DrachenbootCup 2024

Auf dem Neckar sind mal wieder die Drachenreiter los

Neulinge, Traditionsteams und Titelverteidiger schaffen es aufs Siegertreppchen. Das Fest am Fluss lockte wieder Tausende an den Ruderclub.

Sogar der Wettergott liebt den Nürtinger Drachenboot-Cup: Am Samstag, 13. Juli war einer der wenigen trockenen Tage dieses Monats. Zum Fest am Fluss kamen dieses Mal 32 Teams in der Mixed-Klasse und fünf reine Frauen-Teams zusammen, eine Zahl, wie sie nur 2011, dem Jahr von Mission Olympic, erreicht wurde.
Firmen, Vereine oder Freundeskreise hatten Mannschaften von 16 Drachenreitern plus Trommler und Ersatzleuten zusammengebracht, die ab zehn Uhr spannende Duelle auf dem Fluss fuhren, immer angefeuert von den zahlreichen Zuschauern, die sich zwischen Ruderclub und Wörth-Brücke tummelten.
Zunächst traten immer zwei Teams gegeneinander an. Die Sieger qualifizierten sich gleich für das Viertelfinale, die Zweitplatzierten kamen in den Hoffnungslauf. Nach den Hoffnungsläufen hieß es für sieben Teams Feierabend, die anderen 20 traten in fünf Viertelfinal-Läufen mit jeweils vier Booten gegeneinander an. Die Sieger und die drei schnellsten Zweitplatzierten trugen die beiden Halbfinalläufe aus, daraus qualifizierten sich vier Boote für das Finale. Bei den Frauenteams gab es zwei Vorläufe, einmal mit zwei, einmal mit drei Teams, am Ende dann das Finale mit vier Booten.

Jedes Team konnte Punkte für die Kostüm-Bewertung vergeben. Zu dieser Disziplin hatten sich fünf Teams angemeldet: Die Superhelden von Team Aichtal, das Hobby-Horsing-Team, das Werbung für sein Steckenpferd machen wollte, die Turnerinnen der TG Nürtingen, die als Schneewittchen und die 16 Zwerge kamen, das knallrosa Bobo-Bodenseeboot mit dem Flamingo „Furt“ als Maskottchen und die Neckarnixen. Hier trugen die Turnerinnen mit ihrer Akrobatik-Einlage den Sieg mit einem deutlichen Vorsprung vor dem Bobo Bodenseeboot und dem Hobby-Horsing-Team davon.
Bobo-Bodenseeboot und Hobby-Horsing-Team trafen wenig später beim ersten Halbfinallauf erneut aufeinander, zusammen mit Kanos Kanu vom Nürtinger Judoclub und den Toiletten-Tornados der Sanitär-Firma Birk. Diesen Lauf entschieden Kanos Kanu und das Bobo-Bodenseeboot für sich und zogen somit ins Finale ein. Das Überraschungsteam war das Das Bobo-Bodenseeboot - ein Freundeskreis rund um Nürtinger, die in Konstanz studierten. Laut Aussage eines Teammitglieds hat die Gruppe, die zum ersten Mal dabei ist, nur einmal trainiert, einige sitzen beim Rennen selbst zum ersten Mal im Boot. Ebenfalls das erste Mal am Start sind die Toiletten-Tornados, die gleich ankündigten, im Jahr darauf wieder anzutreten.
Das Team Hobby-Horsing möchte die neue Sportart, bei der Menschen mit Steckenpferden über einen Parcours hoppeln, olympisch machen. „Wir treffen uns einmal in der Woche zum Hobby-Horsing. Den Teamspirit konnten wir aufs Drachenboot überragen“, so Julian Defillion. Die kostbaren Sportgeräte wurden durch Attrappen aus Besenstielen und Pappe ersetzt.
Das Erfolgesrezept der Judokas? „Fleißig trainieren, den Rhythmus finden und Gas geben“, sagt Wolfgang Scherer, Kapitän von Kanos Kanu. Auch im Judo gebe es Mannschaftswettkämpfe, das schweißt zusammen.
Im zweiten Halbfinale traten Sieger des letzten Jahres, die TG Nürtingen Schwimmen gegen die ‚Nürtinger und das Masuren-Team‘, das Boot Körperfit und die Cool Dragons an.

„Letztes Jahr sind wir unbeschwert ins Rennen gegangen, das ist dieses Jahr anders“, sagt Steffen Uebele, der Kapitän der TG-Schwimmer, zur möglichen Titelverteidigung. Ziel war, auch dieses Jahr wieder ins Finale zu kommen. Die Voraussetzungen sind gut, die Zusammensetzung des Teams hat sich kaum geändert: „Junge, Aktive und Masters, also Ältere, sind dabei.“ Und er lobt: „Was der Ruderclub da jedes Jahr auf die Beine stellt, ist mega!“
Barbara Kaup vom Personal Training-Studio Körperfit hatte gleich zwei Teams am Start, die beide weit kamen, das Mixed-Team bis ins Halbfinale, das Frauenteam sicherte sich einen Siegerplatz. „Dieses Jahr sind starke Teams am Start, es war ein harter Kampf und wir haben alles gegeben“, sagt sie.
Armin Salkowski, Kapitän des Masuren-Teams, berichtet, dass die Mannschaft seit 2011 am Drachenboot-Cup teilnimmt. 2013 und 2016 stand das Team schon ganz oben auf dem Siegertreppchen: „Wir freuen uns schon das ganze Jahr auf den Tag.“ Dieses Jahr sind zehn von 16 Paddlern neu. Das jüngste Teammitglied ist 16. „Sportbegeisterung ist Bedingung, sonst stimmt die Chemie nicht und man kann das Tempo nicht fahren“, so Salkowski. Die Drachenboot-Begeisterung liegt in der Familie, Salkowskis Frau ist Chefin der Neckar-Nixen. Noch länger dabei sind die Cool Dragons. Volker Wintergerst, Chef einer Unternehmensberatung, ist einer der Väter und Sponsoren des Drachenboot-Cups und somit vom ersten Tag an dabei. „Einmal haben wir gewonnen, meistens schaffen wir es über die Vorläufe hinaus“, berichtet er. Inzwischen paddelt auch seine Tochter Patrizia mit. Zwei Drittel des Teams stammen aus der Firma, andere sind Freunde und Familie.
Im mit Spannung erwarteten Finale der Mixed-Klasse um 18.30 Uhr starteten das Bobo Bodenseeboot, Nürtinger und das Masuren-Team, TG Nürtingen Schwimmen und Kanos Kanu. „Weizen wegstellen und antreten“, forderte Moderator Hans Willi Kies die Teams auf.
Das Finale der Damen trugen TG Turnerinnen, Barbara Kaup Frauenboot, Neckarnixen und die Medius-Mädels untereinander aus.
Die Siegerehrung übernahm Bürgermeisterin Annette Bürkner und nicht OB Johannes Fridrich. Der fürchtete wohl, sich womöglich selbst ehren zu müssen. Nachdem der Aichtaler Bürgermeister Sebastian Kurz eine Herausforderung ausgesprochen hatte, trat auch ein Team aus dem Nürtinger Rathaus mit dem OB als Kapitän an, schied allerdings nach dem Hoffnungslauf aus.
Zuerst bat Bürkner die Sieger der Frauen-Klasse auf die Bühne. Platz drei belegten die Medius-Mädels, eines der vier Teams aus den Reihen der Medius-Klinik. Platz zwei holte sich das Körperfit-Boot. Die Firmen-Chefin hatte damit das Versprechen wahr gemacht, auch ein Damenteam zusammenzustellen. Damit war sie als zweifache Team-Kapitänin wohl die Person, die am Samstag am häufigsten die 300 Meter lange Regatta-Strecke gepaddelt ist. Mit einer Zeit von 1:22,52 waren aber die Turnerinnen der TG nicht zu schlagen. Somit waren sie nicht nur die Schönsten in der Kostümwertung, sondern auch noch die Schnellsten. Ihre Sportlichkeit unterstrichen sie mit Flic-Flacs auf der Bühne. „Gute Laune und Gemeinschaft“, nennen die Frauen ihr Erfolgsgeheimnis. Und natürlich Körperspannung und Kraft. Kaum nachteilig dürfte sein, dass Turnerinnen keinerlei überflüssiges Gewicht ins Boot bringen. So fahren sie Zeiten, mit denen sie locker in der Mixed-Klasse mithalten könnten.
„Von null auf Platz zwei ist schon eine Hausnummer bei fünf Booten“, sagt Barbara Kaup von Körperfit. Keine der Frauen hatte vorher schon einmal gepaddelt. „Und der Drachenboot Cup ist definitiv die beste Veranstaltung in Nürtingen“, findet sie.
Den dritten Platz im Mixed mit mindestens vier Frauen an Bord sicherten sich die Judokas von Kanos Kanu. Auf Platz zwei kamen die Vorjahressieger, die TG Nürtingen Schwimmen. Platz eins sicherten sich mit einer Zeit von 1:15,27 die ‚Nürtinger und das Masuren-Team‘. Bei denen war die Freude über den Wanderpokal und die T-Shirts natürlich riesengroß.
Die Stimmung am Neckar war wieder fantastisch. Die Teams sind nicht verbissen bei der Sache, sie beglückwünschen einander und feuern einander gegenseitig an. Zum Schluss kam dann noch der lange Konzertabend. Mit den Flippmanns wurde bis Mitternacht gefeiert.

Text von Barbara Gosson

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