Sieben auf einen Streich

Den Auftakt machte am vergangenen Samstag Henry Gieseler bei den 19-23 jährigen Männern, den sogenannten Senioren B. Im Vierer mit Steuermann hatte er sich mit seinen Mannschaftskollegen aus Frankfurt und Rostock viel vorgenommen. Und entsprechend forsch gingen die Vier auch das Rennen an. Bei der Hälfte, nach 1000m, waren sie Erste, doch diese Flucht nach vorne war volles Risiko – man wollte die Gegner schocken. Der Plan ging nur zum Teil auf. Zwei norddeutsche Mannschaften gingen vorbei, aber die Berliner Crew hatte das Nachsehen. Der Lohn: die Bronze-Medaille. Und es sollte noch besser kommen. Im Achter ließen Gieseler und seine Frankfurter Kollegen sogar nur ein Boot vorbei und kamen noch vor dem zweiten DRV-Auswahlboot auf den Silber-Rang. Die Freude im Ziel war dementsprechend groß.

Am Sonntag waren dann alle Finalläufe der Junior/innen bis 18 Jahre dran. Der Nürtinger Vereins-Vierer, also alle Ruderer vom RCN, hatte sich dazu souverän qualifiziert. Nach einem vorsätzlich verlorenen Vorlauf – der Favorit aus Berlin war im gleichen Lauf – gewann die RCN-Crew um Schlagmann David Wollschlaeger locker ihren Hoffnungslauf. Im Finale gings dann ab:
Die startschnellen Berliner knüppelten los, aber die Nürtinger hingen sich dran. Der Regatta-Sprecher überschlug sich. ‚Das ist ja der Wahnsinn, dass ein Vereinsboot auf solch einem Niveau mitfahren kann’. Und die RCNler ließen nicht locker. Beide Boote jagten über den Beetzsee, ließen die restlichen Boote deutlich hinter sich. Beim früh angesetzten Endspurt kamen David Wollschlaeger, Nick Blanckenburg, Lars Lorch und Bugmann Marc Cordes dann auch tatsächlich an die Berliner ran, aber leider nicht vorbei. Aber trotzdem war die Freude über Silber bei den Vier sowie bei Trainer Sascha Hustoles riesengroß.
Danach ging es für Anna-Luise Stolz um Edelmetall. Sie hatte sich ganz überlegen über Vorlauf und Halbfinale dafür qualifiziert. Die Erwartungen fürs Finale war also da, zumal die große Favoritin aus Hanau krankheitsbedingt passen musste. Stolz kam gut raus am Start, setze sich an die 2. Position. Bei der Hälfte griff sie die führende Potsdamerin an, doch die Zwischenspurts von Stolz wurden von dieser pariert. Diese Attacken kosteten der Nürtingerin wohl zuviel Kraft und so konnte sich auf den letzten 300m auch noch die Ratzeburger Ruderin an ihr vorbeischieben. Stolz war stinkesauer und konnte sich dann selbst bei der Siegerehrung über ihre Bronze-Medaille kein Lächeln mehr abringen.
Das krasse Gegenteil dazu war Marvin Rüdt:
Der kam aus dem Grinsen nicht mehr raus.
Im Leichtgewichts-Vierer-ohne-Steuermann
ruderte er mit seinen Partnern aus Rheinfelden und Mainz ein klasse Rennen und lag bei 1500m auf dem 3. Platz. Und dann zog der Schlagmann des führenden Bootes solch einen kapitalen ‚Krebs’ – das Ruderblatt bleibt im Wasser hängen – dass sich das Boot querstellte und auf Rang vier zurückfiel. Auf einmal ging es für Rüdt und Kameraden um Gold. Diesen Kampf verloren diese nur knapp mit einer halben Sekunde Rückstand. Aber welch ein Jubel im Boot über das gewonnene Silber.
Außerdem es gab ja noch eine weitere Chance: im Leichtgewichts-Achter. Wieder kamen diese ‚Dünnbeine’ – so nennt man Leichtgewichtsruderer im Ruderjargon– um den Nürtinger von hinten links. Als großer Außenseiter, schließlich hatte man das Vorrennen deutlich verloren, kassierte dieser Achter ein Boot nach dem anderen ein und fuhr dann 300m vor dem Ziel an die Spitze. Der große Favorit aus Bayern wehrte sich nach Kräften, vergeblich! Der Süd-Achter um Rüdt holte Gold. Was für eine ausgelassene Freude dann bei dieser Mannschaft.
Das wollte der schwere Südteam-Achter mit den vier Nürtinger Silberjungs aus dem Vierer-ohne an Bord natürlich nachmachen. Doch das ging zunächst mal gehörig nach hinten los: Die Acht mit Wollschlaeger & Co lagen bei der Streckenhälfte mit 10 Sekunden hinten, doch dann zündeten sie einen unfassbaren Turbo. Der Achter fuhr quasi mit einen 1000m-Endspurt von Position fünf auf zwei und holte mit einer weiteren Silber-Medaille das siebte Edelmetall für den RCN .... wow, was für ein Ergebnis.
Einziger Wermutstropfen bei dieser Meisterschaft: alle drei RCN-Nachwuchsboote bei den jüngeren Junioren B, also den 15- und 16-Jährigen, blieben in den Hoffnungsläufen hängen. In diesem Bereich muss der RCN intern Änderungen vornehmen, um in den nächsten Jahren nicht den Anschluss an die nationale Spitze zu verlieren.

Marvin Rüdt (3. von links im schwarzen Trikot) wird Deutscher Jugendmeister im Leichtgewichts-Achter und Vizemeister im leichten Vierer-ohne.

Der Nürtinger Vereins-Vierer-ohne mit Marc Cordes, Lars Lorch, Nick Blankenburg und David Wollschlaeger (v.l.n.r.) holt Silber hinter Berlin und vor Magdeburg.

Anna-Luise Stolz ist trotz Bronze-Medaille nicht zufrieden mit ihrem Abschneiden.

Henry Gieseler (ganz links) holt bei den Männern B zwei Medaillen

Alle Fotos: meinRuderbild.de

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