Déjà vu in flirrender Hitze

Der Nürtinger Ruderclub RCN holt sich zum sechsten Mal den „Kretschepokal“ bei der Landesmeisterschaft in Breisach.

Déjà vu? Ja, und das schon zum fünften Mal! Wenn sich am Ende der Ruder-Landesmeisterschaften die ganze große RCN-Truppe auf dem Siegersteg drängt und den abermaligen Gewinn des Pokals des Ministerpräsidenten für den erfolgreichsten Verein der Meisterschaften bejubelt, ist die Freude dennoch jedes Mal so groß wie beim ersten Mal. Insgesamt schon zum sechsten Mal in Folge nehmen die Nürtinger Ruderer den begehrten Pokal - von den Sportlern auch „Kretschepokal“ genannt - mit nach Hause.

Die Freude war diesmal auch deshalb besonders groß, weil bis zum Schluss offen war, ob es überhaupt klappen würde. In der Hitzeschlacht auf dem Rhein in Breisach ging es diesmal denkbar knapp her. Nachdem der Nürtinger Männer-Achter im allerletzten Rennen der Regatta als Erster durchs Ziel fuhr und dafür auch noch den entsprechenden Wanderpokal einheimste, warteten alle etwas bang darauf, dass die Vorsitzende des Landesruderverbandes, Heike Breitenbücher, das Ergebnis verlautbarte: Mit genau 437 Punkten waren die Nürtinger am Ende mit nur neun Zählern vor ihrem größten Konkurrenten, dem Ulmer Ruderclub Donau.

Zwei Tage lang hatten sich die beiden Teams an der Spitze der Punktewertung gebattelt; lange lag Ulm leicht vorne. Die Donaustadt war mit einer großen Mannschaft angerückt und mit dem offensichtlichen Ziel, es den Nürtingern diesmal schwer zu machen. Die Ulmer nahmen jedoch den Ausgang des Ruderkrimis sportlich und die Nürtinger strahlten mit der Sonne um die Wette.
Ein Grund für diesen äußerst knappen Ausgang war auch, dass der RCN in diesem Jahr so gut wie keine Einer an den Start schickte; man hatte schlichtweg auf den zwei Bootshängern des Vereins keinen Platz mehr für die Einer frei. So mussten die Punkte also in Zweiern, Vierern und Achtern gesammelt werden. Und die rund siebzig RCN-Sportler taten genau dieses. Insgesamt verbuchten sie am Ende des Wettkampf 14 Landesmeistertitel, sieben Vizemeistertitel und sieben Dritte Plätze.

Bei den sechs Achter-Rennen, die in Breisach ausgeschrieben waren, holten sich der RCN fünf mal die Goldmedaille: Neben dem Männer- auch der Masters- , der Mix- sowie der Junioren-Achter. Außerdem zum ersten Mal überhaupt gemeldet war ein Nürtinger Frauen-Achter, der sich auf Anhieb im starken 5-Boote-Feld durchsetzte.

Sowohl bei den Frauen als auch den Männern waren die Vierer-Ohne-Mannschaften erfolgreich. Ebenso die Doppelvierer-Crews der Männer sowie der Leichtgewichts-Junioren B und der Junioren A. Die Doppelzweier-Teams der Juniorinnen B und ihrer leichten Kolleginnen holten ebenfalls den Meistertitel. Der Junior B Zweier-Ohne komplettierte die Meisterliste im Zweier. Im leichten B-Juniorinnen-Einer gabs schließlich auch noch einen Titel.

Bester Nürtinger Sportler des Wochenendes war Jurek Sauter, der am Ende allein vier Goldmedaillen und eine Bronzene gesammelt hatte. Von den knapp siebzig Nürtinger Ruderern hatten am Sonntagabend 46 mindestens einen Landesmeistertitel errungen.

Die Vereinsvorstände Gisbert Zahn und Andreas Keller sowie die Sportler mit ihren Trainern waren mit der Ausbeute des Wochenendes natürlich mehr als zufrieden. Einen besseren Start in die Sommerferien hätte sich keiner wünschen können. Für die Trainerriege David Wollschlaeger, Sascha Hustoles, Max Schäfer, Merit Linder, Oliver Peikert, Sebastian Werner, Tim Liebrich, Madita Keller, Fanny Keller, Christian Rosenfeld, Maximilian Scheufele, Alena Haußmann und Jan Haßdenteufel war dies auch der Lohn für harte Arbeit im Vorfeld. Neben dem üblichen Rudertraining steckt in einer solchen Veranstaltung auch eine große planerische Herausforderung. Die Koordination der Rennen und der dafür notwendigen Boote ist eine Mammutaufgabe – schließlich müssen Rennpausen der Sportler und die Zeit für den Mannschaftswechsel in den Booten einkalkuliert werden. Allein die Masse an Sportlern mit zugehörigem Bootsmaterial samt Campingausrüstung und Verpflegungsequipment nach Breisach zu expedieren, war eine logistische Meisterleistung. Die Versorgung von über achtzig hungrigen Sportlern und Betreuern ebenfalls – hervorragend gemeistert von Kerstin Werner mit Steffi Fischer.

Bereits am Freitag, vor Beginn der eigentlichen Regatta, wird immer der Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ ausgetragen. Hierbei dürfen nur Mannschaften starten, deren Sportler alle auf dieselbe Schule gehen. Die Nürtinger traten diesmal mit einem Junioren-Vierer mit Schülern des Max-Planck-Gymnasiums an: Maximilian Hammer, Lukas Dorfschmid, Philipp Wennager, Levion Tough und Steuermann Dominik Sigloch. Den Juniorinnen-Vierer stellte heuer das Holderlin-Gymnasium. Im Boot saßen Charlotte Knopf, Ylva Hanak, Lina Hummel, Tara Froese mit Steuermann Leo Werner. Während es bei den Mädels nicht ganz so gut lief, sah es bei den Jungs völlig anders aus. Sie setzten sich bereits im Vorlauf des acht-Boote-Feldes durch und erkämpften sich im Finale vor Marbach den Sieg. Damit lösten sie das Ticket fürs Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ Mitte September in Berlin.

Für die Allerjüngsten, die noch nicht auf der regulären Landesmeisterschaft starten können, bot die Landesruderjugend wie immer den separaten Wettbewerb „Sommer-Talentiade“ an. Für den RCN gingen hier acht Kinder der Jahrgänge 2008 bis 2011 an den Start. Am Samstag mussten die Ruderneulinge ihr Können auf dem Wasser beweisen: In Zweier-Teams mussten sie jeweils im Einer ihre ruderischen Fertigkeiten unter Beweis stellen – unter anderem im Boot aufstehen und die Skulls mit nur einer Hand festhalten. Am Sonntag folgte dann noch ein Vier-Kilometer-Lauf an Land. Am Ende belegten Erik Fick und Finn Otto in ihrer Alterklasse 2010/2011 den ersten Platz, Leo Werner gemeinsam mit einem Überlinger Partner den zweiten und Thilo Hanak mit Felix Hummel den dritten Platz. In der Altersgruppe 2008/2009 landete Emil Semmig mit einem Partner aus Neckarrems auf Rang zwei, Jonas Rutle und Nykyta Kokhan kamen auf den dritten Platz. Shengyi Zhang mit ihrer Stuttgarter Partnerin erreichte bei den Mädchen 2010/2011 den zweiten Rang. Damit sammelten die jungen RCN-Sportler wertvolle Punkte für den saisonübergreifenden Nachwuchs-Wettbewerb der Landesruderjugend.

Liste der Nürtinger Sieger:

  • 4 Landesmeistertitel: Jurek Sauter
  • 3 Landesmeistertitel: Anika Hümpfner, Luisa Kaiser, Neele Zahn, Merit Linder, Sven Liebrich, Marvin Rüdt
  • 2 Landesmeistertitel: Tom Klys, Tim Liebrich, Jonas Benke, Luca Swoboda, Emil Rauscher, Phil Ole Weckenmann, Hannes Fouqué, Nele Fischer, Annika Weiß, Ina Liebrich, Jara Hümpfner, Lars Lorch
  • 1 Landesmeistertitel: Andreas Keller, Clemens Mistele, Peter Heszler, Wolfram Unold, Martin Fouqué, Gisbert Zahn, Albrecht Rosenfeld, Andreas Rieger, Tanja Knöll, David Wollschlaeger, Christian Heszler, Mattis Keller, Madita Keller, Annika Pielmeier, Alena Haussmann, Fanny Keller, Sarah Rösch, Charlotte Arold, Urs Strohmann, Gustav Laufer, Manuel Schnaidt, Clemens Höring, Julian Engel, Max Melcher, Florian Fischer, Nils Knott, Kevin Schlauersbach

  • 2 Vizemeistertitel: Tom Abele, Maximilian Hammer, Lukas Dorfschmid, Ben Werner
  • 1 Vizemeistertitel: Paul Umbach, Finn Neumann, Lars Beutenmüller, Paul Fütterer, Jana Hagemann

  • 2 Bronzemedaillen: Justin Haussmann, Elias Mürle
  • 1 Bronzemedaille: Oliver Peikert, Ylva Hanak

Die gesamte Mannschaft des Ruderclub Nürtingens drängte sich auf den Siegersteg bei den baden-württembergischen Landesmeister-schaften. Man feiert als erfolgreichster Verein den des ‚Pokals des Ministerpräsidenten‘, der von allen nur ‚Kretsche-Pokal‘ genannt wird.

Für die größte Überraschung sorgte der Frauen-Achter des RCN. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnte diese Bootklasse gemeldet werden. Und auf Anhieb holten sich Fanny Keller, Annika Pielmeier, Alena Haußmann, Madita Keller, Anika Hümpfner, Sarah Rösch, Neele Zahn, Luisa Kaiser und Steuerfrau Merit Linder (von links) die Goldmedaille.

27.07.2022 || Bericht: Kareen Keller || Fotos: Andreas Keller

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