Alleine und doch mittendrin

‚Ready – Attention – Row!‘ So hallte der akustische Startschuss durch die Wohnzimmer, Keller und Garagen der Sportler vom Ruderclub Nürtingen (RCN), die am Wochenende an der ‚25. Deutschen Ruderergometer-Meisterschaft’ teilgenommen hatten. Dieses Jahr ging das natürlich nur digital, zuhause und alleine. Und trotzdem war es ein besonderes Erlebnis der Gemeinsamkeit.

Der Deutsche Ruderverband (DRV) veranstaltet in normalen Jahren diese Meisterschaft immer im Februar in einer großen Sporthalle in Essen-Kettwig. Diese ist quasi der Tempel des Rudersports auf dem Ergometer. Dort werden die Vorläufe und Finals immer von lauter Rockmusik ‚untermalt‘, die Trainer brüllen ihre Sportler zur maximalen Leistung. Alles schwitzt, schreit und wummert.

Dies war logischerweise dieses Jahr nicht möglich und so wanderte die Veranstaltung in die 850 privaten Räumlichkeiten der Teilnehmer, die sich dann online auf einem Server in den Niederlanden trafen, um ihre stärksten Ruderer der verschiedenen Jahrgänge zu ermitteln.

Die Ergometer des RCN waren schon seit Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November an insgesamt 18 Sportler ausgeliehen worden, da alle Sportvereine wieder geschlossen wurden. Dadurch waren die Vorbereitungen nicht ganz einfach, aber die Trainer Merit Linder, Oliver Peikert, Sascha Hustoles sowie Fanny und Madita Keller gaben ihren Sportlern alles an die Hand, was sie im Vorfeld machen mussten: Browser- und Ergometer-Software aktualisieren, wie verkabele ich meinen Ergo mit Rechner sowie schlussendlich auch das Einloggen auf der Meisterschaftsplattform. Alle meisterten diese erste Challenge - die technische - sehr gut und konnten an ihren Rennen teilnehmen.

Los ging es schon Sonntag morgens um 9:00 Uhr mit den Vorläufen. Sechs RCN-Sportler qualifizierten sich für das Finale, bei Jara Hümpfner, Lilly Maier, Urs Strohmann und Jan Haßdenteufel reichte es nicht zum Sprung unter die ersten Zwanzig. Jedoch fuhren alle vier persönliche Bestzeit bzw. knapp dran hin und waren somit sehr zufrieden mit ihrer abgelieferten Performance.

In den Finals am Nachmittag gab es dann tolle Ergebnisse für die Nürtinger Ruderer: Knapp am Treppchen vorbei landete Hannes Fouqué auf einem hervorragenden vierten Platz bei 14-jährigen Jungs in der Leichtgewichtsklasse, jeweils Achte in ihren Klassen wurden Annika Weiß, Lukas Dorfschmid und Phil Weckenmann, Jurek Sauter war mit Platz 10 sehr zufrieden. Platz 12 ging an Levin Burkhardt bei den 15/16-jährigen B-Junioren als auch an Neele Zahn mit persönlicher Bestzeit in der offenen Frauenklasse. Sven Liebrich, Charlotte Arold, Micha Hümpfner und Maximilian Hammer erruderten sich gute Mittelfeld-Platzierungen. Den Abschluss mache Martin Fouqué als ‚Alterspräsident‘ der RCN-Crew. Bei den Masters D (über 50 Jahre) kam er als Fünfter ins Ziel.

Fouqué war nach dem Wettkampf völlig begeistert von diesem Format. „Es war sehr, sehr schön, in diesen schwierigen Zeiten so einen Event geboten zu bekommen. Großes Kompliment an die Organisatoren vom DRV. Es tut so gut, mal wieder ein Rennen zu haben, wenn auch nur virtuell mit einem Boot-Symbol auf dem Bildschirm“, so der Masters-Ruderer. „Sehr motivierend war es auch, dass ein amtierender Weltmeister wie Oliver Zeidler mit dabei war.“ Der beste deutsche Einer-Ruderer verpasste den Weltrekord in der Männerklasse lediglich um zwei Sekunden.

Am Ende des virtuellen Rennens musste Hannes Fouque richtig beissen. Er erkämpfte sich mit einer couragierten Leistung den 4. Platz bei den 25. Deutschen Ruderergometer Meisterschaften 2021 in der Klasse ‚Junioren 14 Jahre Leichtgewicht‘.

25.02.2021 || Bericht: Andreas Keller || Foto: Martin Fouqué

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