Die Ruderer tauchen wieder auf

Hamburg / Linz. Sich endlich wieder messen können, Wettkampfluft schnuppern, Adrenalin am Start spüren und Glücksgefühle im Ziel.
Den ersten Ruderern vom Ruderclub Nürtingen waren diese Empfindungen an den letzten zwei Wochenenden endlich wieder vergönnt. Die erste europäische Ruderregatta seit dem Corona-Lockdown fand Anfang Juli in Linz / Österreich statt. Am vergangenen Wochenende gab es dann die Ranglisten-Regatta der U23-Athleten in Hamburg für die Nominierung zur Europameisterschaft in dieser Altersklasse.

Der Männer-Ruderer Tim Liebrich nutzte die Regatta in Linz als Testwettkampf, um sich für die wichtigere Regatta in Hamburg vorzubereiten. Bei österreichischem Nieselregen wurde zuerst ein Time-Trail gerudert, d.h. im 30-Sekunden-Abstand ging es nur gegen die Zeit auf die 2000-Meter-Strecke. Ziel für Liebrich war es, unter die besten 18 Ruderer zu kommen und sich so für eines der drei Halbfinals zu qualifizieren. Dies gelang dem Nürtinger mit der elfbesten Zeit der 50 Starter. Im Halbfinale kam er dann nicht über einen fünften Platz hinaus und somit ins C-Finale. Dort konnte er sich wieder besser präsentieren und wurde Zweiter, im Gesamtklassement somit 14. aller Männer-Einer. In der U23-Wertung wurde er zweitbester deutscher Teilnehmer.

Auch mit in Linz dabei war sein Bruder Sven, der mit seinem Ulmer Partner im Junioren-Riemen-Zweier an den Start ging. Der jüngere Liebrich erkämpfte sich einen achtbaren 2. Platz im B-Finale.

Die RCN-Ruderin Stefanie Filbert rudert ebenfalls mit einer Sportlerin aus Ulm zusammen. In ihrem Doppelzweier kamen die Mädels auf den zweiten Platz.

Weniger gut lief es für die Nürtinger Lukas Schneckenberger und seinen Partner Christian Heszler, die über einen sechsten Platz im leichten Männer-Zweier nicht hinaus kamen.

Für den älteren der Liebrich-Brüder war dann am vergangenen Wochenende schon der Saisonhöhepunkt gekommen, kaum dass diese kurze „Corona-Rudersaison“ endlich begonnen hatte. Auf der sogenannten Ranglisten-Regatta in Hamburg auf der Dove-Elbe ging es um die Tickets zur U23-Europameisterschaft Anfang September in Duisburg. Auch in Hamburg war Nieselwetter, aber das kannte Tim Liebrich ja bereits aus Linz. Das große Ziel war es, unter die besten acht U23-Ruderer in Deutschland zu fahren. Liebrich war hier nicht chancenlos, aber man musste sehen, wie er sich bislang durch die Coronazeit gebracht hatte. Im Vorlauf ruderte er auf den vierten Platz und damit ins B-Finale um die Plätze 7 – 12 in der Gesamtwertung. Es war also noch der Sprung auf den EM-Zug möglich, aber dazu benötigte er mindestens den zweiten Platz in diesem Rennen. Trotz seines immer beherzten Rennstils war allerdings schnell klar, dass er dieses Ziel nicht schaffen würde. Immerhin ging es kurz vorm Ziel noch um den 3. Platz, drei Boote gleichauf. Aber die Gegner hatten im Endspurt mehr Körner als Liebrich, der somit auf dem 5. Platz ins Ziel kam und damit 11. im Gesamtklassement wurde. Liebrich war mit seiner Platzierung nicht unzufrieden, hatte er sich zum letzten Jahr doch verbessert. Sein Trainer Sascha Hustoles sah es ähnlich, haderte jedoch etwas mit dem Trainingsfleiß seines Sportlers im Frühjahr: „Der Corona-Lockdown hat es für viele Sportler schwierig gemacht, sich zu motivieren. Das schafften nur wenige, aber die waren jetzt in Hamburg vorne. Ich kann gut nachvollziehen, dass hartes Training ohne klares Saisonziel sehr, sehr schwer ist. Dazu stand die EM ja auch lange Zeit auf der Kippe. Aber Tim hat noch ein Jahr in der U23-Klasse. Ich hoffe, er zieht mit Blick auf die nächste Saison dann im Winter voll durch.“

Erruderte sich auf der deutschen Ranglisten-Regatta in Hamburg einen guten 11. Platz, verpasste aber knapp den Sprung auf den EM-Zug: Tim Liebrich vom Ruderclub Nürtingen

31.07.2020 || Bericht: Andreas Keller || Foto: meinruderbild.de

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