 15 unter insgesamt 22 Vierern standen ehrenwerte Plätze im Mittelfeld zu Buche. Die mit 5 Booten deutlich dünner besetzte Dreier-Kategorie wurde von Karin und ihren Mannen klar gewonnen. Mit der insgesamt siebtbesten Ruderzeit von 1:25:59 h konnten auf das zweitplatzierte Boot vom RC Rheinfelden 6 Minuten Vorsprung im korrigierten Klassement herausgerudert werden. Bei seiner ersten Runde im Karlsruher Boot erzielte Matthias in 1:17:26 h zudem die schnellste Tageszeit. Aufgrund eines Rechenfehlers wurde das Team zunächst nur für Platz 2 der Viererwertung geehrt. Unter fairer Mithilfe des übervorteilten Teams wurde ein Geburtstagjahrlapsus nach der Siegerehrung korrigiert und die Zweit- und Drittplatzierten rückten einen Rang auf, so dass das Auer-Team die Hauptklasse 20 Sekunden vor der altersgleichen Frankfurter Renngemeinschaft Nassovia Höchst/Nied gewann.

Mit dem Gewinn eines der vier Pokale und der Beteiligung an einem weiteren konnte der RCN eine schöne sportliche Bilanz aufweisen. Weitaus wichtiger bei dieser Einsteiger-Regatta war aber der Spaß an der Sache, und den hatten zweifelsohne alle. Dieser wurde in diesem Jahr auch nicht durch zu knapp kalkulierte Essens- und Trinkvorräte seitens des Veranstalters geschmälert. Im Gegensatz zur Hinfahrt verlief dann glücklicherweise auch noch die Rückfahrt reibungslos, was allerdings die Mehrzahl der müden Krieger ohnehin nur fragmentarisch mitbekam ...

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