Ein Sprint zu Silber und Bronze

Alle Rudermeisterschaften in Deutschland abgesagt? Nein, eine Meisterschaft durften die Ruderer doch noch ausfahren: die Deutsche Sprintmeisterschaft trotze in Werder an der Havel der Corona-Pandamie und wurde deshalb zum einzigen nationalen Höhepunkt der Saison. Entsprechend hochkarätig und auch zahlreich war die Beteiligung am letzten Wochenende. Auch der Ruderclub Nürtingen (RCN) reiste mit einer 19-köpfigen Mannschaft nach Brandenburg.

Am Samstag gingen vier Nürtinger Boote an den Start. Drei davon erreichten das A-Finale. Lediglich der Männerdoppelvierer mit Lukas Schneckenberger, Tim Liebrich, Oliver Peikert und Schlagmann Christian Heszler hatte im Halbfinale denkbar knapp das Nachsehen und musste sich mit Finale B zufrieden geben. Dort gelang dann aber ein überzeugender Sieg. Mit der erruderten Zeit hätten die vier Nürtinger im A-Finale sogar Bronze geholt.

Die beiden Doppelvierer bei den A-Junior*innen schafften den Sprung ins Finale.
Die Jungs um Schlagmann Sven Liebrich waren nach dem Vorlaufsieg sogar Medaillenaspiranten. Im Finale geht’s aber immer bei Null los, da zählt der Vorlaufsieg nichts mehr. Das mussten neben Liebrich auch Jurek Sauter, Jonas Benke und Emil Rauscher erkennen. In einem wirklich packenden Rennen mit sechs Vierern blieb der RCN-Crew nur der undankbare sechste Platz, mit 35 Hundertstel Sekunden Rückstand auf Bronze.
Was für ein Pech!

Die Juniorinnen Stefi Filbert, Annika Hümpfner, Sarah Rösch und Schlagfrau Paulina Schmid waren dagegen verhalten optimistisch. Zu viele Verletzungen im Vorfeld machen eine Titelverteidigung – letztes Jahr dominierten die Nürtinger Mädels diese Klasse – eher unwahrscheinlich. Aber die Mädels verkauften sich gut und fuhren im A-Finale auf einen tollen fünften Platz.

Das letzte Rennen am ersten Finaltag war den Junioren-Achtern vorbehalten. Hier hatte der RCN auch gemeldet. Letztes Jahr gab es in dieser Bootsklasse Bronze für das RCN-Großboot. Daher war klar, die acht Jungs um Steuerfrau Sarah Rösch wollten auch dieses Jahr wieder aufs Treppchen. Aber nach dem Vorlauf machte sich Ernüchterung breit: Letzter Platz. Im Hoffnungslauf rauften sich die Jungs aber zusammen und kamen doch noch ins Finale. Dieses ‚zusätzliche’ Rennen, das man eigentlich als Ruderer immer vermeiden möchte, war gut für die Jungs. Sie fanden dadurch zusammen. Im Finale zeigten sie dann, was sie tatsächlich drauf hatten. Mit einem genialen Start schob sich das RCN-Boot gleich in Front und lies auf der zweiten Streckenhälfte nur noch Osnabrück und Berlin vorbei. Der Vorjahreserfolg konnte also wiederholt werden. Emil Rauscher, Jonas Benke, Max Scheufele, Justin Haussmann, Jan Haßdenteufel, Mattis Keller, Jurek Sauter, Sven Liebrich und Steuerfrau Sara Rösch freuten sich diebisch über Bronze.

Der zweite Regattatag begann für die RCN-Mannschaft gleich mit einem Vorlauf-Sieg.
Die Mix-Crew mit Luisa Kaiser, Tim Liebrich, Oli Peikert und Pauline Sauter – das gleiche Team, das im Vorjahr Gold gewann - fuhr souverän und direkt ins Finale. Das verpasste der gemixte Junioren-Vierer jedoch. Hier blieb das Finale B. Das gewannen die RCNler Annika Hümpfner, Mattis Keller, Max Scheufele und Schlagfrau Stefi Filbert dann aber klar.

Einen Einzelkämpfer hatte der RCN auch mit dabei: Christian Heszler stellte sich im Einer der Konkurrenz bei den schweren Männern. Die Kurzdistanz liebt Heszler. Hier kann er seine hohe Schlagfrequenz über 40 Schläge pro Minute zelebrieren; das schaffen nicht viele im Einer. Somit kann er sein ‚Handikap’ als Leichtgewicht in der schweren Klasse kompensieren. Das gelang ihm gut. Nach knapp verpasstem A-Finale-Einzug holte sich Heszler den dritten Platz im B-Finale.

Ein guter Schluss ziert alles und der war bei der Nürtinger Mannschaft dem Mix-Vierer vorbehalten. Im Finale war klar, dass es im Kampf um Gold ein harter Fight mit der Konkurrenz aus Köln werden würde. Der RCN-Vierer konnte lange mithalten, aber zum Schluss hatten die Kölner doch eine halbe Länge Vorsprung herausgesprintet. Silber war aber der verdiente Lohn für Kaiser, Liebrich, Peikert und Sauter.

‚Klasse Abschluss eines schrägen Jahres’ resümierte Sascha Hustoles, der Trainer der Nürtinger, ‚alle sind total glücklich, dass es wenigstens diese eine Meisterschaft im Corona-Jahr noch gab’.

Bildunterschriften:

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