Oliver Peikert und Lars Lorch international erfolgreich

Oliver Peikert wird in Trakai Vierter der Europameisterschaft und Lars Lorch rudert bis ins Finale bei der Royal Henley Regatta in England.

Internationales Neuland für die beiden Aktiven des Ruderclub Nürtingen

Als erster Junior vom Ruderclub Nürtingen (RCN) startete Oliver Peikert auf einer Junioren-Europameisterschaft. Diese fand am letzten Wochenende im litauischen Trakai statt.

Normalerweise entsendet der Deutsche Ruderverband (DRV) nur seine Kleinboote zur Europameisterschaft, da diese immer auf Mai terminiert ist. Zu diesem Zeitpunkt sind die Vierer- und Achter-Mannschaften des DRV noch nicht ermittelt. Aber im Olympiajahr ist alles anders. Es rutscht eben wegen Olympia die Junioren-WM nach hinten und deshalb startet die Europameisterschaft auch später. So kam nun Oliver Peikert in den Genuss, als erster RCN-Junior auf dieser internationalen Regatta teilnehmen zu können. Direkt nach seinem Sieg im Vierer mit Steuermann auf den Deutschen Meisterschaften wurde Peikert ins Junioren-Nationalteam berufen. Damit hieß es: Ab nach Berlin ins Trainingslager zur Mannschaftsbildung. Dort werden dann aus einem Pool von achtzehn Junioren der Achter und zwei Vierer – einmal mit, einmal ohne Steuermann – gebildet. Zwei Sportler haben aber das Nachsehen und müssen die Rolle der Ersatz-Ruderer übernehmen. Es ist also ein harter interner Wettkampf. Nach selektivem Sortieren im Messboot, auf dem Ergometer sowie beim sogenannten Rampentest schaffte es Oliver Peikert dann in den Vierer mit Steuermann. Den Kelch des Ersatzmannes konnte er weitergeben. Die Freude darüber war groß bei Peikert, noch größer die Vorfreude auf die Europameisterschaft nur eine Woche später.

So machte sich mit nur fünf gemeinsamen Trainingseinheiten in den jeweiligen Booten der Junioren-Tross per Flugzeug auf den Weg nach Trakai in Litauen.
Dort legte dann der Peikert-Vierer gleich einen klasse Vorlauf hin. Gegen Bulgarien, Serbien und den tschechischen Auswahl-Vierer gelang ein souveräner Sieg. Damit konnte dann der deutsche Vierer im Finale auf einer der begehrten Mittelbahnen starten. Neben den Deutschen ruderten die Italiener, Sieger des zweiten Vorlaufes. Es hat Tradition, dass die Italiener ihre vier stärksten Junioren in den Vierer-mit stecken. So auch in Trakai und dies bewiesen die Azzurris auch. Vom Start weg ruderten sie an der Spitze und gaben diese auch bis ins Ziel nicht mehr her. Dahinter lag der Peikert-Vierer lange auf dem Silber-Rang. Im Endspurt kamen jedoch die Serben sowie die Türken mächtig auf und tatsächlich konnten diese zwei Boote noch vorbeisprinten und die Deutschen auf den vierten Platz verweisen. Dies ist natürlich aller Ehren wert, aber es zeigte sich in diesem Rennen, dass der deutsche Junioren-Vierer zu wenig Vorbereitungszeit hatte. Genauso sieht es auch Oliver Peikert: „Die EM ist jetzt abgehakt. Wir wollen uns in Rotterdam auf der Weltmeisterschaft nochmals beweisen. Jetzt kommt zuerst das große, vierwöchige Trainingslager mit drei bis vier Einheiten pro Tag. Da haben wir genug Zeit, zusammen zu finden. Wir wollen und werden uns steigern.“

Ein anderes Novum gelang Lars Lorch. Der Nürtinger Ruderer studiert in Harvard und wurde mit seiner Uni-Mannschaft vor einigen Wochen US-Meister. Somit qualifizierte er sich für das Rennen um den Temple Challenge Cup im englischen Henley. In diesem Rennen messen sich die besten Achter aller Universitäten weltweit im Rahmen der Royal Henley Regatta. Im Mekka des Rudersports, im britischen Henley-on-Thames wird eine ganz besondere Regatta gerudert, da dort auf der schmalen Themse nur zwei Ruderboote nebeneinander Platz haben. So wird über fünf Tage im KO-System ein ‚Ruder-Turnier’ ausgetragen. Wer verliert ist raus! Zuerst mussten aber alle 73 gemeldeten Achter in einem Zeitfahren ihr Können beweisen und nur die schnellsten 32 Boote kamen überhaupt in die Setzliste. Der Lorch-Achter erwischte dann bei der Setzung die schwerere Seite des Turnierbaumes, ähnlich der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM. Doch die Harvard-Jungs um Lars Lorch sind in diesem Jahr bärenstark. So meisterten sie jede KO-Hürde und eliminierten nacheinander die University of Michigan, St. Petersburg, danach die University of London und im Halbfinale die starke Califonia-Crew. Damit stand dann zum ersten Mal ein Nürtinger Ruderer im Finale von Henley. Dort fanden die Harvard-Jungs aber ihren Meister, nämlich den amtierenden Britischen von Oxford Brookes. Die Briten demonstrierten im Finale ihr Können und gewannen mit über zwei Längen. Zuerst waren die US-Uni-Boys enttäuscht, aber schnell überwog dann die Freude bei Lars Lorch und seinen Ruderkameraden über das Erreichte. Zweiter unter 73 Achtern – das kann sich sehen lassen.

Danach ging es dann streng nach Dresscode gekleidet, Blazer bei den Herren und langes Kleid bei den Damen, in den ‚Stewards Enclosure’ – Bereich, die VIP-Lounge in Henley. Dort tritt der Rudersport oft in den Hintergrund, man feiert, auch sich selbst, mit Pimm’s und Kresseschnittchen, eben ‚very British’.

Oliver Peikert (Zweiter von rechts) rudert im deutschen Junioren-Vierer mit Steuermann nach nur kurzer Vorbereitungszeit auf einen starken vierten Platz bei der Junioren-Europameisterschaft in Trakai, Litauen.

Ruderten bei der Royal Henley Regatta bis ins Finale um den Temple Challenge Cup: Die Harvard-Crew mit Lars Lorch (Dritter von links mit weißem Käppi) auf der sogenannten Schlag-Übernahme.

15.07.2016 // Bericht: Andreas Keller // Fotos: meinruderbild.de

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