Zwölfmal Edelmetall und ein WM-Ticket

Die Mannschaft des Ruderclub Nürtingen (RCN) hatte aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt und sich noch intensiver für die diesjährigen Deutschen Jahrgangsmeisterschaften gewappnet. Gingen in 2022 noch einige Hoffnungen nicht in Erfüllung, wurde dies am vergangenen Wochenende auf dem Baldenay-See in Essen nachgeholt und somit diese Scharte auch ein Stück weit ausgewetzt. Die zwölf Sportler der Altersgruppen U23, U19 und U17 hatten am Ende der Meisterschaft ein dutzend Mal Edelmetall um den Hals hängen und obendrein auch noch ein WM-Ticket gelöst.

Und das gab es gleich im ersten Rennen bei den A-Junioren (17/18 Jahre) für Levin Burkhart. Dieses Jahr erfüllte sich Burkhart seinen Traum von der Junioren-WM und darf im August in Paris an der Generalprobe für die olympische Regatta teilnehmen, der Junioren-Weltmeisterschaft.
Durch den souveränen Sieg im gesteuerten Vierer ging Burkhart den letzten Schritt und qualifizierte sich zusammen mit seinen Bootspartnern aus Eberbach und Speyer für den Trip an die Seine. Zum Schluss der Regatta holte sich Burkhart auch noch Bronze im Achterrennen mit seiner Südteam-Crew.

Völlige Erschöpfung – riesengroßer Jubel : Levin Burkhart (ganz links) vom Ruderclub Nürtingen gewinnt auf der Deutschen Juniorenmeisterschaft den Junioren-Vierer mit Steuermann und löst mit seinen Bootspartnern das WM-Ticket.

Dazwischen gab es aber noch viel bei den RCNlern zu bejubeln. Am meisten begeisterte Phil Weckenmann. In einem beeindruckenden Rennen deklassierte der Nürtinger im leichten A-Junioren-Einer förmlich seine Gegner. Bei der Hälfte der Strecke machte er Ernst und ruderte sich fast drei Längen Vorsprung heraus. ‚Mein Vorbild ist der griechische Olympiasieger im Einer‘ meinte Weckenmann, ‚der ruderte in Tokio die komplette zweite Streckenhälfte mit einer 37er-Schlagzahl. Das hatte ich mir auch vorgenommen.‘ Im leichten Doppelvierer holte sich Weckenmann dann noch ebenso souverän sein zweites Gold ab.

War eine Klasse für sich: der Nürtinger Phil Weckenmann wird zweifacher Deutscher Juniorenmeister, einmal im leichten Einer und dann noch im leichten Doppelvierer.

Jeweils Silber gab es für Annika Weiß und Urs Strohmann. Beide saßen mit Ruderern aus anderen Vereinen in einer Südauswahl; Weiß im leichten Juniorinnen-A-Doppelvierer, Strohmann im leichten Achter. Und beide lieferten enge Rennen ab. Der Achter wurde erst auf den letzten Metern durch eine Nordauswahl vom Goldrang geschubst, die Mädels kamen im Endspurt fast noch an den führenden Vierer ran. Bei beiden war aber die Freude über Silber riesengroß.

Nicht zufrieden war Hannes Fouqué mit seinem Rennen im gesteuerten Vierer bei den B-Junioren (15/16 Jahre), der vierte Platz war eine Enttäuschung für die BaWü-Auswahl mit Fouqué und Steuermann Micha Hümpfner. Beide wollten es dann im Junioren-B-Achter besser machen. Es wurde dramatisch! Die Potsdamer Renngemeinschaft war klar auf Goldkurs, dahinter battelten sich drei Achter um zwei Medaillen. Aber es reichte zu Bronze. Eine halbe Sekunde hinter den Hausherren aus Essen wurde der BaWü-Achter mit Fouqué und Hümpfner Dritter, wiederum eine halbe Sekunde vor Hamburg.

Auch Nele Fischer fischte sich eine Bronzemedaille aus dem Baldenay-See. Im leichten BaWü-Doppelvierer mit Steuerfrau wurde die Raddadel gefeiert.

Keine Medaillen, aber starke Platzierungen erreichten Lukas Dorfschmid und Maximilian Hammer im Junioren-B-Doppelvierer sowie Max Melcher und Julian Engel im Junioren-A-Zweier-ohne. Für Dorfschmid/Hammer war es der vierte Platz im A-Finale, für Melcher/Engel der zweite Platz im B-Finale. Die letzteren fuhren im Halbfinale haarscharf am großen Finale vorbei. Doch beide Duos haben jeweils noch ein weiteres Jahr in ihren Altersklassen. Da kann man gespannt auf die nächste Saison sein.

Bereits einen Tag vor den Juniorenentscheidungen wurden die Deutschen Meister in der U23-Klasse ausgerudert. Hier hatte der RCN vier Sportler am Start und es gab drei Medaillen. Jurek Sauter und Emil Rauscher starteten im leichten Vierer-ohne wie die Feuerwehr und lagen bei Streckenhälfte vorn. Doch auf den zweiten 1000m wurden sie noch von zwei Renngemeinschaften überholt. Der Lohn war Bronze für ein engagiertes Rennen.
Im leichten Achter schnappte sich Sauter sogar Silber.

Sven Liebrich zeigte ebenfalls starke Rennen, fuhr aber knapp an Edelmetall vorbei. Ein vierter Rang im Vierer-ohne sowie ein fünfter Platz im Männer-Achter standen zu Buche. Aber auch Liebrich hat noch ein weiteres Jahr in seiner Altersklasse.

Unterm Strich stehen zwölf Medaillen und gute Platzierungen auf der Habenseite, die Trainer Merit Linder, Max Scheufele und Sascha Hustoles waren sehr stolz auf die gesamte RCN-Mannschaft.
Jetzt stehen in gut einer Woche noch die Großbootmeisterschaften bei den Männern und Frauen an. Kurz vor den Ferien Ende Juli möchte der RCN dann mit allen seinen Trainingsgruppen zum siebten Mal in Folge den Vereinspokal auf den Baden-Württembergischen Meisterschaften gewinnen.

29.06.2023 || Bericht: Andreas Keller || Bild: meinruderbild.de (Detlev Seyb)

‹ Zurück zur Übersicht