Der Ruderclub Nürtingen beim Düsseldorfer Marathonrudern

Es fing ganz harmlos an, als Matthias im Juli Max und mich ansprach: „Hättet ihr vielleicht Lust, mal am Rheinmarathon teilzunehmen? Wäre doch schön, wenn Nürtingen mit mehreren Booten dabei wäre.“ Kurze Pause, mit leichtem Nachdruck ergänzt: „Um den Schlüssel-Alt-Schild-Wanderpokal zu ge-winnen, muss man mindestens drei ambitionierte Boote am Start haben…“. Es ist nämlich so, dass der Verein den Haupt-Preis der Veranstaltung erhält, der die schnellste Gesamtzeit aus der Addition der Ruderzeiten seiner drei topplatzierten Boote aufweist. Klar, dass dafür auch mindestens drei Boote eines Vereins starten müssen.

Also Lust zum Rudern auf dem Rhein hatten wir schon. Das mit dem Pokal war sicher nicht ernst gemeint, und so eine Bootspartie stromabwärts hörte sich ganz nett an. Im Juli hatten wir in Finnland im breiten Holzzweier 60 km am Stück auf dem See um die Insel gerudert. Das hatte knapp sechs Stunden gedauert. Da hörte sich so ein Marathon im Vierer mit ordentlicher Strömungsunterstützung und einer voraussichtlichen Ruderzeit in der Größenordnung von 2,5 Stunden eigentlich ganz passabel an. Also machten wir uns auf die Suche nach möglichen Mitruderern. Dabei stellte sich schnell heraus, dass wir beim Recruiting ernsthafte Konkurrenz im eigenen Haus hatten. Das „zweite RCN-Boot“ wollten nämlich auch ein paar ehrgeizige Jungsenioren, sprich die Ü50-Herren füllen. Die waren zu dem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht komplett, und so ging die konkurrierende Suchaktion los. Relativ schnell fand sich in Semih Aydin ein Jungspund der (a) ernsthaft interessiert und ambitioniert war und (b) aufgrund seines jungen Alters nicht ins Beuteschema der Ü50er passte. Die danach abgearbeitete lange Liste möglicher Kandidaten wurde aufgrund von Streichungen kleiner und kleiner, bis das Team in Person von Thomas Horn doch noch den vierten Ruderplatz gut besetzt bekam.

Fehlt da noch wer/was? Klar! Denn die Regularien des Rheinmarathons sehen einen Steuermann / eine Steuerfrau für die Vierer vor. Und da waren nach der erfolgreichen Ruderer-Rekrutierung nach Adam Riese für die drei RCN-Teams eben gleich deren drei von Nöten. Kein Wunder, dass in der Folge mit allen Tricks ums Personal geworben wurde. Ziel war, eine Zwei-Tages-Tour im RCN-Bus mit 400 km einfacher Fahrstrecke sowie 2,5 Stunden auf nem unbequemen Gigboot-Sitz bei vermutlich Rheinmarathon-typischen herbstlichem Schietwetter in schillernden Farben schön zu reden: Geiler Event, Sonne kurz vor dem Durchbruch, super Teamstimmung, selbstgemachtes Vesper, Übernachtung im Wellness – äh Fitnessbereich des Ruderclubs Düsseldorf – und natürlich ein Bootsausflug inklusive…

Nichts, als ein freches Gerücht war es natürlich, dass die Oldies „ihren“ Timm mit einem Hotelzimmer im ersten Haus am Platze bestochen haben sollen. Nee – mal ganz ehrlich, Timm: Herzlichen Dank dafür, dass Du im Vorfeld für und mit uns ein paar Trainingseinheiten gefahren bist. Die haben uns enorm weitergebracht; und ja, wir glauben Dir und den Oldies, dass sie die älteren Rechte auf Deine Dienste gehabt haben. Klarer Fall von „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Wir haben schließlich doch noch das latente Steuerplatz-Problem gelöst bekommen, und zwar gleich in Form einer praktischen Doppellösung: Jens Sauter war freundlich bereit, uns zu steuern, und Sohnemann Jurek nahm die besondere Herausforderung an, die Steuerposition im hochambitionierten MDA43-Boot einzunehmen. Engagiert brachte Jens sich gleich trainingsmethodisch ein, indem er uns bei einer Trainingsfahrt auf dem Neckar mit (künstlich produzierten) „Rheinwellen“ vertraut machte! Als ich das den mit uns im Bus nach Leverkusen fahrenden Rheinruderprofis erzählt habe, haben sich die fast in die Hosen gemacht vor Lachen. Uns hat´s aber trotzdem geholfen, und mit Timms Lektionen für Ruder-Dummies, Gopro-Feedback, Teambesprechungen und dem heißen Atem der Oldies im Nacken fühlten wir uns ganz gut vorbereitet, obwohl das Team aufgrund von Urlaub, Krankheit und anderer Baustellen leider nur ganze drei Mal in Komplettbesetzung aufs Wasser kam. Vermutlich dank dem Training mit den anderen „Breitis“ beim Breitensport-Forggensee-Trainingslager, bei dem sich drei der Teammitglieder schon aufeinander eingegroovt hatten, fanden wir recht schnell zusammen und waren zuversichtlich, uns am Tag X nicht total zu blamieren.

Auf der Zielgerade zum Rheinmarathon kam es dann allerdings knüppeldick: der Erste wurde krank, dann der Zweite und dann der Dritte – ¾ der Ruderer waren zeitlich überlappend malad. Zum Glück hatte die Männergrippe nur bei mir zum ganz ungünstigen Zeitpunkt zugeschlagen. Max und Thomas waren in der Regatta-Vorwoche wieder fast ganz genesen, auch wenn sie die geplanten finalen Finetuning-Trainingseinheiten absagen mussten. Bei mir hielt sich die Temperatur hingegen hartnäckig. Die Google-Suche zum Thema „Fieber und Marathonvorbereitung“ habe ich lieber ganz schnell wieder beendet. Mit viel Schonung und genauem Hineinhören in meinen kostbaren Männerkörper konnte ich Jens pünktlich am Samstagmorgen mit der Botschaft meiner Wunderheilung erfreuen: „Ich bin gesund genug für einen Marathon – Du darfst steuern und musst nicht für mich rudern.“

Aber zurück zur Regattavorbereitung, denn vor dem Rennsamstag war noch einiges zu erledigen gewesen. Zum Glück hatte Patrick schon die ganze Woche viel Arbeit und Gehirnschmalz in die Vorbereitung gesteckt – vielen Dank dafür! So war an alles gedacht, bevor das gemeine Rudervolk am Donnerstag zum Abriggern und Verladen eintrudelte. Die geplante Renngemeinschaft mit Karlsruher Alemannen für das Anfängerrennen hatte noch dazu geführt, dass ein viertes Boot aus Nürtingen mitgenommen werden sollte. Zum Glück wurden die zwei Boote der Anfänger und der alten Langstreckenhasen mit Macons bzw. Leistungssport-Skulls ausgestattet. Zwei komplette Big Blade-Vierer-Sätze konnten mit Hängen und Würgen (und leichten Abstrichen) aus dem etwas kärglichen Breitensportreservoir akquiriert werden.

Die Anreise musste wegen der vielen Teilnehmer mit drei Autos erfolgen, wobei der RCN-Bus als Zugfahrzeug diente. Die Bootstransport-Vorhut hatte das Vergnügen des Aufriggerns der Boote bei wechselhaftem Wetter im leichten Niesel mit Sonnenlöchern. Die Firma T. (wird hier extra nicht genannt) hatte zwar anno dazumal die freundliche Anfrage, als Hauptsponsor von Langstreckenregatten aufzutreten, ausgeschlagen. Nichtsdestotrotz war ihr Produkt, das durchsichtige Klebeband in 48 mm Breite auf der Bootswiese omnipräsent. Es gab auch einige Nachhaltigkeitsboote, die ihre Ausleger und Wellenbrecher mit zweifelhaften, wiederverwendbaren(?) Konstruktionen aus Eternitplatten, Sperrholz, Bananenkartons und sogar Wahlplakaten(!) bastelten, aber der überwiegende Teil der Mannschaften setzte auf den bewährten Einsatz von kilometerlangen Klebebändern des Originals – so auch wir.

Mit Argusaugen wurde Profi Matthias beim Abkleben seines Rennbombers betrachtet, denn „vom Sieger lernen, heißt siegen lernen“ – oder so ähnlich. Der anfängliche Verdacht, dass eventuell ein Tragflächenboot entstehen sollte, bewahrheitete sich nicht. Tatsächlich geht es darum, mit den präparierten Booten im Rennen jegliche Wellen hemmungslos frontal nehmen zu können und dabei die Wasserübernahme auf ein Minimum zu reduzieren. Nachdem ich im Vorfeld ein Video gesehen hatte, bei dem ich zwar noch immer hoffte, dass es ein im Hallenbad produzierter Fake-Actionfilm war, achtete ich vorsichtshalber dennoch mit besonderer Sorgfalt auf die Abdichtung des Wellenbrechers, umso mehr, als ich als Bugmann vorgesehen war. Ja, das ist der Typ ganz vorne, da wo die Wellen herkommen. Der zweite, humane Wellenbrecher hinterm Wellenbrecher sozusagen. Nach Installation der akkubetriebenen Lenzpumpen und der Heckabdeckung mit weiteren fünf Kilometern T-Band fand die Bootsvorbereitung mit einem kleinen Wolkenbruch einen schnellen Abschluss.

Aufgrund der geteilten Anreise fand die Vereinigung aller RCN-Sportler erst zur späten Stunde in der Pizzeria Novita in Düsseldorf statt. Dafür brachte Martin noch die letzten Ernährungstipps vom Expertenvortrag am RCN mit, die darin bestanden, dass eine Trinkpause für die Marathonstrecke empfohlen wurde. Nach dem Essen ging es in die Schlafgemächer. Dem fortgeschrittenen Alter angemessen waren die „Golden Oldies“ der Ü50-Mannschaft im Hotel einquartiert, während die etwas belastbareren Sportsfreunde, bestehend aus den taffen Midagern Patrick Plagge, Matthias Auer, Norbert Schmid und Martin Fouqué, uns „relativ jungen Wilden“ und den „Ruderbeginnern“ Stephanie und Claus Renzler im Kraftraum der Düsseldorfer Germanen unterkamen und überwiegend eine gute, manche trotz Wecker etwas längere als vorgesehene Nacht verbrachten.

Die Startzeiten der Boote waren am Samstag sehr unterschiedlich, so dass die Anreisen mit dem Regatta-Shuttle-Service mannschaftsindividuell gestaltet waren. Als letztes Nürtinger Boot hatten wir den Luxus eines gemütlichen Aufstehens und Frühstückens, mussten aber anschließend, zunehmend hibbeliger, schier endlos lange auf unseren Einsatz warten, während bei hartnäckig kühlen Temperaturen der ohnehin kräftige Wind zunehmend auffrischte. Wir konnten dafür im Internetsportsender live das Ablegen der frühen Boote ansehen, und damit unsere Nervosität zusätzlich steigern. Auch am Ruderclub Leverkusen mussten wir weiter Zeit vertrödeln. So konnten die RTHC-Sporteinrichtungen inklusive einem Rudertrainingsbecken und einer großzügigen Sporthalle entspannt bewundert werden. Die Sauna wäre naturgemäß für die Athleten mit finnischem Blut in den Adern noch interessant zu sehen ge-wesen. Da fehlte dann aber doch die Muse für die Suche…

Etwas weiche Knie bekamen wir Erstlingsruderer vor dem Abenteuer mit Heranrücken des Starttermins dann schon. Schließlich war klar, dass wir als echte Breitensportler mit 80% Rheinmarathon-Neulingen an Bord eher Opfer als Jäger sein würden; dennoch waren wir wild entschlossen, sportlich einigermaßen erfolgreich abzuschneiden und unser Scherflein für die Mannschaftswertung beizutragen. Nicht auszudenken, wenn wir langsamer als die Golden Oldies wären!

Die Steuerleute waren von Matthias am Vorabend nochmal genau instruiert worden, die Obmann-Einweisung hatte auch stattgefunden und – „kein Scheiß“ – der Matchplan stand. Der Matchplan? Genau. Wir hatten uns nämlich eine Erfolgsstrategie überlegt. Mit der Startnummer 152 startete 1,5 Minuten nach uns das Boot des Kölner Club für Wassersport e.V. (KCfW). Die waren sportlich ungefähr unsere Kragenweite (prognostizierte Zeit zwischen 2h 20 bis 2h 25 Minuten) und sie kannten sich auf ihrem Heimatgewässer natürlich bestens aus. So war der Plan, gemäß der Wasserzeiten vor dem KCfW auf Wasser zu gehen, nach dem Ablegen aber etwas zu Bummeln und dann den Kölnern nach deren Start unauffällig im Kielwasser nahe der Ideallinie zu folgen. So der Plan. Zu diesem Plan gehörten leider zwei, und Nummer zwei spielte nicht mit: Im ganzen Leverkusener Wiesengrund war nämlich kein Boot mit der Startnummer 152 zu finden – kein Wunder, hatte es doch vom heimischen Steg 11 km flussaufwärts abgelegt und war zur planmäßigen Startzeit durchgerauscht, bevor wir überhaupt auf Wasser waren (es gab zeitlichen Verzug beim Einsetzen…). Schrott! Das nächste bekannt schnelle Boot mit Premium-Streckenkenntnis war erst 10 Minuten nach uns dran, und als Eiszapfen die Verfolgung aufnehmen wollten wir auch nicht. Ein neuer Matchplan musste her. Und der war einfach und hieß „kurzes Warmrudern und dann ab durch die Mitte“! So hielten wir es auch und begannen unser persönliches Abenteuer. Meine Hoffnung, dass das erste Vollbad erst im zweiten Drittel stattfinden würde, erfüllte sich teilweise. Im zweiten Drittel hatte gestimmt. Aber es war nicht das zweite Drittel der Strecke sondern der ersten 10 Minuten! Super. Dafür war´s jetzt irgendwie auch (fast) egal, falls es anfangen würde zu regnen. Was dann auch prompt geschah...

Eigentlich ist der Rhein sehr breit. Meint man zumindest. Das muss sich doch problemlos und fast von alleine steuern!? Ist aber alles relativ, denn wenn links ein Schiff hochfährt und rechts eins runter oder umgekehrt, dann kann es recht kuschelig eng werden. Jens? Jeeens!!! Alles im Griff. Großes Lob an unseren Steuermann. Unbekanntes Gewässer und so ein Verkehr. Dabei fast immer die Ideallinie gefunden und mit nichts zusammengestoßen. Außerdem die Wellen ziemlich gut angefahren. Wir wurden tatsächlich relativ selten nass, hatten aber wohl auch Glück – wobei man dem Glück durch eine gute Bootspräparation und eine gute Linie sehr auf die Sprünge helfen kann.

Zurück zum Rennen: Bei der Zwischenzeit lagen wir im grünen bis gelben Bereich. Dank RIM-App und Smartphone konnte ich unsere Zeit immer etwas im Auge behalten. Semih hatte uns vorbildlich mit Schlagzahl 26-27 auf Kurs gehalten und Wind und Wellen hielten sich auf den ersten zwei Streckendritteln in Grenzen. Ein- bis zweimal hatten wir sogar Wasserbedingungen, bei denen wir das Boot richtig zum Laufen brachten und sowas wie Rhythmus entstand. Tja und dann kamen sie, die Gegenwindstrecken. Dafür war ich tatsächlich noch nicht wieder fit genug. Während das Team sich erkennbar ebenfalls schwertat, musste ich einige Schläge mehr oder weniger aussetzen bzw. mit viertel Rollbahn absolvieren, weil ich weder die Arme richtig nach vorne brachte, noch den Rollsitz ordentlich in Bewegung bekam. Das kannte ich in der Form noch nicht. Die Ruderkollegen im Ruderclub Düsseldorf konnten im live-TV verfolgen, wie unsere Geschwindigkeit übelst herunterging; gefühlt wurden wir eher wieder rheinaufwärts geblasen. Die vorgesehene Taktik, bei hartem Gegenwind die Schlagzahl zu erhöhen wird ziemlich obsolet, wenn man die Sch…-Skull einfach nicht mehr in die Auslage bringt... Danke Team, dass ihr mich und euch da durchgebracht habt. Ich schulde euch was und ich verspreche, ich mach es nächstes Jahr an euch gut!

Das war´s dann aber auch schon fast. Was sind schon schlappe 15 Kilometer mit Gegenwind und Dreckswellen? Achja der lustige Schubverband mit zwei Atommeiler-Kesseln (oder was auch immer), der da den Rhein raufschipperte und den wir in Düsseldorf auf dem Weg zum Bus schon gesehen haben, der kam uns auch noch entgegen. Und diese fiesen, stehenden Wellen relativ weit hinter dem Schlepper, die wir von Land aus erkannt hatten, die kamen auch. Und die konnten auch echt was…

Die letzte zu fällende Entscheidung war, wann wir den Endspurt anziehen sollten. Letzterer fühlte sich bei den Wetter- und Wasserbedingungen zwar ziemlich zäh an, aber immerhin konnte der Abstand zum Verfolgerboot erkennbar vergrößert werden. Voraus verkündete uns Jens dann endlich Sichtkontakt zum Ziel. Ein Classic-Boot mit seiner nostalgisch eingekleideten Mannschaft haben wir kurz vor dem Ziel dann auch noch gepackt. Um ganz sicher zu gehen und nicht zu früh rauszunehmen, sind wir lieber noch deutlich hinters Ziel gefahren und durften uns deswegen danach Lästereien anhören. Egal! Geschafft!! Wir sind Helden!!!

Das Foto von Peter in der Welle beim Zieleinlauf der Golden Oldies, das ist natürlich echt der Knaller. So ein Bild mit mir in der Hauptrolle hätte ich auch sehr gerne gehabt. Nicht, dass ich das nicht drauf gehabt und praktiziert hätte, aber so mitten auf der Strecke hat das halt keine Sau gesehen, geschweige denn fotografiert. Patrick und die Midagers hatten sich ihre spektakuläre Wellendurchfahrung ebenfalls für den Zieleinlauf aufgehoben und direkt vor der Linse des Regattafotografen zelebriert. Sind halt Könner.
Die vorletzten Worte noch direkt an Max: Entschuldigung für die Schadenfreude, aber die zwei dicken Wellen, die über Dich hereingebrochen sind, die haben mich echt aufgebaut auf meinem blöden Bugplatz. Geteiltes Leid ist doch halbes Leid.
Und ans Team: Danke! Hat Spaß gemacht mit euch! Ich würde mich auf eine Wiederholung freuen.

Der Rheinmarathon in Zahlen:

Es geht vom RTHC Leverkusen in Köln-Stammheim 42,8 km rheinabwärts zum RC Germania Düsseldorf in Düsseldorf-Hamm. Bei der 46. Auflage waren 169 Mannschaften aus 95 Vereinen gemeldet, darunter 33 Renngemeinschaften. 167 Boote kamen in die Wertung.
Sieger in der MDA43-Kategorie, schnellstes Nicht-Rheinboot und zweitschnellstes Boot insgesamt waren die RCN-„Midager“ Norbert, Matthias, Patrick und Martin, gesteuert von Jurek. Mit den weiteren RCN-Booten auf den Plätzen 40 (Semih, Max, Thomas und Mika, gesteuert von Jens: die "relativ jungen Wilden") und 68 (Jérôme, Ali, Götz und Peter gesteuert von Timm: die „Golden Oldies“) ergab sich aus den Zeitadditionen der zweite Platz in der Vereinswertung für den Ruderclub Nürtingen. Dabei erbeuteten die unerfahrenen Rheinruderer die Plätze 11 in der offenen Klasse, 8 in der Mixed-Anfänger-Wertung (Rgm.-Boot mit Claus und Steffi) und 7 in der MDA50-Wertung.

Tatsächlich beschreiben die nackten Zahlen den Event "Rheinmarathon" nur bedingt. Die meisten an die zahmen Nürtinger Neckarbedingungen gewohnten Breitensportler hatten zum Glück nur eine vage Vorstellung vom Rudern auf dem welligen und diesmal auch stürmischen Rhein. War vielleicht auch besser so. Trotz der fiesen Rahmenbedingungen war der Rheinmarathon eine coole Sache. Oder gerade deswegen. Irgendwie hält die Euphorie nach so einem Ereignis lange an, und beim Jupiter, da fühlt sich jede Zelle frisch (auch noch drei bis vier Tage später).

Noch ein paar Informationen am Rande des Rheinmarathons. Es stimmt, dass

  • die Nürtinger MDA43-Sieger in 2:08:33 Stunden knapp 4 Minuten schneller waren, als der zweifache Olympiasieger Thomas Lange mit seiner Crew (MDA50-Sieg und Gesamtsechste);
  • das Nürtinger Boot der „relativ jungen Wilden“ 3 Sekunden schneller war als das Boot des zweifa-chen Weltmeister Volker "Oppa" Grabow;
  • kein Steuermann eines Nürtinger Bootes jemals die Strecke vorher gesteuert hat;
  • die Steuerleute ihre Sache aber dennoch ganz hervorragend gemacht haben;
  • der Abstand der MDA43er auf das Gesamtsieger-Boot nur 1 Minute und 17 Sekunden betragen hat;
  • der Rückstand der Golden Oldies (MDA50) auf das Boot der „relativ jungen Wilden“ nur 3 Minuten und 56 Sekunden betrug;
  • der jüngste Ruderer im Boot der „relativ jungen Wilden“ 27 Jahre, der älteste 50 Jahre alt war;
  • sich alle drei Nürtinger Boote unter den 20 schnellsten deutschen Nicht-Rhein Booten platzierten;
  • der Rückstand auf den Sieger des Schlüssel-Alt-Schilds (WSV Düsseldorf) lediglich 3 Minuten und 11 Sekunden betragen hat;
  • das Wasser für alle, die eine Welle abbekommen haben, ungefähr gleich kalt war;
  • ich ganz selten „Thomas Kooopf“ rufen musste;
  • man sogar gehört hat, wenn Jens „Wellläää“ gerufen hat;
  • „Beinäää, Druuuck und Schiiieeben“ drei der beliebtesten Anfeuerungsrufe im Boot waren;
  • der irische Ruderclub Fermoy Rowing Club mit 33 Leuten angereist ist (und in den paar Tagen vermutlich für einen deutlich erhöhten Altbierumsatz im Düsseldorfer Stadtgebiet gesorgt hat);
  • einige der RCN-Teilnehmer nächstes Jahr wieder dabei sein und den Schlüssel-Alt-Schild gewinnen wollen.





13.10.2017 // Bericht: Mika Geissler // Fotos: mein Ruderbild, privat

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