Ein Schlag fehlte zu Gold

Beim deutschen Heimspiel auf dem Elfrather See gab es den nächsten internationalen Erfolg für einen Nürtinger Ruderer.

Wie schon im letzten Jahr, qualifizierte sich Oliver Peikert vom Ruderclub Nürtingen (RCN) auch heuer für die Junioren-Europameisterschaft. Diese fand am letzten Wochenende in Krefeld statt.

Normalerweise entsendet der Deutsche Ruderverband (DRV) nur seine Kleinboote zur Europameisterschaft, da diese immer auf Mai terminiert ist. Zu diesem Zeitpunkt sind die Vierer- und Achter-Mannschaften des DRV normalerweise noch nicht ermittelt. Aber bei einer Heimregatta ist alles anders.
Vor zwei Wochen wurden daher die besten deutschen Boote auf der Münchner Junioren-Regatta direkt für die EM nominiert. Hier holte sich der süddeutsche Vierer – neben dem Nürtinger saß noch jeweils ein Junior aus Konstanz, Tübingen und Hanau mit im Boot, gesteuert von einem Mädel aus Wetzlar – souverän den Sieg. So konnte dann diese Mannschaft am letzten Samstag im Vierer mit Steuermann zum Vorlauf am Startnachen in Krefeld festmachen.
Gegner in diesem Vorlauf war neben Weißrussland noch Kroatien. Nur der Sieger sparte sich den Umweg über den Hoffnungslauf und zog direkt ins Finale ein. Nach einem etwas verhaltenen Start zeigten die Jungs um Peikert, was sie drauf hatten, fingen die schnell gestarteten Kroaten wieder ein und ließen sich dann bis ins Ziel den Vorlaufsieg nicht mehr nehmen. So konnten die Ruderer Kräfte sparen für das Finale am Sonntag Nachmittag.

Dort kam es dann, wie im letzten Jahr auch, zum Showdown mit den Italienern, die den zweiten Vorlauf gewonnen hatten. Kroatien, Türkei, Ukraine und Russland komplettierten das Sechs-Boote-Feld für das anstehende Finale über 2000 Meter. Aus dem Vorlauf hatten die deutschen Nachwuchsruderer gelernt, dass sie am Start aggressiver rausfahren müssen und das taten sie dann auch. Mit tollen ersten 500 Metern legte sich die deutsche Mannschaft mit einer Länge an die Spitze. Verblüffenderweise waren hier die Italiener quasi schon raus aus dem Kampf um den EM-Titel. Aber Ukraine und Kroatien hielten mit. Bis 1000 Meter tat sich nichts an den Positionen, nur die Italiener konnten immerhin den Kontakt zum Bronze-Platz herstellen. Auf der zweiten Streckenhälfte schoben sich die Kroaten dann immer näher an den Peikert-Vierer ran, die Ukrainer mühten sich gegen Italien. Mit guten Druckspurts hielten die Deutschen noch eine gute Sekunde Vorsprung, bevor es dann in einen gnadenlosen Endspurt ging. Der Vierer mit Steuermann ist sowieso eine Bootsgattung, bei der man physisch sehr stark sein muss, schließlich sitzt mit dem Steuermann ja noch zusätzliches Gewicht mit an Bord. Und in Sachen Physis, da waren die Kroaten an diesem Tag einen Tick stärker. Mit den letzten Schlägen, wenn nicht gar mit dem allerletzten, schoben die Jungs vom Balkan ihren Bugball in Front und gewannen mit der Winzigkeit von zwölf Hunderstel Sekunden den Europameistertitel, Dritter dann Italien, die tatsächlich noch die Ukrainer abfangen konnten.

Die Jungs um Oli Peikert waren im ersten Moment natürlich völlig konsterniert und enttäuscht, hatten sie doch 1990 Meter das Rennen angeführt. Aber schnell wich dies der Freude über die gewonnene Silbermedaille. Bis auf den Nürtinger, im letzten Jahr WM-Zweiter, hatte noch keiner auf einem Podest einer internationalen Meisterschaft gestanden. Auch Trainer Sascha Hustoles war nach fünf Mal Edelmetall auf einer WM mehr als zufrieden über die erste EM-Medaille von einem seiner Schützlinge.

Oliver Peikert (ganz rechts ) rudert im deutschen Junioren-Vierer mit Steuermann nach nur kurzer Vorbereitungszeit zur Silbermedaille bei der Junioren-Europameisterschaft im nordrhein-westfälischen Krefeld.

Freuten sich sehr über ihre erste Medaille bei Europameisterschaften: Oliver Peikert vom Ruderclub Nürtingen (ganz rechts) mit seinen Ruderkameraden und Steuerfrau Elisa.

23.05.2017 // Bericht: Andreas Keller // Fotos: meinruderbild.de

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