Wahnsinn, Vize-Weltmeister !!

Wovon sie zu Beginn der Saison nur träumten, woran sie im 5-wöchigem Trainingslager vor der WM begannen zu glauben und was sie nach dem Vorlauf auf der WM für möglich hielten, machten Nick Blankenburg und David Wollschlaeger vom Ruderclub Nürtingen (RCN) im Finale der Junioren-WM in Trakai (Litauen) am 11. August 2013 wahr: sie gewannen eine Medaille, die Silberne, und sind nun Junioren-Vize-Weltmeister im Vierer-mit-Steuermann.

Auf diese Junioren-WM kommen immer nur die besten Auswahlruderer eines jeden Landes. In Deutschland werden über zehn Monate hinweg alle Nachwuchsruderer in unzähligen Langstrecken- und Ergometer-Tests ‚vorsortiert’. Dann folgen die Ranglisten-Regatten in den Kleinbooten, also Einer und Riemen-Zweier. Und wer sich da durchsetzt, wird dann von der Bundestrainerin ins Nationalteam berufen. David Wollschlaeger und Nick Blankenburg kamen erst spät in der Saison in Fahrt, aber dann richtig. Bei der wichtigsten Nominierungsregatta in Hamburg rückten sie in den Fokus und holten dann auf deutschen Meisterschaft zwei Vize-Titel. Dies reichte für die WM-Nominierung. Im WM-Trainingslager in Berlin-Grünau, auf der Olympia-Strecke von 1936, empfahlen sie sich dann für den deutschen Junioren-Vierer-mit–Steuermann.

Diese junge Crew, neben den zwei RCN-lern noch der Münsteraner Maximilian Wagner und der Berliner Wolf-Niclas Schröder, fuhr im Finale dann wieder den Start, den sie schon im Vorlauf gezeigt hatte: Mit 40 Startschläge bei einer Schlagzahl von 44 brachte sie das deutsche Boot nach 300m in Front vor den Franzosen, Italienern und den Briten; Weißrussland und Neuseeland am Ende des Feldes. Die italienischen Topfavoriten drehten dann nach 500m auf, fuhren zuerst an den französischen und dann auch an den deutschen Jungs vorbei und legten sich an die Spitze des Feldes. David Wollschlaeger, der Schlagmann, fuhr daraufhin nach 700m den ersten Zwischenspurt, 10 Schläge mit 100% Kraft und nach 950m den zweiten, diesmal 20 Schläge. Dies brachte dem deutschen Boot etwas mehr Luft zu den Verfolgern, aber die Italiener waren immer noch vorne. Nachdem dann ein weiterer, vom deutschen Steuermann Philipp Baumgard bei 1300m angesagter Spurt verpuffte, wurde eben der Schlussspurt vorgezogen. Und der hatte es in sich: Zum einen brachte der die Italiener in starke Bedrängnis, zum anderen hielt er die Weißrussen auf Distanz. Die hatten am Ende die meisten Körner, machten Meter um Meter gut, fuhren an Frankreich und Großbritannien vorbei, doch der deutsche Vierer parierte den weißrussischen Spurt. So ging es dann über die Ziellinie: Italien vor Deutschland, Belarus auf dem dritten Platz, geschlagen die anderen drei Boote. Im deutschen Vierer konnte sich zuerst nur der Steuermann freuen, die anderen waren über ihre Grenzen gegangen – völlige Erschöpfung! Aber nach wenigen Minuten konnten dann alle realisieren, dass sie soeben die Silbermedaille auf der Junioren-WM gewonnen hatten und der Jubel kannte keine Grenzen.

Danach kam dann das Schaulaufen: Hinter einer Soldaten-Eskorte her ging es für die fünf Jungs zur Siegerehrung: Da gab es dann die nicht für möglich gehaltene Silbermedaille, und die italienische Hymne hörte sich für die deutschen Crew wie die eigene an.

Nach der Siegerehrung meinte David Wollschlaeger: „An den Mittelteil im Rennen kann ich mich nicht mehr erinnern, ich habe einfach nur gezogen – ich durfte ja nicht rausschauen. Aber der Start und der Schlusspurt, das weiß ich noch: So gut waren wir noch nie!“ Sein Vereinsfreund Nick Blankenburg sagte dazu lapidar aber doch treffend: „Das war das härteste Rennen meines Lebens“. Ihr Trainer Sascha Hustoles war auch Stunden später noch etwas ungläubig: „Der Vorlauf von den Jungs war ja schon mehr als überraschend, aber dass die heute über die gesamte Strecke so gnadenlos kurbeln konnten – Wahnsinn!“

David Wollschlaeger (ganz links) und Nick Blankenburg (ganz rechts) vom Ruderclub Nürtingen auf dem Siegerpodest: Ja, wir sind Vize-Weltmeister !

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