Was war das für ein unglaublicher Endspurt, den Paul Umbach vom Ruderclub Nürtingen auf der EM-Regattastrecke im ungarischen Szeged ins Wasser zauberte. Nach Dreiviertel des Rennens lag Umbach, der mit seiner neuen Partnerin Jasmina Bier erst seit gut vier Monaten im Boot sitzt, noch auf dem sechsten und letzten Platz im Finale des Para-Mix-Doppelzweier der Klasse PR2. Doch dann packte das neue Duo die ‚Endspurt-Keule‘ aus. Auf den letzten 500 Metern wurden die Boote aus Israel, der Ukraine sowie Frankreich eingesammelt. Und mit den letzten drei Schlägen schoben sie sogar noch ihren Bugball an den Niederländern vorbei und sicherten sich hinter den souveränen Briten die nie erwartete Silber-Medaille.
Erst vor gut einer Woche wurde die Hamburgerin Jasmina Bier offiziell in der PR2-Klasse klassifiziert. Hierbei beurteilt eine Kommission des Weltruderverbandes das Handicap des Sportlers. Natürlich hatten Trainer und Sportler darauf spekuliert, dass es die ‚richtige‘ Klasse wird. Aber letztendlich benötigt man das finale Urteil, sonst darf man nicht starten.
Danach sammelte das neue Para-Duo im Vor- und Hoffnungslauf Rennpraxis und fuhren mit neuem deutschen Rekord als letztes Boot noch ins Finale. Hier war das Ziel, nicht Letzter zu werden. Mit einem guten Start hielten die beiden den Anschluss an das Feld. Auf den mittleren 1000 Metern gab es aber hie und da Probleme mit dem Schlag-Rhythmus, aber den Endspurt setzten sie zu einhundert Prozent um.
Mit diesem Erfolg gehören Umbach/Bier nun zu den Favoriten auf die beiden letzten Startplätze für die Paralympics im kommenden Sommer in Paris. Sechs Boote sind bereits durch die Final-Platzierungen bei der letzten Weltmeisterschaft qualifiziert wie z.B. der EM-Sieger aus Großbritannien sowie Ukraine und Niederlande. Frankreich und Israel sind noch nicht qualifiziert, konnten aber von Umbach geschlagen werden. Nun kommt es in zehn Tagen zum Showdown auf dem Rotsee im schweizerischen Luzern. Hier gibt es in allen olympischen und paralympischen Boots-klassen noch zwei letzte Tickets für Paris.
Umbach ist hoch motiviert und auch zuversichtlich: „Wir haben mit Frankreich und Israel zwei der bisherigen Favoriten für die beiden Quali-Plätze geschlagen. Wir erwarten aber mit Brasilien und den USA auch noch Boote aus Übersee. Die können wir nicht wirklich einschätzen, da die neu zusammengesetzt wurden. Aber wir bereiten uns nun in einem Trainingslager in Ratzeburg gut vor. Am 21. Mai muss dann alles passen, wenn wir uns das Ticket für Paris holen wollen“.

Der Para-Ruderer Paul Umbach (links) vom Ruderclub Nürtingen gewann im Para-Mix-Doppelzweier überraschend die Silbermedaille bei den Europameisterschaften im ungarischen Szeged.

2.Mai 2024 || Bericht: Andreas Keller || Foto: meinruderbild.de Detlef Seyb