Erster Nürtinger Sieg nach fünfzehn Jahren

Am letzten Wochenende veranstaltete der Münchner Regattaverband die 16. German Masters Open in Oberschleißheim. Die Olympiaregattastrecke von 1972 bot für eine der besten Master-Regatten in Deutschland einen würdigen Rahmen. Auch wenn die Anlage inzwischen über 40 Jahre alt ist, finden dort immer noch alljährlich nationale und internationale Ruderwettkämpfe auf Spitzensportniveau statt.

Nachdem in den vergangenen Jahren keine Nürtinger Mannschaft bei den German Masters Open startete, waren dieses Jahr gleich sieben Ruderinnen und Ruderer in drei Bootsgattungen vom Ruderclub Nürtingen (RCN) dabei. Darunter auch Katrin Hirning und Sylvie Aßmann, die erst zu Beginn dieser Saison ins Rennruderlager gewechselt waren.
Erwartungsgemäß hatten viele Mannschaften in der beliebten Bootsgattung, dem Doppelzweier gemeldet. Daher starteten sie sowohl am Samstag bei den jüngeren Rennruderinnen der Altersklasse B, als auch am Sonntag in ihrer eigentlichen Altersklasse C (Mindestdurchschnittsalter 43 Jahre) jeweils in einem vollen Sechs-Boot-Feld über die 1000 Meter lange Renndistanz. Bei teilweise böigem Wind hatten die beiden Athletinnen nicht nur mit den erfahreneren Gegnerinnen zu kämpfen, sondern mussten sich auch auf dem sehr welligen Wasser behaupten. Während die beiden am Samstag diesen Rahmenbedingungen noch Tribut zollen mussten, schafften Sie es am Sonntag deutlich besser, das Rennen vom Start weg mit zu gestalten. Erst bei der Streckenhälfte schafften es die erfahreneren Rennmannschaften aus Offenbach und Neckarrems sich vom restlichen Feld abzusetzen. Dahinter folgten die Mannschaften aus Berlin, Hamm, Frankfurt und das Boot der beiden Nürtingerinnen. Trotz aufopferungsvollem Kampf und einem guten Endspurt gelang es ihnen aber nicht, in das Rennen nochmals entscheiden einzugreifen.

Besser erwischte es die zweite, neufirmierte Mastermannschaft des RCN im Zweier ohne Steuermann. Diese besonders anspruchsvolle Bootsgattung erfordert von den Ruderern besonders viel Bootsgefühl, da sowohl die Balance, als auch der Krafteinsatz unter beiden Ruderern optimal abgestimmt sein muss. Nachdem Gerhard Kehl und Albrecht Rosenfeld bereits einige hundert Trainingskilometer zusammen in dieser Bootsklasse absolviert haben, gingen sie gut vorbereitet an den Start zu diesem Rennen der Altersklasse C. Nach einem kraftvollen Start ruderten sie auf Position drei liegend über den mittleren Streckenabschnitt. Dabei gelang es Ihnen trotz des unangenehmen Seitenwindes mit konzentrierten und langen Schubschlägen das Boot gut durchzuschieben. So gut, dass Gerhard Kehl und Albrecht Rosenfeld es sogar schafften, an das auf Platz zwei rudernde Team aus München heranzufahren. Verfolgt von den Mannschaften aus Berlin und Frankfurt jagten alle Boote die in Führung liegende Renngemeinschaft Würzburg/Mannheim. Auf dem zweiten Streckenabschnitt entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. An der Spitze sicherte sich am Ende das Boot aus München den Sieg, vor der lange führenden Renngemeinschaft Würzburg/Mannheim. Doch auch der Kampf um Platz drei verlief bis ins Ziel enorm spannend. Erst auf den letzten Metern schaffte es das Boot aus Berlin, sich an den aufopferungsvoll kämpfenden Ruderern vom RCN vorbeizuschieben. Trotz der am Ende fehlenden vier Zehntelsekunden auf Platz drei waren Gerhard Kehl und Albrecht Rosenfeld mit ihrem Debüt in dieser Bootsklasse überaus zufrieden.

Die größten Hoffnungen auf einen Sieg bei den German Masters Open lagen an diesem Regattawochenende aber auf der Nürtinger Mannschaft im Vierer ohne Steuermann. Aufgrund der Erfolge in den vergangenen Jahren, zu denen u.a. auch der Sieg bei den Euromasters im vergangenen Jahr auf derselben Regattabahn in München zählt, gingen Gisbert Zahn, Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller überaus ambitioniert in ihre Rennen. Obwohl man mit einem Durchschnittsalter von 49,25 Jahren zu den ältesten Teams der U50 Mannschaften gehört, hatten die vier Athleten am Samstag bei den jüngeren Teams in der Altersklasse B (Mindestdurchschnittsalter 36 Jahre) gemeldet. Trotz einem dynamischen Start und einer guten Renntaktik gelang es Ihnen aber nicht, das Rennen wie angestrebt von vorne zu bestimmen. Die gegnerische Mannschaft aus Trier ruderte nach anfänglichen Problemen allen anderen davon und schaffte es, ihren Vorsprung bis ins Ziel auf die zweitplatzierten Nürtinger immer weiter auszubauen. Entsprechend frustriert mussten die vier Nürtinger das Rennen analysieren und versuchen, bis zum Start am Sonntagmorgen aus den Fehlern zu lernen. Mit härteren Innenhebeln und einer geänderten Renntaktik ohne Zwischenspurts sollte im zweiten Rennen mehr Kraft in einen guten Bootslauf investiert werden. Das angenehmere Wetter und der Schiebewind sorgten dabei zusätzlich für bessere äußere Bedingungen als am Samstag. Trotzdem war die Anspannung, die im Nürtingen Boot kurz vor dem Start vorherrschte, kaum zu überbieten. Neben dem Nürtinger Boot gingen das erfahrene Team aus München und die erfolgreiche Renngemeinschaft Bernburg/Böllberg/Halle/Leipzig auf die 1000m lange Strecke. Bereits nach den ersten Startschlägen zeigte sich aber, dass die Mannschaft um Schlagmann Gisbert Zahn diesmal niemand den Vortritt lassen will. Ganz anders als am Samstag gelang es dem Team auch nach dem ersten Streckenviertel den Druck hoch zu halten und sich mit jedem Schlag immer weiter von den Gegnern abzusetzen. Nachdem man bei der Streckenhälfte bereits eine Länge Vorsprung hatte baute man diesen bis 250m vor dem Ziel immer weiter aus. Und das war auch nötig. Während dem Nürtinger Boot der große Krafteinsatz anzumerken war, zeigte die Mannschaft aus München vor heimischem Publikum ihre Spurtqualitäten und kämpfte sich immer mehr an das führende RCN-Boot heran. Im Ziel hatten Gisbert Zahn, Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller noch einen knappen Vorsprung von 1,3 Sekunden, aber es reichte. Entsprechend groß war der Jubel im Boot und bei der anschließenden Siegerehrung. Der erste Nürtinger Sieg bei den German Masters Open nach 15 Jahren war damit perfekt.

Dieser Sieg sollte den Nürtinger Mastern Auftrieb geben, um dann Ende Juli auf der Landesmeisterschaft auch im Achter die Nase vorn zu haben. (mf)

Nach fünfzehn Jahren legte wieder ein Boot des Ruderclub Nürtingen bei den German Master Open am Siegersteg an: Gisbert Zahn, Gerhard Kehl, Andreas Keller und Martin Fouqué (v.l.n.r.) freuten sich über den Sieg im Vierer ohne Steuermann bei den Master C.

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