Der Traum von Gold in Rio

„Der Kleine“, so nennt ihn sein Trainer, misst 1,99 Meter und hat Großes vor. Lars Lorch vom Ruderclub Nürtingen hat sich für die Junioren-Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro (5. bis 9. August) qualifiziert. Sein Traum: Mit dem Deutschland-Achter am Zuckerhut den Titel holen.
Von Horst Jenne

„Ich rechne mir gute Chancen auf Gold aus“, sagt der in Neckarhausen wohnende Lorch, der am 14. Juli seinen 18. Geburtstag feiert, voller Selbstbewusstsein. Sein Coach Sascha Hustoles bescheinigt ihm ein „irres Potenzial“ und unterstreicht die hervorragenden Aussichten des Achters. Das Paradeboot des Deutschen Ruder-Verbandes sei in den vergangenen Jahren nie ohne eine Medaille nach Hause gekommen.
Vor einem Jahr gewannen die Nürtinger David Wollschlaeger und Nick Blankenburg mit dem Achter die Weltmeisterschaft in Hamburg. Damals verpasste Lorch nur knapp den Sprung zu den Titelkämpfen. Diesmal klappte es. Der 87 Kilogramm schwere Hüne mit der Schuhgröße 48 ist der insgesamt fünfte RCN-Junior, der bei einer WM an den Start geht. „Wir sind natürlich mächtig stolz auf so einen ausgezeichneten Athleten“, lobt Andreas Keller, der Zweite Vorsitzende des Clubs.

Dabei sah es für Lorch zu Saisonbeginn gar nicht rosig aus. Die Suche nach einem geeigneten Partner für den Zweier ohne Steuermann fiel ins Wasser. So stieg der Abiturient des Hölderlin-Gymnasiums notgedrungen in den Einer. Im Dezember des vergangenen Jahres warf ihn zudem eine Mandelentzündung aus der Bahn. Die erste große Regatta im April auf der Havel in Brandenburg verlief alles andere als optimal. Aber dort fand er in dem Mannheimer Nils Kocher einen passenden Mitstreiter. Sie trainierten viel und hart und legten sich mächtig in die Riemen. Von Wettkampf zu Wettkampf wurde der neue Zweier besser. Anfang Juni glückte schließlich auf der Dove-Elbe in Hamburg-Allermöhe die WM-Qualifikation. Der Jubel war dementsprechend riesig. Lorch/Kocher können nun ganz ohne Druck bei der deutschen Meisterschaft in Köln (25. bis 28. Juni) antreten. Sie starten dort im Vierer mit Steuermann. „Wir geben Vollgas, damit unsere Kollegen aus Gießen und Aschaffenburg auch noch das WM-Ticket erhalten“, erklärt Lorch, der seit dem elften Lebensjahr rudert.

Nach der „Deutschen“ steht das fünfwöchige WM-Trainingslager in Berlin-Grünau an. Täglich sind vier Trainingseinheiten vorgesehen. Erst in der Hauptstadt wird festgelegt, wer in den Achter sowie in den Vierer mit Steuermann kommt und wer die beiden Ersatzleute sind. Er habe vier Jahre darauf hingearbeitet, um in den Achter zu gelangen. Lorch ist überzeugt, sein Ziel zu erreichen.

Entscheidend werden folgende Kriterien sein: 2000 Meter rudern im Achter-Messboot (40 Prozent), ein Ergometer-Test plus Laktatmessungen (40 Prozent) und die Saisonleistungen (20 Prozent).

Direkt von Berlin aus geht es dann nach Rio. Gleich nach der WM folgt ein weiterer Höhepunkt für den Neckarhausener. An der berühmten Harvard University in Cambridge (Massachusetts) beginnt er ein Studium für Wirtschaftsmathematik. Die älteste Uni in den USA erreicht in internationalen Vergleichen regelmäßig einen Spitzenplatz unter den besten Eliteuniversitäten. Die Uni gehört zu den leistungsstärksten im Wettkampfsport und legt auch viel Wert auf Rudern. Durch seinen guten Abi-Schnitt und seine guten sportlichen Leistungen ergatterte „Der Kleine“ aus Nürtingen den begehrten Studienplatz. Wenn das nichts Großes ist.

Foto: meinruderbild.de
Text: Horst Jenne

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