RCN-Junioren holen fünf Medaillen auf der Deutschen Jugendmeisterschaft

Vergangene Woche (21./23. Juni 2013) trafen sich bei Köln auf der Regattastrecke in Fühlingen die besten Nachwuchsruderer Deutschlands um ihre Meister in den Klassen U17 und U19 zu ermitteln. Die Nürtinger Mannschaft sammelte neben guten Platzierungen sage und schreibe fünf Medaillen. Zwei Ruderer schafften sogar den Sprung ins deutsche National-Team für die Juniorenweltmeisterschaft im August in Litauen.

Den Auftakt machten Neele Zahn und Madita Keller im Juniorinnen-B Doppelzweier der 15 / 16 – Jährigen. Als Jüngere im Doppeljahrgang wollten sie Erfahrung auf solch einer großen Regatta sammeln und nach Möglichkeit unter die besten 12 Boote Deutschlands fahren. In ihrem Vorlauf lagen sie lange auf dem dritten Platz, wurde dann aber nach hartem Kampf Vierte. So mussten sie den Weg über den Hoffnungslauf gehen.

Kurz danach waren dann Jakob Böing und Marvin Rüdt am Startnachen im Rennen der Leichten Doppelzweier der Junioren B. Auch sie hatten in ihren Vorlauf keine Chance, sich direkt fürs Halbfinale zu qualifizieren und gingen somit ebenfalls in den Hoffnungslauf.

Lars Loch, der Schlagmann des Kader-Vierer ohne Steuermann des Landesruderverbandes Baden-Württemberg (LRVBW), erging es nicht besser. Nach mittelmäßigem Start erkannte seine Crew schnell, dass sie die Körner besser sparen sollte für den kommenden Hoffnungslauf. Ein Spiegelbild dieses Rennens war die Achter-Vorläufe von Lorch bei den Junioren-B und von Marc Cordes im Junioren-A der 17/18-Jährigen. Da hier nur der erste im Vorlauf direkt ins Finale fuhr, waren beide Rennen nach nicht mal der Hälfte der 2000m schon entschieden und beide Großboote schipperten ins Ziel.

Die Nürtinger Mannschaft tat sich sichtlich schwer in die Regatta zu finden. Dazu kam, dass Anna-Luise Stolz in Ihrem Einer-Vorlauf die Top-Favoritin auf Gold als Gegnerin hatte, genauso wie Nick Blankenburg und David Wollschlaeger im Zweier-ohne. Aber die Jungs hatten den Vorteil, dass in ihrem Lauf der zweite Platz genügte, hier hatten weniger Boote gemeldet. So kam es dann, dass Stolz trotz des 2. Platzes auch in den Hoffnungslauf musste, während der zweite Platz beim Zweier-ohne für das Halbfinale reichte.

Am Freitag war dann der Tag der Hoffnung. Dieser ging für Madita Keller und Neele Zahn leider nicht in Erfüllung. Trotz tollem Kampf und gutem Rennen kamen die beiden im ersten Hoffnungslauf nicht über einen vierten Platz hinaus und mussten so ihre erste Teilnahme einer Deutschen Meisterschaft schon am zweiten Tag beenden. Pech kam auch noch hinzu – mit der geruderten Zeit wären sie im anderen Hoffnungslauf ins Halbfinale gefahren.

Auch für Marc Cordes im zweiten BaWü Achter war am Freitag Endstation im Hoffnungslauf. Mit seiner Crew blieb er als Fünfter des Laufs hängen, während Wollschläger / Blankenburg im ersten BaWü-Achter den Lauf gewannen und so als Medaillenkandidaten ins Finale am Sonntag einzogen.

Die Leichtgewichtsruderer Böing /Rüdt fuhren einen tollen Hoffnungslauf, fighteten über die ganze Strecke mit dem Boot aus Hamburg und rangen es schließlich nieder. So waren auch Sie unter den besten 12 Booten und im Halbfinale.

Anna-Luise Stolz ließ ihren Hoffnungslauf den Gegenerinnen nicht den Hauch einer Chance und zog souverän ins Finale des Juniorinnen-A-Einers am Sonntag ein.

Das gleich gelang auch Lars Lorch im Junioren-B-Vierer-ohne. Nicht ganz so klar wie Stolz, am Schluss aber doch ungefährdet der Sieg und der Finaleinzug.

Am Samstag gab es dann zwei Halbfinale mit Nürtinger Beteiligung.
Die ‚leichten’ Böing / Rüdt mussten als erste ran. Offensichtlich waren an diesem Samstagmorgen die zwei doch noch zu nervös bei ihrer ersten großen Regatta. Ohne Chance auf das Finale wurden Sie letzte in Ihrem Halbfinale. Aber sie hatten noch die Chance, sich am Sonntag im Finale B zu rehabilitieren.

Mit leichter Nervosität gingen auch Wollschläger / Blankenburg an den Start, befanden sich doch in einem Startfeld aus Gegnern, gegen die sie in dieser Saison noch nicht gefahren waren. Doch schon nach den ersten Startschlägen legten die beiden sich in Front, bauten diesen Vorsprung über die Strecke weiter aus und fuhren letztlich mit der besten Halbfinalzeit ohne Probleme ins Finale.

Für Jakob Böing und Marvin Rüdt stand dann am Sonntag das B-finale an, und sie zeigten sich gut erholt von Ihrer Halbfinalschlappe. Ohne Respekt fuhren sie einen guten Start und mischten auf den ersten 500m gut mit, bei 1000m waren sie immer noch auf Platz 3. Doch dann hatte das Boot aus Krefeld ein paar Körner mehr als die zwei Nürtinger. Aber Chapeau: 4.Platz im B-Finale, also zehntbestes Boot in Deutschland, das ist schon was!

Am Sonntag hatte auch Marc Cordes noch eine Chance, denn im Vierer mit Steuermann bei den Junioren-A hatten nur sechs Mannschaften gemeldet. So gab es nur ein Rennen in dieser Bootsklasse – das Finale. Im Kader-Boot des LRVBW erwischte Cordes einen tollen Start. Mit wuchtigen Schlägen setzte sich Cordes mit seinen Partnern an die Spitze und wehrte erste Zwischenspurts der Gegner ab. Aber in dieser sehr langsamen Bootsklasse spielt die brachiale Kraft oft die entscheidende Rolle. Und davon hatten die Gegner mehr. So schob sich Vierer um Vierer an der LRV-Crew vorbei. Zum Schluss konnte aber noch ein Boot in Schach gehalten werden und Cordes-Crew wurde Fünfte im Vierer mit Steuermann bei den Junioren-A. Gemessen an der Leistungsdichte im Juniorenbereich des Rudern eine tolle Platzierung. Und als 17-Jähriger hat man sein stärkstes Junioren-Jahr noch vor sich.

Bei den Junioren-B war dann Lars Lorch in seinem ersten Finale im Vierer ohne am Start. Die technisch versierte Besatzung legte los wie die Feuerwehr und dominierte die erste Streckenhälfte. Aber die Boote aus Hamburg und Berlin kamen wieder an die Lorch-Crew heran. Die 1000m-Marke passierten alle drei Boote innerhalb von vier Zehntelsekunden. Und jetzt begann das, was man „in den Tunnel rudern“ nennt. Über die letzten 500m peitschten sich die drei Vierer gegenseitig ins Ziel. Auf den letzten 100m aber hatten beide Nordlichter ein paar Körner mehr, Hamburg gewann vor Berlin das LRV-Boot wurde Dritter. Aber die Freude war groß – die erste Medaille für die Nürtinger, eine in Bronze.

Dann kam der beeindruckende Auftritt von Anna-Luise Stolz. Völlig unaufgeregt ging sie ins Rennen. Dies ist umso bemerkenswerter, denn schon oft in dieser Saison spielte bei Stolz die Psyche nicht mit. Aber in diesem Finale war sie wie ausgewechselt. Taktisch klug fuhr sie an dritter Stelle liegend über die ersten 1000m. Die Favoritin Tina Christmann dominierte nach Belieben das Feld, doch dann machte Stolz ernst. Fast spielerisch fuhr sie an der Ruderin aus Bramsche vorbei und griff nun sogar Christmann an. Die hatte aber noch genügend Kraft, um eine Sekunde von den vormals sechs Sekunden Vorsprung ins Ziel zu retten. Welch ein toller Erfolg für Anna-Luise Stolz:
Deutsche Junioren Vize-Meisterin im Juniorinnen Einer.

Die Nürtinger hatten aber noch weitere heiße Eisen im Feuer: David Wollschläger und Nick Blankenburg machten Ihren Flügel-Zweier am Start fest. Mit diesen „Flügeln“ kann man besser durch höhere Wellen rudern. Diese Bauweise ist bei Top-Booten Standard und sozusagen Pflicht zugleich. Nach einem leicht misslungenen Start hatten die zwei RCN-Ruderer nicht nur mit den Hamburgern zu kämpfen, sondern auch mit Seitenwind der in Böen über die Strecke fegte. Dicht gefolgt von den anderen vier Gegnern, gab es wieder ein Bord-an-Bord-Kampf mit den Hamburgern um die Führung. Bereits nach 500 geruderten Metern mussten die zwei schon auf die Zähne beißen, der wechselnde Wind machte es aber auch nicht einfacher. Aber sie bleiben dran an den Hanseaten. Kurz nach 1250m zogen die beiden Favoriten an, mit einem langgezogenen Druckspurt machten sie sich Meter für Meter schneller Richtung Ziel davon als die beiden Nürtinger. Aber der Vizetitel war der jungen Crew nicht mehr zu nehmen. Im Ziel freuten sich dann ausgelassen zusammen mit den Hamburgern und dem Drittplazierten Magdeburgern.

Und es wurde noch besser:
Als vorletztes Boot mit Nürtinger Beteiligung nochmals Lars Lorch am Schlag, diesmal im Junioren-B Achter des LRVBW. Das Rennen ging aber im vergleich zum Vierer ganz anders los. Die acht Jungs mit Ihrer Steuerfrau träumten wohl schon vom Podest und fanden sich dann aber am Ende des Feldes wieder. Und dann wieder solch ein Parforce-Ritt von Lorch. Mit Schlagzahl 40 prügelte er seine Mannschaft über den Fühlinger See und rollte das Feld von hinter auf. Ein Achter nach dem anderen wurde kassiert, kurz vor Schluss war man wieder am geträumten Podest dran. Und tatsächlich: Mit den letzten Schlägen holten er sich die zweite bronzene Plakette ab.

Danach noch das große Finale einer jeden Regatta: Der Achter bei den A-Junioren.
Der Südteam Achter, der LRV fährt hier mit Athleten aus Bayern und Hessen zusammen, stellte sich den Auswahl-Achtern aus NRW, Hamburg, Berlin, Bremen und Sachsen. Mit Wollschlaeger und Blankenburg im Bug, erging es den ‚alten’ Junioren nicht besser als der Lorch-Crew. Man war nach dem Start zurück. Aber auch hier biss sich das Südteam zurück ins das Rennen. Ohne vom Gas zu gehen, wurde ein Druck-, Schlagzahl- oder Konzentrationsspurt nach dem anderen geknüppelt und man schob sich wieder an die Gegner heran. Bei der 1000m Marke war der Süden schon Zweiter, NRW vorne, doch Hamburg drängelte, wollte vorbei. Aber nicht mit den Jungs aus Nürtingen: Da beide im Bug sitzen, also in Fahrtrichtung ganz vorne; hatten sie den besten Überblick. So wurde weitere Spurts der Hamburger frühzeitig erkannt und gekontert. Man kam dabei sogar bis auf neun Zehntelsekunden an NRW heran. Aber da konnten die Ruhrpottler dagegenhalten und gewannen überraschend als auch überlegen dieses Rennen in der Königsklasse, dem Achter. Der große Favorit Hamburg wurde Dritter hinter dem Zweiten, dem Südteam-Achter.
Was für eine Entwicklung , was für ein Erfolg für David Wollschläger und Nick Blankenburg. Vor sechs Wochen noch gerade so unter den besten 20 Zweiern Deutschland, erringen sie in Köln zwei Vize-Titel.
Und als Belohnung obendrauf wurden sie nach Abschluss der Regatta von der deutschen Bundestrainerin für die Junioren-WM in Litauen nominiert. Zusammen mit weiteren 16 Ruderern aus ganz Deutschland werden sie sich in einer Woche in Berlin treffen. Dort startet dann das fünfwöchige Trainingslager auf der Spree in Grünau. Im August geht es dann nach Traikai in Litauen, wo vom 7.-11. August die Junioren-Weltmeisterschaften stattfinden werden.

Anna-Luise Stolz ist sichtlich zufrieden. Soeben hat sie die Deutsche Vize-Jugendmeisterschaft im Einer der Juniorinnen errungen.

Lars Lorch (ganz links) errudert sich zweimal Bronze, sowohl im Vierer ohne (Bild) als auch im Achter der Junioren-B.

David Wollschläger (rechts) und Nick Blankenburg sind seid Sonntag zweifache deutsche Vize-Jugendmeister im Rudern. Ihre Silbermedaillen im Zweier ohne und im Achter bringen sie auf die Junioren-Weltmeisterschaft nach Litauen.

‹ Zurück zur Übersicht