Wer den Rhythmus im Blut hat

Am Samstag wurde beim 17. Drachenbootcup des Nürtinger Ruderclubs wieder angefeuert und gefeiert. Auf dem Siegertreppchen zeigte sich, wie wichtig ein gemeinsamer Rhythmus für den Erfolg ist.

Endlich wieder feiern am Fluss! Am Samstag fand mit zwei Jahren Verspätung die 17. Auflage des Nürtinger Drachenbootcups am Ruderclub statt. Schon bei den ersten Rennen kurz vor Mittag war klar: Das tolle Gefühl der Vorjahre ist wieder da, wenn auch mit ein bisschen mehr Sicherheitsabstand zwischen den Menschen. Nach der Zwangspause 2020 und 2021 fiel das Teilnehmerfeld etwas kleiner aus als 2019. Am Start waren drei reine Frauenteams und 19 Teams in der Mixed-Klasse, bei der sich unter den 16 Paddlern wenigstens vier Frauen befinden mussten.

Das Finale mit StadtkaPearl, InWaldianern, Cosa Nürtinga und Körperfit ging denkbar knapp aus.

Im Jahr 2019 waren es noch 32 Teams in der Mixed-Klasse gewesen und drei Frauenteams. Entsprechend weniger Sportler mit Entourage und Fans waren auf dem Platz. Unter den diesjährigen Teilnehmern fanden sich auch neue Teams, von denen einige gleich einen Traumstart hinlegten.

Eine lieb gewordene Tradition der nicht ganz so sportlich ernsten Rennveranstaltung konnte dieses Jahr leider nicht stattfinden: Niemand hatte sich zum großen Bedauern der Verantwortlichen vom Nürtinger Ruderclub zum Kostümwettbewerb gemeldet. Dabei hätte es einen sehr schönen Pokal für das Team mit der originellsten Verkleidung gegeben. Doch die meisten setzten auf Pragmatismus und einfache TShirts, konzentrierten sich aufs Training statt auf eine Choreografie. So ging der Pokal außer Konkurrenz an die zauberhaft grün gewandeten Drittplatzierten der Damenwertung, die Neckar-Nixen.

Jedes Team durfte wenigstens drei Mal fahren und verbrachte so seinen Nachmittag am Fluss bei Speis, Trank und vielen Wiedersehen. Von Rivalität war nichts zu spüren, alle feuerten einander an. Zwischen den Rennen gab es immer wieder Showeinlagen zu bewundern: Weil eine Trommlergruppe wegen eines positiven Corona-Tests ausgefallen war, sprang spontan die Stadtkapelle ein, die eigentlich unter dem Namen StadtkaPearl ein paar schnelle Rennen fuhr. Die Musikerinnen und Musiker holten schnell die Instrumente und spielten ein paar Ständchen. Später begeisterte noch die preisgekrönte Hiphop-Gruppe X-Rated der Tanzschule Pöthig mit einer rasanten Tanzvorführung.

Der Drachenbootcup ist immer eine große Party. Im Bild oben links die Drachenjägerinnen, Siegerinnen der Damenwertung. Daneben das Team Körperfit, das sich sehr über seinen ersten Sieg im Mixed freut. Links unten die Party mit den Flippmanns, unten rechts die nachmittägliche Stimmung am Fluss: Entspannt.

Gegen Spätnachmittag trennte sich die Spreu vom Weizen. In sämtlichen Finalläufen ging es derart knapp zu, dass die Sieger bis zur Ehrung das Geheimnis der Rennleitung bleiben konnten. Außer der Zielkamera konnte wohl keiner erkennen, wer die Drachennase zuerst über die Ziellinie der 300 Meter langen Regattastrecke geschoben hatte.
Bürgermeisterin Annette Bürkner übernahm die Siegerehrung. Doch zuvor wurden die gefeiert, die das Fest am Fluss erst möglich gemacht haben: Neben den Organisatoren sind das alle aus dem Bewirtungsteam und natürlich die Steuerleute, die die Drachenboote sicher über die Regattastrecke bringen, egal, was die Paddler tun.
„Nürtingen ohne Drachenbootcup geht eigentlich gar nicht“, sagte die Bürgermeisterin, die sich sehr freute, wieder da zu sein.

Zuerst wurden die Siegerinnen der Damenwertung gekürt. Es siegten die Drachenjägerinnen in einer Zeit von 1.31,86 Minuten vor den Sportfreunden Chiller mit 1.31,89 Minuten. Damit geht der Sieg zum vierten Mal in Folge an die Drachenjägerinnen. Die Frauen feierten sich alle gegenseitig und bildeten ein Spalier füreinander und die anderen Gewinner.

Spannend auch das Finale im Mixed. Vier Teams waren hier am Start: Die StadtkaPearl der Nürtinger Stadtkapelle, die InWaldianer, die Jahrgangsstufe 12 der Rudolf-Steiner-Schule, der Freundeskreis Cosa Nürtinga und Körperfit, das Team eines Personal-Training-Studios. Groß war die Spannung, als Moderator Hans Willi Kies gegen 19 Uhr die Sieger verkündete: Den dritten Platz belegten die Titelverteidiger der InWaldianer, die allerdings in völlig anderer Besetzung als 2019 antraten, in einer Zeit von 1.24,12. Denn die damaligen Überraschungssieger haben längst ihren Abschluss gemacht. Die Eurythmie als Erfolgsgeheimnis scheint geblieben zu sein.
Auf Platz zwei fuhr das erstmals und recht spontan angetretene Team der Cosa Nürtinga in 1.23,97 und über den Sieg freute sich riesig das Team Körperfit, das seinem Namen alle Ehre machte. Die Mannschaft um Barbara Kaup nahm zum dritten Mal teil und konnte sich mit einer Zeit von 1.23,73 den begehrten Drachenpokal sichern. Nach ihrem Erfolgsgeheimnis gefragt, sagts Kaup: „Mache Bahn vier zu deinem Freund. Wir waren bis jetzt zum dritten Mal dabei, jedes Mal im Finale und immer auf Bahn vier.“

Die Verantwortlichen bei der Rennleitung um Hubert Wondrak, Gisbert Zahn, Andreas Keller und Hans Willi Kies zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf des Tages, bei dem schätzungsweise mehr als 2000 Menschen an den Neckar kamen: „Eine Party mit Band bei freiem Eintritt – wo gibt es so etwas sonst?“, so Zahn, der Vorsitzende des Ruderclubs. Dem Verein tut die Veranstaltung, bei der alle von 16 bis 70 mithelfen, auch für das Gemeinschaftsgefühl gut. Dieses Gefühl ist durch die ganze Veranstaltung zu spüren. Zahn analysiert: „Gewonnen haben nicht die Kräftigsten, sondern die, die bis zum Schluss im Rhythmus zusammengeblieben sind.“

Nach der Siegerehrung wurde am Ruderclub noch bis Mitternacht mit den Flippmanns zu bekannten Rock- und Popsongs fröhlich gefeiert.

11.07.2022 || Bericht: Barbara Gosson || Fotos: Andreas Keller

‹ Zurück zur Übersicht