Regatta unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Stell dir vor, es ist Regatta und keiner darf zugucken. Zur Corona-Geister-Regatta wurde die 43. Nürtinger Kurzstreckenregatta am vergangenen Wochenende deshalb trotzdem nicht. Die fünfhundert teilnehmenden Ruderer waren sich selbst zugleich begeistertes Publikum. Und so kam trotz Corona echtes Regatta-Feeling am Neckar auf.

Was sonst für viele Ruderer ein netter kleiner Schlusspunkt der diesjährigen Saison gewesen wäre, wurde für viele mangels Alternative einziger Höhepunkt. Fast alle Regatten national wie international waren coronabedingt abgesagt worden. Lange war auch nicht sicher gewesen, ob der Nürtinger Ruderclub (RCN) seine Regatta ausrichten können würde. Ein ausgefeiltes Hygienekonzept, viel ehrenamtliches Engagement und die Rückendeckung durch die Stadt machten es schließlich möglich. Zuschauer mussten diesmal allerdings draußen bleiben. Nur fünfhundert Sportler mit ihren Betreuern sowie das Helferpersonal des Ruderclubs ließ die Corona-Verordnung des Landes zu.

Andreas Keller, sonst Sportvorstand des Vereins, jetzt auch dessen Coronabeauftragter, war begeistert von der Disziplin der Sportler: „ Alle haben sich toll an die strengen Hygieneregeln gehalten“. Lediglich im Boot durften die Ruderer ihren Mund-Nasen-Schutz ablegen. Ansonsten galt zwei Tage lang Vermummungsgebot und Abstand wahren. Zutritt zum Regattagelände war nur mit Akkreditierung und einer unterschriebenen persönlichen Einverständniserklärung möglich.

Wie sehr sich die Ruder-Gemeinde über die Möglichkeit, wieder im Wettkampf die Kräfte messen zu können, freute, zeigte das Meldeergebnis. Frank Maier vom RCN- Regatta-Team, bekam Anmeldungen nicht nur aus dem gesamten süddeutschen Raum. Selbst aus Hamburg kam eine Anfrage. Wegen des Corona-Deckels musste Maier jedoch einigen Vereinen eine Absage erteilen. „Das hat mir sehr leid getan“, bedauert er, „aber viel mehr hätten wir auch logistisch kaum an den zwei Renntagen bewältigen können“.

Mit 360 gefahrenen Rennen in diesem Jahr gabs ca. 20% mehr Starts als im Vorjahr. Um sie alle unterzubringen, dauerte die Regatta an beiden Tagen mehr als eine Stunde länger als sonst üblich. Am Samstagabend kamen die beiden letzten Boote erst in der Dämmerung ins Ziel. Bei diesem traditionellen Schluss- und Höhepunkt jeden Renntages, dem Männer-Achter, traten die Nürtinger in diesem Jahr gegen Heidelberg an. Beide Male hatte die RCN-Mannschaft am Ende die Bugspitze vorn. Am Sonntag holten sich Lukas Schneckenberger, Christian Heszler, Jakob Böing, Marc Cordes, Julian Defillion, Oliver Peikert, Nick Blankenburg, David Wollschlaeger und Steuerfrau Amelie Ningel
damit den Ehrenpreis der Stadt Nürtingen.

64 Aktive des Ruderclubs waren am Wochenende insgesamt am Start. Von Ruderküken, die ihre allererste Regattaluft schnupperten bis zu bereits hochdekorierten RCN-Ruderprofis. Die Heimmannschaft holte sich insgesamt 59 Siege über beide Tage hinweg.

Anzahl Siege Name
6 Oliver Peikert, Emil Rauscher
5 Annika Weiß, Jurek Sauter, Sven Liebrich
4 Charlotte Arold, Luisa Kaiser, Lukas Dorfschmid, Max Hammer, Urs Strohmann, Phil Ole Weckenmann, Julian Defillion, Lukas Schneckenberger, Christian Heszler
3 Anika Hümpfner, Paulina Schmid, Amelie Ningel, Pauline Sauter, Ina Liebrich, Bruno Friebe, Jonas Benke, Nick Blankenburg, David Wollschlaeger
2 Stefanie Filbert, Sarah Rösch, Sonja Parpart, Tom Klys, Jan Haßdenteufel, Manuel Schnaidt, Clemens Hörig, Jonathan Burkhardt, Luca Swoboda, Levin Burkhart, Marc Cordes, Christian Rosenfeld, Lars Lorch, Norbert Schmid
1 Finn Neumann, Julian Engel, Max Melcher, Alex Rosenfeld, Otis Greiner, Mattis Keller, Max Scheufele, Bjarne Hodapp, Nils Weiß, Luis Sauter, Jakob Böing, Albrecht Rosenfeld, Gisbert Zahn
erste Siege überhaupt in der Ruderkarriere Finn Neumann, Clemens Hörig, Max Melcher, Max Hammer, Luis Sauter, Tom Klys, Ina Liebrich

Alles in allem verteilten die RCN-Vorstände Gisbert Zahn und Sylvie Aßmann ca. 650 Medaillen – in Coronazeiten „stilecht“ mit dem Obstpflücker an der langen Stange, zwischendurch sogar unterstützt durch OB Johannes Fridrich.

Auch der KSK-Einer-Cup wurde wieder ausgefahren; ohne Beteiligung des Gastgebers allerdings. Gewertet wurden zwölf Einer-Rennen unterschiedlicher Altersklassen. Der Ruderverein Esslingen freute sich am Ende über den Hauptpreis, ein paar Skulls. Für den Zweitplatzierten, die Rudergesellschaft Heidelberg gab es eine Schlagzahluhr. Kaufering konnte sich als Drittplatzierter eine Mannschaftration Schokolade abholen.

Alle Regattabeteiligten waren am Ende zwar glücklich über eine sehr gelungene Veranstaltung. Sie sind sich dennoch einig:
Die 44. Auflage der Nürtinger Regatta wird hoffentlich im kommenden Jahr wieder mit Publikum stattfinden. Zumal dann der RCN so richtig Grund zum Feiern hat. 2021 wird der Nürtinger Traditionsverein hundert Jahre alt.

Das Wetter spielte meistens mit am Regatta-Wochenende

Alle hielten sich an die Wegeführung auf dem Regattagelände um die Corona-Auflagen zu erfüllen.

Abendstimmung bei der Regatta

Fast die einzige Möglichkeit, von außen bei der Regatta zuzuschauen: die Wörthbrücke

Disziplinierte Betriebsamkeit auf dem Neckarweg

Abendstimmung bei der Regatta

Viele Boote auf dem Neckar

Das Regatta-Bilderbuch-Bild

RCN-Ordner schauen, dass sich alle an die Corona-Regeln halten

Wenn schon Maske, dann auch stilecht.

Dynamik beim Männer-Achter

Durch Corona war dieses Jahr ein größeres Regatta-Team nötig:
Sebastian Werner, Philipp Nadler, Uli Kaeswurm, Frank Maier, Sylvie Aßmann, Patrick Plagge, Gisbert Zahn, und Andreas Keller

OB Johannes Fridrich hilft mit bei der corona-gerechten Medaillenübergabe mit dem Obstpflücker

Weitere Bilder in der Galerie

05.10.2020 || Bericht: Kareen Keller-Kuhnle || Fotos: Andreas Keller, Johannes Fridrich

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