Nürtinger Master-Vierer auf Platz Drei abonniert

Kopenhagen, Dänemark – Am zweiten September-Wochenende treffen sich immer die über 26 Jahre alten Ruderer aus der ganzen Welt, um bei der World Masters Regatta ihre Besten zu ermitteln. Wie im letzten Jahr scheuten sieben Aktive des Ruderclub Nürtingen (RCN) auch keine noch so lange Anfahrt, um mit dabei zu sein. Dieses Jahr hieß das Ziel Kopenhagen, wo auf dem Lake Bagsvaerd, der WM-Strecke von 1987, die weltgrößte Masters-Regatta stattfand.

Dieses Mal hatten die Nürtinger jedoch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Verletzung, Lospech als auch Wind und Wellen machen den RCN-Masters das Ruder-Leben nicht eben leicht.

Den Anfang der Nürtinger Rennen machte Martin Fouqué im Master-Einer der Altersklasse C (mind. 43 Jahre). Fouqué hatte im Training vor dieser Regatta intensiv an seiner Schlagzahlfähigkeit gearbeitet. Diese Umsetzung gelang ihm dann im Rennen auch sehr gut. Nach einem guten Start konnte er aufgrund seiner nun höheren Schlagfrequenz locker mit den Gegnern aus Dänemark, Holland, Norwegen, Russland und Hamburg mithalten. Zur Streckenhälfte bei 500m hatte sich der Holländer nach vorne abgesetzt, Fouqué kämpfte mit den anderen Ruderern um Platz zwei und drei, nur der zweite Deutsche im Feld war schon weit zurück. Mit einem Druckspurt konnte Fouqué dann auch den Dänen abgehängen, wobei sich parallel der Norweger deutlich auf Platz zwei vorfuhr. So gab es im Endspurt einen tollen Kampf zwischen dem Nürtinger und dem Mann von Dynamo Moskau um den dritten Platz. Hier konnte sich der Russe mit acht Zehntel Sekunden durchsetzen und Martin Fouqué auf den vierten Platz verweisen.

Als Nächste waren dann Karin Hirning und Sylvie Aßmann im Masterinnen Doppelzweier, auch in der Altersklasse C, dran. Hier hatten die zwei Frauen jedoch sehr mit den Bedingungen zu kämpfen. Durch den kräftigen Schiebewind war das Wasser auf dem Natursee sehr wellig. Dadurch bekam das RCN-Duo aufgrund technischer Schwierigkeiten nie richtig Zugriff auf das Rennen und mussten sich mit dem vorletzten Platz begnügen. Am Tag darauf starteten sie dann eine Altersstufe höher in der Klasse D (mind. 50 Jahre im Mannschaftsdurchschnitt). Beide zeigten sich deutlich verbessert, jedoch hatten sie einen sehr schweren Lauf erwischt. So war es auch am zweiten Tag wieder der vorletzte Platz. Aber der Aufwärtstrend hielt an. Am dritten Tag der Regatta konnten beide ihr Potential zeigen. Im vollen Acht-Boote-Feld gelang ihnen ein gutes Rennen. Von Anfang an hielten sie Kontakt zum Feld und mischten im Kampf um Platz fünf mit. Hier war es dann eine finnische Mannschaft, die Hirning / Aßmann überspurten konnte. Diese wiederum konnten sich auf der zweiten Streckenhälfte aber durch saubere Ruderarbeit von den Gegnern aus Dänemark und Norwegen absetzen und so auf einem guten 6. Platz ins Ziel rudern.

Beim RCN-Master-Vierer war der Weg nach Kopenhagen besonders holprig. Nachdem man Ende Juli in München noch auf der Euro Masters Regatta gewonnen hatte, wollten die Vier im Trainingslager in Füssen sich die letzte Wettkampfhärte für die World Masters holen. Doch vier Tage davor fing sich Schlagmann Gisbert Zahn eine Patellasehnen-Entzündung ein. Plötzlich stand das gesamte Kopenhagen-Projekt auf der Kippe. Man hätte nun einen neuen Mann für Zahn in den Vierer einbauen können, doch gemeinsam entschied man sich für die unsichere, aber durchaus mögliche, medizinische Heilung. Und man hatte Glück. Mit gezielten Maßnahmen gelang es, die Entzündung zu stoppen. So fiel zwar das Trainings-lager für Zahn aus, aber er konnte gemeinsam mit Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller in Kopenhagen starten.

Am ersten Tag ging der RCN-Vierer auch in der Altersklasse C an den Start. Aber man hatte mit die schwersten Gegner aller 26 gemeldeten Crews erwischt. Starke Teams aus Österreich, Wales, Brasilien, Polen, sowie zwei deutsche aus Berlin und Bremen warteten am Startnachen. Die Nürtinger zeigten wieder einen ihrer perfekten Starts und legten sich nach den ersten zwanzig Schlägen an die Spitze. Wie erwartet, hielten aber Österreich, Wales und Berlin mit. Nach fünfhundert Metern konnte sich die österreichische Mannschaft aus Wien eine halbe Länge Vorsprung heraus rudern. Parallel setzten sich Berlin mit dem RCN zusammen von den Walisern aus Manmouth ab. Dann ging es in den Endspurt. Wien führte mit einer Länge vor Berlin, die wiederum eine Länge auf den RCN hatten. Aber der Zahn-Vierer kam heran. Durch Schlagzahlerhöhung wurde mit jedem Schlag der Vorsprung der Berliner kleiner. Aber diese konnten hinter Wien den zweiten Platz ins Ziel retten, der RCN wurde mit einer knappen halben Länge Rückstand Dritter vor den abgeschlagenen Walisern und den weiteren Booten. Die Nürtinger waren nicht unzufrieden, ärgerten sich jedoch darüber, dass die Berliner doch noch den Bugball vorne hatten.

Am nächsten Tag ging es dann mit Albrecht Rosenfeld für Martin Fouqué in der Klasse D zur Sache. Wieder legte der RCN-Vierer einen guten Start hin und führte das Feld zusammen mit Holland, einem Boot aus Halle sowie den Russen von Dynamo Moskau an. Schon nach 400m zeigte sich, dass die weiteren Boote aus Chile, Finnland, Norwegen und Großbritannien nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun haben würden. Doch dann versteuerte sich Andreas Keller, der mit einem Fußsteuer die Richtung halten muss. Das Boot fuhr in die Bojen der Bahnbegrenzung. Damit war für einige Zeit der Rhythmus gestört, die Bootsgeschwindigkeit geht dann sofort flöten. Das nutzten die Holländer und Russen gnadenlos aus und fuhren davon. Mit einem dann wieder guten Endspurt sicherten sich die Nürtinger aber noch den dritten Platz vor Halle. Der Frust bei den vier RCNler war klar zusehen, hatte man doch nicht das beste Rennen gezeigt. Aber es gab noch eine Chance im Achter.

Hier ruderten die Nürtinger in einer Renngemeinschaft mit Heidelberg, Siegburg und Hamburg. Zwei dieser Ruderer wurden 1987 eben in Kopenhagen Weltmeister im leichten Vierer ohne Steuermann. Ein Sieg war jedoch eher unwahrscheinlich, denn diese spontan zusammengestellte Achter-Mannschaft hatte gerade mal zehn Kilometer gemeinsames Training, bevor sie sich dem Starter stellte. Umso erstaunlicher dann das Rennen selbst. Gegen die eingespielten Teams aus Holland und Berlin hatte die RCN-Renngemeinschaft keine Chance, aber die Achter aus Kroatien, Dänemark und Lettland wurden klar auf die Plätze verwiesen. Man ruderte wieder auf Platz drei über die Ziellinie.

Den Abschluss machten dann Gerhard Kehl und Albrecht Rosenfeld im Zweier ohne Steuermann. Trotz starken Wellengangs machten die beiden pünktlich am Start fest. Gegen sieben Boote aus sieben unterschiedlichen Nationen ging es auch hier mit einem kraftvollen und dynamischen Start auf die 1000 Meter lange Strecke. Bereits zur Streckenhälfte zeigte sich, dass die Mannschaften aus Schweden und Polen zu stark waren, aber um Platz drei stritten Rosenfeld / Kehl kräftig mit. Es gab einen tollen Bootskampf, den die Moskauer vor dem RCN-Duo gewannen, die wiederum die Esten aus Tartu distanzierten. Mit Platz vier im Acht-Boote-Feld waren beide sehr zufrieden.

Auch wenn man nicht ganz an die Erfolge der World Master Regatta des Vorjahres anknüpfen konnte, waren die sieben Masters des Ruderclub Nürtingen unterm Strich doch zufrieden mit der Regatta in Dänemark. Zudem wurde allen klar, wo man im anstehenden Wintertraining den Schwerpunkt setzen muss: beim Stehvermögen für die zweite Streckenhälfte. Nächstes Jahr ist die World Masters Regatta dann in Slowenien auf der Traditionsstrecke in Bled. Die RCN-Masters freuen sich schon drauf.

Gisbert Zahn, Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller (von links im schwarzen Trikot) beim spektakulären Start der Vierer ohne Steuermann. Die vier Master-Ruderer holten insgesamt drei dritte Plätze auf der World Masters Regatta in Kopenhagen.

12.09.2016 // Bericht: Andreas Keller // Fotos: meinruderbild.de

‹ Zurück zur Übersicht