Die Sensation ist perfekt

Es war schon eine Sensation für den Nürtinger Ruderclub, mit Paul Umbach zum ersten Mal seit 1975 wieder einen Athleten auf eine A-Weltmeisterschaft zu schicken. Der 20-jährige hat die Sensation mit einer Bronzemedaille in der Para-Klasse PR2 im Männer-Einer noch getoppt.

Umbach bescherte damit auch dem Deutschen Ruderverband (DRV) das erste Edelmetall dieser WM im tschechischen Račice. Insgesamt holte das Nationalteam noch zwei weitere Bronzemedaillen und je eine silberne und eine goldene.

Dabei lief Umbachs WM-Vorbereitung alles andere als glatt: Beim Intensiv-Trainingslager des Nationalteams direkt vor der WM holte sich der Nürtinger Para-Sportler eine Entzündung der Hüftbeugersehne. Neun Tage lang konnte er deshalb überhaupt nicht trainieren und danach erst wieder langsam beginnen. Auch beim Training vor Ort im 50 Kilometer nördlich von Prag gelegenen Račice musste Umbach vorsichtig sein.

Im Bahnverteilungsrennen ging er deshalb auch nicht an seine Grenzen und landete auf Platz fünf von sechs Startern. Allerdings waren die Abstände zum Podest mit insgesamt 6 Sekunden nicht groß.

Dann das Finale. Umbach hatte etwas Schwierigkeiten richtig in Fahrt zu kommen und berichtet selbst: “Die ersten fünfhundert Meter liefen nicht so gut, ich bin nicht so richtig rein gekommen und sehr viel Schlangenlinien gefahren“. Nach dem ersten Zwischenspurt war er noch auf Platz fünf. Doch dann konnte sich Umbach Stück für Stück an die vor ihm liegenden Konkurrenten aus den USA und Usbekistan heranarbeiten. Zwischen 1000 und 1500 Metern schnappte sich der Nürtinger zuerst den Amerikaner und schob sich näher an den Usbeken heran.
250 Meter vor dem Ziel sah Umbach beim kurzen Blick zur Seite, dass er mit dem Usbeken inzwischen gleichauf war.

So gab er im letzten Endspurt noch einmal alles; mit hoher Schlagfrequenz und eisernem Willen. Und es reichte! Im Zieleinlauf lag Umbach 0,13 Sekunden vorn und holte damit die Bronzemedaille. „Ich war völlig überwältigt und konnte es gar nicht glauben, was passiert ist“, freute sich der junge Sportler. Auch Bundestrainer Marc Stallberg war voll des Lobes: “Paul hat die Willensstärke, die er schon im Training gezeigt hat, heute voll umsetzten können.“ Umbachs DRV-Trainer Lutz Bühnert war ebenfalls begeistert: “Paul hat physisch und psychisch eine absolut starke Leistung gebracht.“

Wie und wo die Erfolgsgeschichte des jungen Sportlers nun weiter geht, ist noch nicht sicher. Sein Wunschziel wäre die Teilnahme an den Paralympics in Paris 2024. Dafür müsste Umbach den einzigen Platz für einen PR2-Ruderer bekommen, den das Nationalteam zu bieten hat, nämlich im Mixed-Doppelzweier. Umbachs Bootsklasse, der PR2-Einer, ist leider nicht paralympisch.
Auf jeden Fall hat Umbach mit seiner überragenden Leistung in Racice auf sich aufmerksam gemacht.

Zuhause in Nürtingen fieberte Heimtrainer Sascha Hustoles mit seinem Athleten mit. Seit anderthalb Jahren trainiert er den jungen Studenten und ist begeistert von dessen Entwicklung: „Er arbeitet fokussiert auf sein Ziel hin; wir dürfen gespannt sein, ob es für den ganz großen Sprung zu den paralympischen Spielen reicht. Auf alle Fälle bin ich mega stolz auf seine Leistung und freue mich über die erste Nürtinger Medaille bei einer A-WM.“

Der Para-Ruderer Paul Umbach vom Ruderclub Nürtingen gewann völlig überraschend die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften im tschechischen Račice.

Paul Umbach konnte bei der Siegerehrung noch nicht realisieren, was ihm da gelungen ist.

28.09.2022 || Bericht: Kareen Keller || Bilder: meinruderbild.de

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