Saisonabschluss auf der Niko-Regatta in Mainz

Nachdem die Mainzer Nikolausregatta am ersten Dezembersamstag aus Nürtinger Sicht früher immer ein exklusives Ereignis von/für Matthias Auer war, erfreut sich die Breitensport-Veranstaltung in jüngerer Zeit zunehmender Beliebtheit. Nach fünf RCN-Teilnehmern im Vorjahr konnten sich dieses Jahr satte acht RCNler für die Jahresausklangs-Regatta über 3 km mit Wende auf dem ruhigen Rheinnebenarm begeistern. In der originalen, ruhmreichen Rheinmarathon-Besetzung gingen Patrick Plagge, Martin Fouqué, Matthias Auer und Norbert Schmid an den Start. Und weil ein Mal kein Mal ist, stellte man sich in dieser Konstellation gleich in 2 Rennen der Konkurrenz, den Alters-(Leidens-)Genossen in der MDA43-Kategorie und den Ruderkollegen im besten Sportleralter in der „offenen“ Männer-Kategorie. Für die Navigation konnten zwei Mainz-erfahrene Steuerleute vom Karlsruher Rheinklub Alemannia (KRA) gewonnen werden. Auch die anderen Nürtinger Starts waren von der Kooperation mit den Karlsruher Alemannen geprägt. Götz Rosenberg wurde auf Karlsruher Wunsch für das siegambitionierte KRA-Boot in der Anfängerklasse (Frischlinge der Jahre 2015 und 2016) freigestellt. Dafür füllte Matthias Luber von der Alemannia den frei gewordenen Platz im Nürtinger Boot mit Stefan Wege, Jens Sauter und Semih Aydin, gesteuert von Patrick, auf, das in der MDA36-Klasse an den Start ging.

Schmerzhaft früh um 6:15 Uhr startet man im RCN-Bus gen Mainz. Hinten auf dem Anhänger ein einsamer Includer, da der Zeitplan in Mainz eine problemfreie Drei- bis Vierfachnutzung der C-Gig-Vierer zuließ. Nach problemfreier Anfahrt kam man frühzeitig bei der Mainzer RG an und konnte noch live miterleben, wie die Sonne die Nebelschwaden im Rheintal sukzessive auflöste und einen rechtzeitigen Start der Regatta ermöglichte.
Schon als viertes Boot musste der RCN-Mastis-Vierer um 10:36 Uhr ran, zunächst im Altersklassen-Rennen mit Wolfgang Gosda an den Steuerseilen. Ließ man im Rennen gegen die Uhr genug Zeit zum vorher gestarteten Boot, so hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht – in dem Fall ohne das Regatta-Motorboot der DLRG. Letzteres war kurz vorher auf die Strecke gegangen und machte keinen Anstalten, dem regattierenden Boot Vorrang einzuräumen und Platz zu machen. So mussten die ersten 500 m in zunehmend schlechterem Fahrwasser absolviert werden, bevor das Durchfahren der dicken Bugwelle für leichte Konfusion im Boot und Wasserübernahme sorgte. Danach waren jedoch alle hellwach und Includer wurde nach dem holprigen Beginn mit Schlagzahl 31 sehr dynamisch, wenn auch etwas ruppig mit leichten Abzügen in der B-Note über die Strecke getrieben. Kein optimaler, aber recht ordentlicher Auftakt, vom Gefühl her durchaus noch mit Luft nach oben…

Nach kurzer Erholungspause erfolgte für das Team gleich die zweite Runde in der offenen Klasse. Am Steuer war dabei kein geringerer als der Alemannia-Präsi Michael Hagelstein höchstpersönlich. Nach etwas Startgeplänkel, um eine eventuelle Überholaktion des vorher gestarteten Bootes gesichert zu vermeiden, fühlte sich Runde 2 geschmeidiger und technisch verbessert an. Von leichten Skullkontakten mit der Boje im Rahmen der Kampflinienwende ließ man sich nicht nachhaltig aus dem Fluss bringen. Im Endspurt kam man doch noch recht nahe an die Vorstarter heran, jedoch ohne dass Linie oder Fahrt negativ beeinflusst wurden. Damit war für vier der sportliche Arbeitstag beendet, bevor er für die anderen Nürtinger so richtig begonnen hatte.

Götz war derweil mit seinem Anfänger-Mixed-Vierer parallel auf Wasser gegangen. Er hatte zuvor schon mal in Karlsruhe mit den TeamkameradInnen unter kompetenter Anleitung und Betreuung von Alemannia-Chef-Ausbilder Wolfdietrich Jacobs geübt. Der ließ es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, seine siebte Siegerradaddel in Folge als Steuermann anzustreben. Im zahlenmäßig größten Meldefeld mit 10 Booten kein einfaches Unterfangen! Schon auf der Strecke zeigte die Combo mit dem Überholen eines Bootes und dem Aufschließen auf ein weiteres, dass man abermals eine gewichtige Rolle im Kampf um den Klassensieg spielen wollte/würde.

Währenddessen wurde Includer direkt vom Nürtinger „Nachwuchsteam“ übernommen, inkl. Patrick, der vom Ruder- auf den Steuersitz wechselte. Zwar hatte man sich auf die Niko-Regatta vorbereitet, aber in dieser Rennkonstellation mit „Quoten-Alemannen“ war das Ganze dann doch gleichbedeutend mit einer Jungfernfahrt. In der traditionell dünn besetzten MDA36-Klasse gab es nur einen Gegner. Diese Bad Emser Ruderer waren jedoch keine unbeschriebenen Blätter, war ihr 4x- war auf der diesjährigen Euro Masters Regatta nur knapp hinter dem Nürtinger Wettkampf-Mastis geblieben. Die vier ließen sich von der in puncto Klassensieg eher aussichtslosen Ausgangslage nicht beirren und fuhren ein gut eingeteiltes, starkes Rennen mit Schlagzahl 27 bis 28. Die knapp 30 Sekunden vor ihnen los gefahrenen Helden der Vergangenheit (MDA70 mit den Olympioniken Udo Hild und Wolfgang Glock!) scheuchten sie dabei ordentlich über die Strecke, wobei leider das Aufholen der letzten Bootslänge durch die Zieldurchfahrt jäh beendet wurde.

Die Zeit bis zur Siegerehrung wurde mit Verladen und nicht zuletzt mit Inanspruchnahme der reichhaltigen Kuchentheke mit nostalgischen Preisen wie vor 30 Jahren (Kuchen 1€, Kaffee 50 Cent!) überbrückt. Die Siegerehrung selbst fiel nicht ganz so launig aus wie sonst, da der altbekannte etatmäßige Show-Niko leider zuhause in unmittelbarer Schüsselnähe bleiben musste. Dadurch kam ein Azubi-Niko ebenso kurzfristig wie unplanmäßigen zum Zuge. Er machte seine Sache auch ohne Reime und Lieder gut. Sehr gut aus Nürtinger Sicht, denn die verkündeten Botschaften waren nicht die schlechtesten: Die rennerfahrenen Mastis hatten beide Rennen siegreich beendet. In der offenen Klasse setzten sie sich in 11:04 min gegen 5 weitere Mannschaften durch, im MDA43-Rennen konnten 6 Teams auf die Plätze verwiesen werden. Überraschenderweise war doch die erste, etwas rumplige Runde die schnellere gewesen: die 10:56 min bedeutenden zugleich die Tagesbestzeit aller Boote, 7 Sekunden vor dem vorjahresschnellsten MDA27-Vierer des Mainzer RVs. Götz konnte sich mit seinen Karlsruher Mitruderern über eine Fortdauer der KRA-Siegesserie freuen. Nach 12:23 Minuten Ruderzeit war man 14 Sekunden schneller als der härteste Konkurrent von der Frankfurter RG Oberrad. Erwartungsgemäß konnten die erfahrenen Bad Emser vom Nürtinger MMB-Vierer nicht geschlagen werden. In 12:06 min wurde aber eine flotte Zeit erzielt und der Rückstand auf Bad Ems mit 24 Sekunden recht knapp gehalten werden – sehr beachtlich unter dem Gesichtspunkt, dass die RCN-Spätzunder erst vor drei (Semih) bzw. zwei (Stefan und Jens) zum Rudern gekommen sind.

Angesichts des frühen Endes der Veranstaltung am Nachmittag wurde die geplante Einkehr auf die Rückfahrt verschoben. In Karlsruhe kannte Norbert ein Hänger-kompatibles Restaurant mit Rheinblick. Der Rheinblick war um 18 Uhr freilich nur noch theoretischer Natur und das Personal schien mit der Durchführung einer Veranstaltung und der Aufrechterhaltung des Normalbetriebs etwas überfordert. Gegessen wurde aber gut und sehr reichhaltig. So feierte man einen schönen gemeinsamen Abschluss des Regattatags mit einem interessanten Austausch zwischen Rudersportlern, die z.T. im normalen RCN-Ruderbetrieb weniger miteinander zu tun haben.

Keine Freunde und Helfer – Patrick, Martin, Matthias, Norbert und Wolfgang (KRA) auf ihrer ersten Runde nach Überholen des nervigen DLRG-Bootes…

…und mit druckvollen Schlägen und hoher Frequenz kurz vor dem Ziel.

Runde 2 in der offenen Klasse mit KRA-Präsi Michael Hagelstein auf dem Steuerplatz.

Stefan, Matthias (KRA), Jens, Semih und Patrick 200 m vor dem Ziel…

…und unmittelbar vor der Ziellinie am Heck der immer noch in beeindruckender Form befindlichen Ruder-Heroen der 60er und 70er Jahre.

Radaddeln für die Wettkampf-Mastis für ihren Sieg in der MDA43-Kategorie mit Tagesbestzeit.

Ein sichtbar gut gelaunter Götz mit zwei seiner drei Mitruderer (Beate Fröhlich und Thomas Bartel; es fehlt Viola Wilke) und Steuermann Wolfdietrich „wd“ Jacobs (ganz links).

10.12.2016 // Bericht: Matthias Auer // Fotos: Semih Aydin und vom Veranstalter (Mainzer RG)

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