Aus langem Winterschlaf erwacht

Nach zweijähriger Zwangspause bereitet der Ruderclub seinen Drachenbootcup und des Azubi-Drachenbootcup vor

Es war schon ein extrem langer Winterschlaf, den Fafir und sein namenloser Drachenkollege halten mussten. Fast drei Jahre lang lagen die beiden untätig auf dem Trockenen. Nun endlich dürfen die beiden Drachenboote wieder zurück in ihr Element. Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause wird es am 9. Juli endlich wieder den Drachenboot-Cup des Nürtinger Ruderclub geben.
Und nicht nur der 17. Drachenbootcup wird ausgefahren, auch der 7. Azubi-Drachenbootcup wird am Tag davor stattfinden.

Hatte der Verein zwar seine jährliche Ruderregatta trotz aller Widrigkeiten und mit enormem Aufwand weiter veranstalten können, war dies beim Drachenboot-Cup einfach nicht drin. „Dazu ist die Veranstaltung inzwischen zu groß und beliebt“, erklärt Mit-Organisator Hubert Wondrak. Außerdem lebt der Cup auch von der Party, die die Teilnehmer und Zuschauer daraus machen. Insbesondere das traditionelle Open-Air-Konzert der Flipmanns lockt bis Mitternacht Hunderte an den Neckar. „Ein Cup ohne Fete, nur als disziplinierter sportlicher Wettkampf, wäre für den Ruderclub nicht in Frage gekommen“, erklärt auch Vereinsvorstand Gisbert Zahn.

Nun also reiten sie endlich wieder, die Drachen. Die ersten Anmeldungen von Bootsteams sind schon Stunden nach Veröffentlichung der ersten Ausschreibung eingegangen.
Doch bevor die jeweils 16 Drachenbändiger und –bändigerinnen mit ihren trommelnden Taktgebern den Neckar herunterpflügen, gibt es noch sehr viel zu tun. Eigentlich starten die Vorbereitungen für den nächsten Cup üblicherweise bereits kurz nach dem vorherigen. Diesmal jedoch war die Zwangspause zu lang und die Aktivitäten ruhten für zwei volle Jahre.
Inzwischen laufen die Vorbereitungen allerdings schon kräftig und werden sich in den kommenden Wochen noch auf Hochtouren steigern.
Verantwortlich für die gesamte Organisation sind Hubert Wondrak und Sylvie Aßmann vom Nürtinger Ruderclub. Unterstützt werden sie von einem ganzen Team, das sich um die Technik, die Bewirtung und anderweitigen Aufgaben vorab und während des Cups kümmert.

Bereits vor dem Cup sind viele hundert Helferstunden zu leisten. Bei der Veranstaltung selbst sind dann nur für die Bewirtung über achtzig Helfer im Einsatz. Dazu kommen knapp zwanzig, die die Boote steuern, den Zieleinlauf kontrollieren und die Technik managen. Allein die Helfer-Akquise und –Organisation ist ein sehr zeitaufwändiger Job. „Für einen Verein von der Größe des Ruderclubs ist es eine immense Leistung, so viele Freiwillige zu mobilisieren; quasi Jede und Jeder hilft mit“, betont Gisbert Zahn.

An ein- bis zwei Wochenenden vorab gibt’s bereits große Arbeitseinsätze auf dem Ruderclubgelände; alles wird auf Vordermann gebracht, geputzt und vorbereitet. Am Tag vor dem Azubi-Drachenboot-Cup müssen dann Zelte für die Bewirtung aufgebaut werden, der WC-Wagen installiert, das Geschirrmobil geholt und angeschlossen werden, der Zielwagen bestückt und mit der entsprechenden Technik ausgerüstet werden. Und last but not least müssen noch zwei weitere Drachenboote aus Waiblingen nach Nürtingen verfrachtet werden. Der Ruderclub selbst besitzt zwei dieser imposanten Gefährte. Als vor fast zwanzig Jahren die Tradition des Cups aus der Taufe gehoben wurde, hatten sich der RCN und die Rudergesellschaft Ghibellinia Waiblingen zusammengetan. Jeder Verein kaufte zwei der Boote und man leiht sie sich gegenseitig zu den Veranstaltungen aus. „Wir brauchen schon mindestens 16 Leute, um so ein Boot auf unseren Hänger zu laden“, erzählt Hubert Wondrak. Ohne Schwanz und Kopf wiegt es stolze 250 Kilos.

Vor fast zwanzig Jahren hätte sich kaum jemand beim RCN träumen lassen, wie sich dieser neue Wassersport-Event entwickeln würde. Der damalige Vereinsvorstand Volker Wintergerst hatte das Ganze zuerst nur als Unterhaltungsprogramm für die Mittagspause bei der Regatta 2004 initiiert. Der Pausenfüller ist inzwischen selbstständig und zum Publikumsmagneten geworden. Starteten vor zwölf Jahren gut zwanzig Mannschaften, waren es beim letzten Cup 2019 insgesamt 35 Crews. Bisheriger Rekord war ein 39-Teilnehmer-Feld bei der Veranstaltung „Mission Olympic“ im Jahr 2011. „Mein Traum wäre es, fünfzig Teams dabei zu haben – dann setzte ich mich zur Ruhe“, lacht Wondrak.

Ein Team besteht aus 16 Paddlern, wovon mindestens vier Frauen sein müssen, und einem Trommler. Die Teams sind bunt gewürfelt: Freundesgruppen, Nachbarschaftscrews, Kollegenkreise aus Firmen oder Behörden. „Das Geheimnis des Erfolgs ist aber nicht unbedingt Kraft und Ausdauer“, weiß Zahn. Er erinnert sich an ein Gewinnerteam der Waldorfschule in Nürtingen. „Da waren auch ganz schmale Mädels und Jungs dabei, im Gegensatz zu einigen Muskelpaketen in anderen Crews. Aber die Kids hatte einfach den besten Rhythmus und die größte Harmonie im Boot.“

Der Steuermann wird vom Ruderclub gestellt; es ist alles andere als einfach, einen so großen Pott in voller Fahrt auf Spur zu halten, da braucht es Erfahrung und Kondition.

Zusätzlich zu den Mixed-Teams treten auch noch reine Frauenboote gegeneinander an und fahren ihren eigenen Pokal aus.

Nicht nur sportliche Leistungen werden allerdings gewürdigt, sondern auch die beste Kostümierung erhält einen Preis. Der Einfallsreichtum der Teilnehmer kannte hier in den vergangenen Jahren kaum Grenzen. In der Mittagspause gibt es auf der Bühne noch einen kleinen Showact der Kostümpreisteilnehmer – sehr zur Freude des Publikums.
„Jede Mannschaft hat mindestens zwei Rennen“, erklärt Wondrak. Die im ersten Lauf unterlegene Mannschaft hat auf jeden Fall noch eine zweite Chance im Hoffnungslauf. Danach folgen die Viertel- und Halbfinals bis schließlich das große Finale die Drachenkönige des Cups krönt.
Jede Mannschaft bekommt mit ihrer Anmeldung ein Training kostenlos dazu. „Viele Teams trainieren allerdings auch öfter“, so Wondrak. Bereits jetzt fangen die Trainingsfahrten für einige der Crews schon an. „Das ist natürlich bei unserem laufenden Ruderbetrieb nicht immer so ganz einfach zu organisieren“, erklärt Zahn weiter. Schließlich sei und bliebe der Hauptzweck des RCN das Rudern.

Auch der Azubi-Drabo-Cup erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nicht nur die Azubis aus der Region tauschen gerne für einen Tag die Werkbank oder den Schreibtisch mit einem Platz im Drachenboot. Auch die Ausbildungsleiter freuen sich auf den Austausch mit ihren Kollegen bei dieser Gelegenheit. Dabei sind regelmäßig Firmen wie Metabo, Putzmeister, Heller, Nagel, Bosch und das GARP Bildungszentrum. Die Bewirtung der hungrigen Drachenreiter übernehmen an diesem Tag übrigens traditionell die Azubis des ersten Lehrjahrs der Firma Heller.

Sylvie Aßmann kümmert sich unter anderem um Genehmigungen und die Kontakte mit der Stadt. „Wir sind sehr froh über die tolle Zusammenarbeit mit der Verwaltung“, lobt sie die Unterstützung durch die Kommune.

Noch knapp zwei Monate müssen Fafir und sein Drachenkumpel bis zum großen Showdown warten. Zeit genug für kurzentschlossene Teams, sich spontan zum Cup anzumelden und den Ritt auf dem Drachen zu trainieren. (Anmeldung unter: RCN.DrachenbootCup@ruderclub-nuertingen.de) Den Organisatoren und Helfern des Ruderclubs wird es in dieser Zeit mit Sicherheit nicht langweilig werden.

Zahn und Wondrak strahlen dabei:. „Wir freuen uns riesig, dass wir endlich wieder die Party am und auf dem Neckar feiern können“.

Bald ist es wieder so weit und die Drachen messen auf dem Neckar wieder ihre Kräfte

Azubis der Region werden im Juli auch wieder und dem Titel der besten Drachenreiter streiten

13.05.2022 | Bericht: Kareen Keller-Kuhnle | Fotos: Andreas Keller

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