Nürtinger Masters auf der World Rowing Masters Regatta in Bled, Slowenien

Erstmals in der Geschichte des RC Nürtingen konnten sich am vergangenen Wochenende gleich acht Aktive über eine Platzierung bei der World Rowing Masters Regatta in Bled freuen. Nach der erfolgreichen Generalprobe in Heidelberg präsentierten sich die Nürtinger Boote erneut in Bestform und behaupteten sich auch im internationalen Wettbewerb überaus erfolgreich.

Jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende treffen sich die besten Mastermannschaften aller großen Rudernationen zum Saisonhöhepunkt, um in zehn offiziellen Altersklassen und sieben verschiedenen Bootsklassen die Besten zu ermitteln. Die World Rowing Masters Regatta ist bereits seit Jahren die größte Ruderregatta der Welt, was für den Veranstalter und die Organisatoren eine Mammutaufgabe darstellt. Diesmal kamen 4588 Athletinnen und Athleten aus 46 Nationen. Sowohl die Teilnehmerzahl als auch die Anzahl der vertretenen Nationen bedeuteten Weltrekord. Sicherlich auch ein Indiz dafür, wie sehr die wunderschöne Regattastrecken auf dem malerischen See von Bled innerhalb des Rudersports geschätzt wird. Nicht nur das beeindruckende Ambiente des Sees, sondern auch die wind- und wellengeschützte Lage bietet einen einzigartige Rahmen für echten Spitzensport.

Diesen zeigten auch die acht Aktiven des RC Nürtingen an allen Wettkampftagen. Auf herausragende Weise krönte vor allem Markus Bischoff eine erfolgreiche Saison mit seinem ersten Sieg auf einer World Masters Regatta. Top motiviert und auf den Punkt fit ging er am zweiten Wettkampftag als erster Athlet vom RC Nürtingen an den Start. Mit beeindruckender Dynamik und hoher technischer Präzision gelang ihm ein Bilderbuchstart. Bereits nach den ersten zehn kraftvollen Schlägen hatte er seinen Einer in Führung gebracht. Zur Streckenhälfte führte Bischoff bereits deutlich vor dem Zweitplatzierten aus den USA und dem restlichen Sechsbootefeld. Konsequent ruderte der Nürtinger Skuller sein Rennen zu Ende und sicherte sich den Sieg in der Altersklasse D. Ein Anlass, den die mitgereisten Fans vom RC Nürtingen zum ausgelassenen Jubeln und Feiern am Siegersteg nutzten. Viel Zeit hatten sie jedoch nicht dazu, schließlich machte bereits im nächsten Rennen wieder ein Nürtinger sein Boot an den Startpontons fest. Nach 37 Jahren Großbootaktivität hatte sich Gerhard Kehl entschieden, wieder ein Einerrennen zu bestreiten. Entsprechend groß war die Nervosität und so befand sich Gerhard Kehl nach einem schwierigen Start eher am Ende des Feldes. Schub um Schub musste er sich zunächst zurück an die anderen Boote heranschieben, um auf der zweiten Streckenhälfte noch die beiden führenden Boot anzugreifen. Mit seiner enormen Schlaglänge und viel Biss im Endzug gelang es ihm noch das Boot aus Tschechien zu überholen und damit das Kunststück, vom letzten auf den zweiten Platz vorzufahren. Ein Resultat, mit dem im Vorfeld nicht zu rechnen war und die Nürtinger erneut jubeln lies.

Nachdem es für die beiden anderen Rudermannschaften aus Nürtingen an den beiden ersten Regattatagen in jüngeren Altersklassen nicht optimal lief, konzentrierten sich diese auf ihre Starts am letzten Wettkampftag. Nach einem ruhigen Morgen und bei guten Wetterbedingungen lag der Nürtinger Vierer ohne Steuermann pünktlich um 12:40 Uhr am Start. Nachdem die Außenbahn bereits den Einerruderern Glück gebracht hatte, hofften Andreas Keller, Gisbert Zahn, Albrecht Rosenfeld und Martin Fouqué auf einen ähnlich guten Rennverlauf. Neben ihnen das favorisierte Boot einer internationalen Renngemeinschaft sowie sechs weitere Boote aus Großbritannien, Irland, Norwegen, Österreich und Deutschland. Und mit dem Startsignal ging es ab auf die Strecke. Der Nürtinger Crew gelang es dabei, die anderen Boote zu überraschen und sich vom Start an die Führung zu sichern. Eine Position, die aus taktischen Gründen möglichst lange gehalten werden sollte, um das Feld überblicken zu können. Während fünf Boote bereits nach 250m dem hohen Tempo nicht mehr folgen konnten, lieferten sich die internationale Renngemeinschaft, das irische Boot und die vier Nürtinger einen Bord an Bord Kampf. Zur Streckenhälfte führte die internationale Renngemeinschaft mit einer Sekunde vor dem Nürtinger Boot, wiederum gefolgt von der irischen Mannschaft. Der intensive Zweikampf an der Spitze sorgte auf den zweiten 500 Metern dafür, dass der Abstand zu den Drittplatzierten im Laufe des Rennens auf über eine Bootslänge heranwuchs. Auch wenn alle drei Mannschaften im Endspurt nochmals alle Kräfte mobilisierten, an der Reihenfolge änderte sich nichts mehr. Und obwohl die internationale Renngemeinschaft am Ende das Rennen für sich entscheiden konnte, sorgte der zweite Platz für großen Jubel im Nürtinger Lager. Entsprechend strahlend nahmen die vier Athleten die Glückwünsche entgegen und feierten ihre Vizemeisterschaft ausgiebig.

Angespornt von diesen Erfolgen bereiteten sich Karin Hirning und Sylvie Aßmann direkt im Anschluss auf ihren letzten Start im Doppelzweier der Altersklasse C vor. Ihr Ziel war es, vom Start an mitzurudern und am Ende ebenfalls einen Platz auf dem Treppchen zu erreichen. Im vollbesetzten Achtbootefeld eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Im vergangenen Jahr hatten die beiden intensiv an ihrem Streckenschlag gearbeitet, um das Mittelstück der 1000m-Strecke effektiver absolvieren zu können. Mit diesem Rennplan ausgestattet überließen die Nürtingerinnen bereits kurz nach dem Start den beiden Booten aus Finnland und Dänemark die Führung. Stattdessen erkämpfte sich das Nürtinger Frauenteam hochkonzentriert und mit kraftvollen Schlägen den dritten Platz. Auch wenn die beiden zur Streckenhälfte bereits zwei Sekunden auf die viertplatzierten Britinnen herausgerudert hatten, ging es darum auf den zweiten 500m die Spannung weiter zu halten. Nachdem die Finninnen ihre Führung 250m vor dem Ziel an die dänische Crew abgeben musste, blieben die beiden Nürtingerinnen aussichtsreich auf dem dritten Platz, weiterhin dicht gefolgt vom Boot aus Großbritannien. Mit einem aufopferungsvollen Endspurt sicherten sich die beiden am Ende den ersehnten dritten Platz und feierten im Ziel fast ausgelassener als die Sieger. Vielleicht auch deshalb, weil mit diesem Ergebnis die erfolgreichste Wettkampfbilanz besiegelt war. Noch nie gelang es dem RC Nürtingen einen ersten, zwei zweite und zwei dritte Plätze auf einer World Masters Regatta zu errudern.

Markus Bischoff auf seinem Weg zumSieg)

Der Masters Vierer kurz vor dem Ziel

Die Ruderstrecke auf dem See aus der Perspektive der Burg von Bled

15.09.2017 // Bericht: Martin Fouqué // Foto: www.meinruderbild.de

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