Oliver Peikert ist Deutscher Junioren-Meister

Mit Gold, Silber und zweimal Bronze wieder eine tolle Ausbeute für den Ruderclub Nürtingen.

Bei den Deutschen Junioren- und Jahrgangs-meisterschaften (DJM) holten die Aktiven des Ruderclub Nürtingen (RCN) im fünften Jahr in Folge Medaillen an den Neckar.

Dieses Jahr waren vierzehn Ruderer des RCN am Start bei der DJM, die vergangenes Wochenende auf der Regatta-Strecke in Hamburg-Allermöhe ausgetragen wurde.

Ein großer Kraftakt war nötig, dass die Meisterschaften dieses Jahr überhaupt stattfinden konnten. Der ursprüngliche Veranstalter, der Essener Regatta-Verband musste drei Wochen vor dem ersten Startschuss die Veranstaltung an den Deutschen Ruderverband zurückgeben, da der Baldenaysee innerhalb von wenigen Wochen so verkrautet war, dass eine faire Regatta nicht mehr möglich war. Die Hamburger konnten mit Ihrem Regatta-Team kurzfristig einspringen, so dass alle Deutschen Nachwuchs-Ruderer ihre Meister ermitteln konnten.

Den Auftakt machten Pauline Sauter und Julia Gensicke im Doppelzweier der 15/16 -jährigen Junioren B (U17). Aufgrund Ihrer Saisonleistung war ihr Ziel auf alle Fälle das Halbfinale, womit sie unter den zwölf besten Booten in Deutschland wären. Pech hatten sie allerdings bei der Auslosung ihres Vorlaufs. Alle drei späteren Medaillen-gewinner waren in ihrem Lauf. So war klar, dass es dann auf den Hoffnungslauf ankommen wird, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Hier waren Sauter / Gensicke trotz großer Nervosität sehr souverän, ruderten einen ungefährdeten Sieg heraus und stellten den Halbfinaleinzug sicher. Dort muss man dann unter die ersten drei, um ins A-Finale zu kommen. Da schafften die beiden Mädels allerdings nicht. Im B-Finale gab es dann einen Dreikampf zwischen Magdeburg, Hannover und den RCN um den Sieg. Die Magdeburger machten ab Streckenhälfte alles klar und holten sich den Sieg, der RCN-Zweier schob sich noch an den Hannoveranerinnen vorbei auf den zweiten Platz. Mit ihrem achten Platz im Gesamtergebnis waren die zwei Mädels sehr zufrieden.

Viel, viel Pech hatten zwei Nürtinger A-Junioren (U19). Hannes Grissinger hatte sich im leichten Einer schon für das Halbfinale qualifiziert, genauso wie Julian Defillion im leichten Doppelzweier, im leichten Doppelvierer stand er aufgrund von lediglich fünf Meldung sogar schon im Finale. Beide erwischten den Magen-Darm-Virus, der auf der Regatta umherging und mussten deshalb abgemeldet werden. Im Vierer konnte immerhin Robin Bauknecht noch für seinen Vereinskollegen einspringen. Die natürlich nicht eingefahrene Renngemeinschaft Nürtingen / Mannheim / Konstanz / Friedrichshafen kam aber noch auf den fünften Platz im Sechs-Boote-Feld. Respektabel.

Christian Rosenfeld saß im leichten U17-Doppelvierer einer Baden-Württemberg-Auswahl. Dieses Boot machte sich große Hoffnungen, das Halbfinale zu erreichen. Im Vorlauf auch aufgrund starker Gegner zurückhaltend, lagen sie im Hoffnungslauf bis 500 Meter vor dem Ziel auf Platz zwei, der gereicht hätte. Im Endspurt hatten aber zwei Boote aus Berlin und eines aus Hamburg mehr Stehvermögen. So schied der Rosenfeld-Vierer sehr unglücklich aus.

Christian Heszler konnte mit zuletzt guten Ergebnissen in Heidelberg und Sarnen noch auf den Meisterschaftszug mit aufspringen.
Es war jedoch klar, dass es unter 26 Ruderern, die sich im leichten U19-Einer, dem Starter stellten, sehr schwer werden würde, ins Halbfinale zu kommen. Wie viele andere auch, schonte Heszler sich im Vorlauf und setzte alles auf den Hoffnungslauf. Hier lag er lange gut im Rennen, zeigte seinen immer beherzten ‚Heszler-Endspurt’ und war am Schluss mit Platz vier doch raus, schade.

Neele Zahn saß in einer Renngemeinschaft mit Ruderinnen aus Radolfzell, Ulm und Wetzlar. Diese vier U19-Ruderinnen meldeten auch im U23-Doppelvierer. Hier sind immer die WM-Auswahlboote des Deutschen Ruderverbandes (DRV) mit am Start, so dass das Niveau sehr hoch ist. Sie zeigten aber ein sehr gutes Rennen, schlugen sogar ein Boot und belegten einen tollen vierten Platz. Aufgrund dieses Ergebnisses machten sich die Vier dann insgeheim Hoffnung auf die Bronze-Medaille in der U19-Klasse. Auch hier sind die DRV-Boote am Start, so dass Gold und Silber eigentlich schon vor dem Start vergeben sind. Bei Hälfte der 2000 Meter Strecke lagen sie dann auch gut im Rennen, der stärkste Gegner um Bronze aber fuhr einen Zwischenspurt, dem der Zahn-Vierer nicht folgen konnte. Dieser Rückstand ließ das Boot etwas verkrampfen, so dass sie am Schluss mit zwei Längen auf den Bronze-Platz ins Ziel kamen.

Ähnlich erging es Jacques Frentz im BaWü-Auswahl-Achter der U17-Junioren. In der Saison immer zweibestes deutsches Boot hinter Hamburg, war eine Medaille im Fokus der Süddeutschen. Dazu gab es zur Meisterschaft auch noch ein neues Boot, einen sogenannten ‚Flügel-Achter’, der mehr Freiheit der Ausleger bei welligem Wasser gewährleistet. Aber auf ein neues Boot muss man sich auch einfahren. Dies war vielleicht der Grund, warum der Frentz-Achter im Mittelteil der Strecke fast zwei Längen einbüßte. Mit dem stärksten Endspurt des gesamten Feldes kam man dann nochmals heraus an die ersten drei Achter, aber eben nicht mehr vorbei. Wie meinte Jacques Frentz lapidar danach: ‚Ich habe ja noch zwei Junioren-Jahre. Dann klappt es halt erst nächstes Jahr’.

Geklappt hat es dagegen bei Robin Bauknecht. Auch er zeigte über die gesamte Saison starke Leistungen und konnte sich berechtigte Hoffnungen machen im leichten U17-Einer bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden zu können. Nach souveränem Vorlaufsieg konnte er vor dem Halbfinale sich einen Tag erholen. Dies tat er vorzüglich und gewann so seinen Halbfinallauf klar vor Limburg und Hannover. Im Finale zeigte er dann einen guten Start und setzte sich hinter den Favouriten aus Mainz und Bremen auf Platz drei. Diesen hielt er auch über den Mittelteil, doch dann kam auf den letzten 500 Metern der Limburger herangeflogen. Bauknecht konnte aber auf den letzten 250 Metern dagegenhalten und holte sich Bronze. Die Freude war natürlich riesig im Trainer-Team mit Marc Cordes und Max Schäfer. Cordes meinte: ‚Man muss es erst mal schaffen, die Saisonergebnisse im wichtigsten Rennen zu bestätigen. Tolles Rennen von Robin !’

Bei den U23-Ruderern lief es dagegen dieses Jahr noch nicht so rund. Das lag zu einen daran, dass Nick Blankenburg und David Wollschlaeger nach einem Jahr Pause erst wieder Kontakt zur nationalen Spitze herstellen müssen. Zum anderen kamen Jakob Böing und Marvin Rüdt aus der U19- in die U23-Klasse hoch. Da muss man dann gegen deutlich ältere Gegner ran. Umso erstaunlicher aber, das beide ‚Paare’ gute Leistungen zeigten. Auch hier waren die DRV-Auswahlboote wieder mit am Start. Blankenburg/Wollschlaeger saßen im Südteam-Achter und kamen auf einen guten vierten Platz. Am Ende fehlten nur eineinhalb Sekunden zur Bronze-Medaille. Diese schnappten sich Böing/Rüdt im leichten Südteam-Achter. In einem beherzten Rennen ließen sie den Kontakt auf den zweiten Platz nicht abreißen und kamen so hinter zwei Renngemeinschaften auf Platz drei ins Ziel.

Die größten RCN-Hoffnungen ruhen in dieser Saison auf den Schulter von Oliver peikert. Nachdem er sich mit dem Mannheimer Nils Kocher im Riemen-Zweier schon für die Junioren-WM qualifiziert hat, sitzen diese beiden mit Ruderern aus Frankfurt und Limburg im Vierer mit Steuermann. Obwohl lediglich drei Boote in dieser sich zäh anfühlenden Bootsklasse gemeldet hatten, waren das alles deutsche Spitzenruderer. Schließlich konnte man sich mit dem Sieg auch noch für die WM qualifizieren. Entsprechend ging es nach dem Start auch gleich zur Sache. Die Schnellstarter aus Münster legten los wie die Feuerwehr, aber der Peikert-Vierer hängte sich dran. Auch die Hamburger Crew war mit dabei. Wie erwartet, konnten die Münsteraner dieses Tempo nicht halten und wurden auf dem mittleren Streckenabschnitt überholt. Nun ging es noch mit den Hamburgern um Gold. Da ließen sich die Süddeutschen aber nicht überrumpeln. Mit wuchtigen Schlägen ruderten diese vier Hünen – alle um die zwei Meter Korpergröße – fast zwei Längen Vorsprung heraus. Der Jubel im Ziel war verständlicher Weise sehr groß, denn neben dem Meistertitel fahren jetzt alle vier zur WM.
Dann setzten sie im Achter noch einen drauf. Das Südteam-Großboot fuhr in einem furiosen Rennen zu Silber mit nur einer drittel Länge auf die Nord-Ost-Auswahl. So nach war man schon seit Jahren nicht mehr dran am Sieg in der Königsklasse. Auch Trainer Sascha Hustoles muss man herzlich gratulieren. Er schaffte es, im vierten Jahr in Folge einen RCN-Ruderer auf die Junioren-WM zu bringen.

Nun kommen noch weitere Höhepunkte für den RC Nürtingen: die Landesmeisterschaften in Breisach in drei Wochen, für Lars Lorch die Royal Henley Regatta mit seiner Uni-Crew aus Harvard, für Oli Peikert Junioren-EM und -WM und für die allerjüngsten Regatta-Ruderer dieses Wochenende der Bundesentscheid in Salzgitter.

Unbändiger Jubel bei Oliver Peikert (schwarzer Trikot): Deutscher Junioren-Meister im Vierer mit Steuermann

Robin Bauknecht vom Ruderclub Nürtingen sichert sich die Bronze-Medaille im leichten Junioren-Einer der 15 / 16 – Jährigen

Jakob Böing und Marvin Rüdt (von rechts), hier im Zweier-ohne, holen sich Bronze im leichten U23-Achter

02.07.2016 // Bericht: Andreas Keller // Fotos: meinruderbild.de

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