Schöne Erfolge der RCN-Ruderer beim Rheinmarathon

Mit Beteiligungen an zwei Klassensiegen kehrten die Breitensport-Ruderer des RCN vom Düsseldorfer Marathonrudern zurück. Dabei ragte die Leistung des Nürtinger Masters-Männer-Teams mit der zweitschnellsten Tageszeit aller 160 Boote heraus.

Am ersten Oktobersamstag fand zum 45. Mal die größte Breitensportregatta Deutschlands, das Düsseldorfer Marathonrudern statt. Bei dieser von den Ruderern nur als „Rheinmarathon“ bezeichneten Regatta über 42,8 km von Leverkusen nach Düsseldorf war auch der Ruderclub Nürtingen mit 11 Sportlern vertreten. Deren Erfahrung und Ambitionen waren breit gestreut. Während es für das ganz überwiegend aus Rheinmarathon- oder gar kompletten Regatta-Neulingen bestehenden Vereins-Mixed-Team Alexandra Hendel, Charlotte Rudolf, Michaela Wagner, Jérôme Defillion und Timm Jakob vor allem um das Rudererlebnis und die Herausforderungsbewältigung ging, startete 2015-Anfänger Götz Rosenberg im Rennen der letzt- und diesjährigen Rudernovizen siegesambitioniert in Renngemeinschaft mit Karlsruhe und Mannheim. Ebenfalls den Klassensieg und zudem noch eine möglichst gute Gesamtplatzierung hatte der Masters-Vierer der etablierten Kräfte Matthias Auer, Martin Fouqué, Patrick Plagge und Norbert Schmid mit Merit Linder an den Steuerseilen als Zielvorgabe.

Bei ordentlichen äußeren Bedingungen – bedeckt, ca. 15°C und nur leichtem, auf den meisten Abschnitten der kurvigen Strecke schiebendem Südwind – gingen die 160 Boote mit 1,5- bis 2-Minuten-Startabständen in 29 Wertungsklassen ins Rennen. Die RCN-Mixed-Crew konnte trotz des Altersdurchschnitts von 45 Jahren aufgrund eines (zu) jungen Teamitglieds nicht in der älteren MDA43-Mixed-Kategorie (Mindestdurchschnittsalter 43 Jahre) antreten, sondern musste sich der „offenen“ Konkurrenz (ohne Altersbeschränkung) stellen. Dieses offene Mixed-Rennen war mit 3 Booten, in denen sich amtierende Vize-Weltmeister, Ex-Weltmeister, Rio-Teilnehmer und Ergometer-Weltrekordler tummelten, das am hochwertigsten besetzte der Veranstaltung. Vorne Mitzumischen war aber ohnehin nicht das Ziel des RCN-Quintetts, sondern es ging ums Durchhalten und darum, gut durch die ungewohnten Wellen zu rudern und zu steuern. Der Wechsel auf dem Steuerplatz zwischen den steuernden Ruderinnen Wagner und Hendel war auf recht lebhaftem Wasser mindestens so herausfordernd wie das Rudern selbst. In 2:39:28h wurde schließlich die Marathonstrecke bewältigt, womit man 10. von 13 Teams in der offenen Mixed-Klasse bzw. 23. aller 38 Mixed-Team war.

Neben dem süddeutschen Novizen-Vierer mit Götz Rosenberg stellten sich in der Anfängerklasse drei weitere gesteuerte Mixed-Vierer dem Rennen auf Europas meistbefahrener Schifffahrtsrinne. Als letztes Boot der Kategorie gestartet, dauerte es fast die halbe Strecke, bis Rosenbergs Team in Tuchfühlung zu zwei der früher gestarteten Boote kam. Auf dem letzten Drittel konnten diese beiden Teams aus Düsseldorf und Jönköping (Schweden) eingeholt und überholt werden. Erst nach dem Anlegen stellte sich heraus, dass das deutlich früher gestartete Mülheimer Boot ebenfalls langsamer gewesen war. Somit gab es für den Spätberufenen Götz Rosenberg – er erlernte das Rudern erst im 50sten Lebensjahr – bei seinem ersten Rheinmarathon auch gleich den ersten Sieg! Mit der Zeit von 2:37:27h lag seine Renngemeinschaft 5 bzw. 6,5 Minuten vor den folgenden Teams und nahm den 18. Platz in der Mixed- und den 94. in der Gesamtwertung ein.

Einen etwas unvermittelten, rumpligen Start gab es für den Nürtinger MDA43-Vierer, nachdem just in dem Moment, als man ablegte, eine flussabwärts fahrende Dreier-Armada Frachtschiffe nahte. Auf Basis der Vermutung – oder eher Hoffnung – schneller als diese zu sein, legte man ohne Warmrudern parallel zum ersten der Schiffe los, um sich dadurch unruhiges Fahrwasser und langwierige Überholmanöver im späteren Rennverlauf zu ersparen. Diese spontane Entscheidung erwies sich als eine gute, denn die Nürtinger Crew konnte sich schnell von der Großschifffahrt absetzen und bei vergleichsweise ruhigen Bedingungen mit nur gelegentlichen Wellen und Kabbelwasser infolge von Bergfahrern gut ins Rennen finden. Schlagmann Norbert Schmid gab eine hohe Frequenz vor, welche die restliche Crew aufnahm und das Boot flüssig und kraftvoll die Strecke herunter schob. Auf dem Steuerplatz traf Merit Linder nach vorsichtigerem Beginn mehr und mehr die optimale (Kampf-)Linie und steuerte sicher durch die Großschifffahrt und eine Vielzahl von vorher gestarteten Ruderbooten; zunächst nur jenen der eigenen Rennklasse, später auch noch durch fast das komplette 8-Boote-Feld des MDA50-Rennens. Die Zwischenzeit in Dormagen war schon vielversprechend, die Endzeit in 2:09:50h angesichts der geringen Fließgeschwindigkeit noch viel mehr. Wie viel genau, zeigte sich erst im Verlauf der weiteren Zielankünfte: Nur ein einziges Team – die internationale Renngemeinschaft aus Neuwied, Bad Cannstatt und Tilburg – absolvierte in der deutlich schnelleren Bootsklasse der ungesteuerten Fünfer die Strecke noch knapp 2,5 Minuten fixer. Hingegen wurde das restliche Feld der Dreier, Vierer und Fünfer sehr deutlich um mindestens 4,5 Minuten distanziert, darunter auch die Gewinner in der offenen Männer-Viererklasse, die Titelverteidiger und Seriensieger der Wertung „Schnellstes Nicht-Rhein-Vereinsboot“ vom Ruderverein Berlin von 1878. Den Wanderpokal für diese Sonderwertung konnten dieses Mal die Nürtinger für ein Jahr mit an den Neckar nehmen. (ma)

Der Nürtinger Master-Vierer mit Patrick Plagge, Martin Fouqué, Matthias Auer, Norbert Schmid
und Steuerfrau Merit Linder (von rechts) hatte keine Zeit, sich die Graffiti an den Rheinbrücken anzusehen. Mit einer überragenden Leistung gewann die Crew ihre Bootsklasse und wurde in der Gesamtwertung Zweiter von über 160 teilnehmenden Booten.

07.10.2016 // Bericht: Matthias Auer // Fotos: meinruderbild.de, Teilnehmer

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