Hamburg, Schweiz, New Jersey – RCN siegt überall

Am letzten Wochenende löste Oliver Peikert in Hamburg das Ticket für die Junioren-WM in Rotterdam, weitere U19/U23-Sportler des Ruderclub Nürtingen holten parallel neun Siege auf dem Sarner See in der Schweiz und dann wurde Lars Lorch in New Jersey auch noch US-Uni-Meister im Auswahl-Achter von Harvard.

Was für ein Wochenende für den Ruderclub Nürtingen. Das vierte Jahr hintereinander kann sich ein RCN-Junior für das deutsche WM-Team qualifizieren. Oliver Peikert erruderte sich mit seinem Mannheimer Partner Nils Kocher das Ticket zur Junioren-WM in Rotterdam.
Zuerst galt es im Vorlauf unter die ersten drei im Sechs-Boote-Feld zu kommen. Dies gelang den beiden nach verhaltenem Start sehr sicher mit dem Vorlauf-Sieg. Der dann anstehende Zwischenlauf ist eigentlich das wichtigste Rennen. Wer hier unter die ersten zwei Boote kommt, qualifiziert sich fürs A-Finale, was zugleich auch das WM-Ticket bedeutet. Nach der Hälfte des 2000 Meter-Rennens kamen noch drei Boote für den Sieg in Frage: Münster, Mecklenburg-Vorpommern und Nürtingen / Mannheim. Wie schon im Vorlauf machten Peikert / Kocher die Sache spannend. Erst auf den letzten 500 Metern konnten sie ihren Bugball mit einem beherzten Endspurt an dem nordostdeutschen Boot vorbeischieben und belegten so knapp hinter Münster den zweiten Platz. Im A-Finale war dann etwas die Luft raus und das Rhein-Neckar-Team kam über den fünften Platz nicht hinaus. Dies war aber nicht tragisch, die WM-Teilnahme war mit dem Erreichen des A-Finals bereits sicher.
Am Sonntag wurden dann seitens der Bundes-Trainerin die besten Zweier-Mannschaften zusammen in verschiedene Vierer gesetzt. Peikert / Kocher durften sich mit dem Zweier aus Limburg / Frankfurt im Vierer mit Steuermann versuchen. Und wenn es mal läuft, dann läufts. Nach einem kurzen Eingewöhnen am Morgen wurde dieser Vierer dann quasi untrainiert ganz souverän Tagessieger vor Hamburg und Waltrop. Wahrscheinlich gehen diese Jungs jetzt im gesteuerten Vierer auf die anstehenden Jugendmeisterschaften.

Circa 1000 Kilometer südlich gingen zwanzig andere RCN-Ruderer an den Start. Im schweizerischen Sarnen wurde die letzte Rennpraxis vor der Jahrgangs-Meisterschaft gesammelt und insgesamt neun Tagessiege errudert.
Robin Bauknecht, eigentlich Leichtgewichtsruderer, startete bei den schweren U17-Junioren, da es in der Schweiz nur die offene Klasse bei den U17- und U19-Ruderern gibt. Dies war für ihn am Samstag aber kein Grund, nicht zu gewinnen.
Überlegen mit 10 Sekunden Vorsprung holte er sich den Sieg in seinem Lauf. Im gesetzten Lauf am Sonntag – darin sind dann die acht Zeitschnellsten des Samstags – wurde er guter Vierter unter all den Schwergewichten.

Bei Pauline Sauter und Julia Gensicke läuft es auch prächtig in dieser Saison. Nach einem souveränen Sieg im U17-Doppelzweier am Samstag waren auch sie am Sonntag im gesetzten ersten Lauf. Hier hatten ihre Gegnerinnen aus Eberbach, die sie am Vortag noch beherrscht hatten, aber die Taktik umgestellt. Eberbach legte los wie die Feuerwehr und versuchte die Flucht nach vorne. Das wäre auch fast bis ins Ziel gelungen, aber Sauter / Gensicke konnten mit einem Kraftakt im Schlussspurt noch den Sieg vor Eberbach einfahren.

Neele Zahn ging in Sarnen in einer Renngemeinschaft mit Radolfzell / Wetzlar / Ulm an den Start. Dieser neu formierte U19-Juniorinnen-Vierer machte mal kurzen Prozess mit seinen Gegnern. An beiden Tagen gelangen überlegene Start-Ziel-Siege. Diese vier Juniorinnen versuchten sich dann auch noch in der U23-Klasse. Auch hier lagen sie lange auf dem ersten Platz, bis eine im Boot 250m vor dem Ziel bei völlig ruhigem Wasser einen ‚Krebs’ zog – das Ruderblatt der Sportlerin blieb im Wasser hängen und brachte das Boot quasi zum Stillstand. Dies gab der Lausanne-Crew die Chance zum Sieg, die sie auch nutzten. Trotzdem ist der zweite Platz in der nächst höheren Klasse, der auch am Sonntag errudert wurde, für dieses Boot ein toller Erfolg.

Lukas Schneckenberger durfte sich auch über seinen ersten Sieg in Sarnen freuen. Nach einem vierten Platz am Samstag hatte er sich für den gesetzten Lauf am Sonntag viel vorgenommen, was allerdings zuerst mal nach hinten losging. Die große Motivation mündete gleich am Start in einem Krebs. Doch Schneckenberger zeigte Biss und holte sich noch vor der Streckenhälfte die Führung, die er dann bis ins Ziel nicht mehr hergab.

Auch das U23-Leichtgewicht Marvin Rüdt konnte sich in die Siegerliste eintragen. Sonst eigentlich mit seinem Partner Jakob Böing im Riemen-Zweier unterwegs, gelang Rüdt im ersten 2000 Meter-Rennen im Einer gleich ein Sieg. Vom Start weg vorne, kontrollierte er das Feld und ruderte seinen Sieg sicher nach Hause.

Der erfolgreichste RCNler in Sarnen war Jacques Frentz. Er sitzt diese Saison im Baden-Württembergischen U17-Auswahl-Achter. In dieser Klasse – bei den 15/16-Jährigen – gewannen die acht Jungs überlegen an beiden Tagen. Die spannenden Rennen gab es dann eine Klasse höher, bei den U19-Junioren. Hier konnte sich der Frentz-Achter am Samstag in einem Fotofinish den Sieg vor dem Seeclub Zug und den Grasshoppers aus Zürich sichern.

Gut 6500 Kilometer östlich auf dem Mercer Lake in New Jersey ruderte Lars Lorch bei den amerikanischen Uni-Meisterschaften um Edelmetall. Hierzu vorab eine kurze Erläuterung: Eine normale Uni-Rudermannschaft hat ungefähr 40 Sportler, also fünf Achter. Innerhalb dieses Ruderer-Pools geht es immer darum, wer in welchem Achter sitzt. Über verschiedene interne Tests, auf dem Ruderergometer wie im Kleinboot, werden diese Achter dann zusammengestellt. Lars Lorch hat es in seinem ersten Jahr an der Universität von Harvard schon in den zweiten Achter geschafft. Und in dieser ‚Klasse’ starten dann die Uni-Achter auch auf den National Championships. Es treten also alle ersten Achter der Unis gegeneinander an in dem sogenannten ‚Varsity Level’, genauso wie alle zweiten Achter sich im ‚Junior Varsity’ messen. Der Unterschied dieser beiden Klassen liegt im Schnitt bei etwa 5 Sekunden, also zwei Bootslängen.

Zurück zum Rennen: Im Vorlauf hatte die Lorch-Crew wenig Probleme und setzte sich unter anderem gegen Erzrivale Yale klar durch. Im Halbfinale war dann Princeton ab 1000 Metern aber nicht mehr zu halten. So kam Lorch im Harvard-Achter nur als viertschnellstes Boot ins Finale. In einem laut O-Ton von Lorch „grandios geführten Finale“ wurden dann aber alle Gegner überrascht. Zusammen mit der California-Crew ging man nach dem Start in Führung und konnte mit gutem Rhythmus und der enormen Schlagzahl von 39 pro Minute auch das Boot von der Westküste nach Streckenhälfte auf Distanz halten. Als 500 Meter vor dem Ende auch Princeton nicht mehr heranrudern konnte, wurde der Sieg sicher nach Hause gebracht. Es war seit 2006 der erste Sieg für Harvard bei den Nationals und der zweite überhaupt im Kampf um die ‚Junior Varsity – Krone’. Aber das Beste kam dann noch für Lars Lorch. Es ist Tradition bei den Nationals, dass alle Mannschaften auf ihr T-Shirt am Leibe wetten. Wer verliert, muss es dem Sieger aushändigen und ‚oben ohne’ zum Steg zurückrudern. So kam Lorch nicht nur zu einer Gold-Medaille, sondern auch noch zu 19 T-Shirts aller angetretenen Mannschaften.

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