Herzschlagfinals beim Drachenboot Cup

Nürtinger Zeitung - von Jürgen Gerrmann

„Unter Donner und Blitz“ – so heißt eine berühmte Polka von Johann Strauß.
Sowohl vom Tempo als auch vom Thema hätte sie am Samstag auch zum elften Drachenboot-Cup des Nürtinger
Ruderclubs gepasst. Kurz vorm Finale prasselte ein gewaltiges Unwetter hernieder.
Doch sowohl die Teams als auch die Zuschauer ließen sich’s nicht verdrießen. Und feierten die Akteure.

27 Teams traten bei der elften Auflage des Vergnügens an – vier davon bestanden ausschließlich aus Frauen.
Bei den gemischten Mannschaften mussten vier der 16 Mitglieder weiblich sein. Hinzu kam noch der Trommler, der den Takt angab. Den Steuermann stellte der Ruderclub.

„Denn das ist schwierig, das muss man schon gelernt haben“, erklärt Gisbert Zahn, der Vorsitzende des Ruderclubs: „Wenn das Boot einen falschen Drall kriegt, ist es schon richtig Arbeit, es wieder auf Kurs zu kriegen.“ Werde ungleichmäßig gepaddelt, könne ein Boot ausbrechen: „Das passiert vor allem am Schluss, wenn die Kräfte nachlassen.“ Und just aus diesem Grund habe im Viertelfinale auch ein Rennen abgebrochen werden und wiederholt werden müssen: „Da sind zwei Boote ineinander reingefahren.“

Aber Schlimmes passiert ist dabei nicht. Und so konnte die Erfolgsgeschichte des Drachenboot-Cups fortgeschrieben werden: Mit fünf Mixed-Teams hatte man vor elf Jahren angefangen, und nur bei „Mission Olympic“ lag die Teilnehmerzahl höher als vorgestern.

Wie fest sich dieses Ereignis im Nürtinger Jahreslauf etabliert hat, zeigt auch die Tatsache, dass auch diesmal trotz des eher miserablen Wetters knapp 2000 Zuschauer (darunter fast 500 Sportler) ans Neckarufer beim Wörth kamen und die Akteure frenetisch anfeuerten. Der Regen konnte der guten Stimmung auf jeden Fall nichts anhaben.

Das Haupt-Ziel wurde auf jeden Fall erreicht. „Der Drachenboot-Cup ist eine
gute Gelegenheit, den Ruderclub zu präsentieren“, sagt Gisbert Zahn: „Und auch eine gute Einnahmequelle.“ Leider habe man ja für das Wettkampfrudern keine Hauptsponsoren, da tue der Erlös dieses Ereignisses dem normalen Sport auch sehr gut: „Aber letztendlich ist das einfach ein geiles Event, das Laune macht.“ Und die eigenen Leute motiviert: „Am Samstag hatten wir 70 freiwillige Helfer – bei 300 Mitgliedern. So was schweißt auch zusammen.“

Sechs Wochen vor dem Rennen wurde mit dem Training dafür begonnen. Zahn: „Manche haben es einmal versucht, andere vier bis fünf Mal.“ Um die 80 Sekunden dauerten die Rennen am Samstag von der Wörthbrücke bis zur Zielgerade. Aber das scheint nur auf den ersten Blick kurz: „Nach einer Minute faulen
dir die Arme ab“, weiß Gisbert Zahn.

Es galt also, sich die Kräfte richtig einzuteilen. Nicht immer gewannen die, die den besten Start erwischt hatten und auf den ersten Metern davonzogen. Alle entscheidenden Rennen hatten so ein Herzschlag-Finale, in dem oft ein Fotofinish nötig war. Weil auf den letzten Metern den Führenden noch jemand bedrohlich nahe kam oder sogar vorbeizog.

So schieden zum Beispiel „Onkel Otto und das Masurenteam“, die Vorjahressieger, knapp im Halbfinale aus. Die Rekordsieger, das TBN-Turn-Team aus Neckarhausen, erreichten wieder das Finale und schafften diesmal mit einer Zeit von 1.20,28 Bronze. Die „Bautiger“ der Firma Schober hatten sich vielleicht in einem der Rennen zuvor zu sehr verausgabt, wo sie mit 1.17,51 den Streckenrekord für diesen Tag aufstellten. Im
Endlauf blieb ihnen dann mit 1.20,84 nur der undankbare vierte Platz.

Den Sieg rettete „Tool Runnings“ (die Truppe der Firma Festool) mit 1.19,80 ins Ziel – 29 Hundertstel vor den „Cool Dragons“ der Unternehmensberatung Wintergerst.

Auch bei den Frauen ging es höchst eng zu. Die „Froschköniginnen“ freuten sich über Gold in 1.25,45, mit denen sie „Aloha Nürtingen“ (1.25,84) und die „Hochschulmädchen“ der Fachhochschule (1.32,81) hinter sich ließen. Es war auch irgendwie ein Heimsieg, denn die Siegerinnen waren „Ruder-Mamas“, deren Kinder beim Ruderclub dem Sport frönen. Sie selbst hatten allerdings keine Ruder-Erfahrung. Dafür haben sie sich allerdings ganz hervorragend geschlagen.

Ach so, dann gab es ja auch noch die Kostüm-Wertung: Hier wurde dem „Paurbood“ die Siegespalme zuteil.


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