RCN bei der World-Masters Regatta in Hazewinkel

Erstmals in der Geschichte des RC Nürtingen konnten sich am vergangenen Wochenende gleich sieben Aktive über eine gute Platzierung bei der World-Masters Regatta in Hazewinkel, Belgien freuen. Nach der siegreichen Generalprobe in München bei den Masters Open präsentierten sich die Aktiven des RC Nürtingen in Bestform und behaupteten sich auch im internationalen Wettbewerb überaus erfolgreich.

Immer am zweiten Septemberwochenende im Jahr versammeln sich die besten Mastersruderer der Welt zu ihrem Saisonhöhepunkt. Dieses Jahr waren laut Veranstalter über 3000 Athletinnen und Athleten aus fast 50 Nationen gemeldet, um in den 144 Boots- und Alterskategorien die besten Mastersmannschaften zu ermitteln. Austragungsort der FISA World-Masters-Regatta war dieses Jahr die Regattastrecke in Hazewinkel (Belgien). Ein Ruderspektakel der Extraklasse. Aufgrund der detaillierten Planung und der intensiven Trainingsarbeit am Forgensee in Füssen waren die Erwartungen der früh angereisten Nürtinger Athleten entsprechend hoch. Den Anfang machten Gerhard Kehl und Albrecht Rosenfeld im Zweier ohne Steuermann. Obwohl die beiden eigentlich in der Altersklasse C startberechtigt sind, mussten sie aufgrund der Ausschreibung und dem nötigen Zeitabstand zwischen den Rennen bei den jüngeren Teams der Altersklasse B (Mindestdurchschnittsalter 36 Jahre) starten. Trotz des großen Regattabetriebs und der damit verbundenen kurzen Vorbereitungsphase auf dem Wasser, machten die beiden pünktlich am Start fest. Gegen die Boote aus Kroatien, Polen, Dänemark, Großbritannien und Russland ging es mit einem kraftvollen und dynamischen Start auf die 1000 Meter lange Strecke. Bereits zur Streckenhälfte zeigte sich, dass die Mannschaften aus Russland und Polen nicht mithalten konnten. Während sich die Dänen bereits in Führung liegend vom Feld abgesetzt hatten, kämpften die Nürtinger gegen die Mannschaften aus Kroatien und Großbritannien um die weiteren Platzierungen. Trotz technisch guter Wasserarbeit und großem Krafteinsatz konnten die beiden im Endspurt nicht mehr entscheidend eingreifen und belegten am Ende den undankbaren vierte Platz.

Noch am gleichen Tag starteten Karin Hirning und Sylvie Aßmann im Doppelzweier der Altersklasse C. Beiden war die Aufregung vor dem ersten Start bei den World-Masters deutlich anzumerken. Zur Freude von Trainer Martin Fouqué konnte die Nürtinger Frauen-Crew das in vielen Einheiten verbesserte Startverhalten im Rennen gut umsetzen und sich mit den ersten zehn Schlägen bereits eine hohe Bootsgeschwindigkeit erarbeiten. Obwohl man sich vom norwegischen Boot schnell absetzen konnte, lag das Nürtinger Team zur Streckenhälfte nur auf Platz fünf. Angetrieben von der Schlagfrau Sylvie Aßmann versuchten sich die beiden mit einem Zwischenspurt nochmals an die, nur um eine Bootslänge enteilten, Mannschaften aus der Schweiz heranzuarbeiten. Leider kam es aufgrund eines ungewollten Skullproblems mitten im Zwischenspurt zu einem plötzlichen Abbremsen des Bootes. Damit war die Hoffnung auf einen vorderen Platz bereits im Ansatz verspielt und entsprechend groß der Frust nach dem Rennen. Nach intensiven Gesprächen und einer umfassenden Analyse setzte sich am Ende aber doch die Erkenntnis durch, dass man auch vieles richtig gemacht hat und auch im internationalen Starterfeld gut mithalten kann. Und genau das zeigten die beiden Ruderinnen am darauffolgenden Samstag beim Start in der jüngeren Altersklasse B. Zusammen mit den Mannschaften aus Argentinien, Großbritannien, Holland, Dänemark und Finnland ging es vom Start weg mit großem Krafteinsatz und technisch sauberen Schlägen auf die Renndistanz. Bereits nach 250 Meter hatten sich die beiden hinter Dänemark und Holland den dritten Platz errudert. Dicht bedrängt von den drei weiteren Teams jagten die Doppelzweier der Streckenhälfte entgegen. Während am Vortag an dieser Stelle das Rennen verspielt wurde, waren Sylvie Aßmann und Karin Hirning so konzentriert, dass sie die Verfolger auch auf dem zweiten Streckenabschnitt nicht mehr herankommen ließen. Auch wenn die Däninnen am Ende das Rennen vor Holland für sich entscheiden konnten, sorgte der dritte Platz für großen Jubel im Nürtinger Lager. Entsprechend strahlend nahmen die zwei Ruderinnen die Glückwünsche entgegen und feierten ihren Podestplatz ausgiebig im Kreis der mitgereisten Anhängerschaft.

Ebenso wie der Frauendoppelzweier hatte auch der Masters-Vierer mit Gisbert Zahn, Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller an einem Tag in der Altersklasse C und am zweiten Tag in der Altersklasse B gemeldet. Nach dem obligatorischen Warmrudern und letzten taktischen Absprachen machte die Crew am Freitagabend in einem der letzten Rennen pünktlich am Startponton fest. Ziel war es, von Anfang an vorne dabei zu sein und eine gute Ausgangslage für den Endspurt zu errudern. Im vollen Sechsbootefeld eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Mit einem Blitzstart gelang es der Nürtinger Crew, die anderen Boote zu überraschen und sich an die Spitze des Feldes zu schieben. Während man an der 250-Metermarke noch die Führung behaupten konnte, schob sich das polnische Team bis zur Streckenhälfte Schlag für Schlag an das deutschen Boot heran. Zusammen mit den Booten aus Belgien und Irland gingen vier Mannschaften innerhalb von zwei Sekunden über die 500-Metermarke. Entsprechend entwickelte sich auf dem zweiten Streckenabschnitt ein intensiver Kampf um die vorderen Plätze. Nachdem sich das polnische Team mit einem starken Zwischenspurt die Führung sichern konnte, schafften es auch die Nürtinger im weiteren Verlauf über eine Bootslänge Vorsprung auf die anderen Boote heraus zu rudern. Während sich die Iren im Endspurt mit nur 5 hundertstel Sekunden vor Belgien den dritten Platz erkämpfte, hatte sich das polnische Team bereits den Sieg und die vier Nürtinger den zweiten Platz gesichert.
Dass es am darauffolgenden Samstag das Rennen im Vierer ohne der Altersklasse B für das Team aus Nürtingen nicht viel leichter werden würde, war bereits anhand der Meldungen abzusehen. Neben zwei Mannschaften aus Holland hatte ein Team aus Belgien und eine Mannschaft aus Frankreich gemeldet. Zusätzlich sorgte der einsetzende Regen und die zugeteilte Außenbahn für eher schwierige Bedingungen beim RCN-Vierer. Unbeeindruckt von dieser Ausgangslage gelang den vier Athleten aus Nürtingen erneut ein fantastischer Start, dem nur die direkt neben den Nürtingern rudernde Mannschaft aus Holland folgen konnte. Mit fast identischer Schlagzahl und hohem Druck ruderten diese beiden Vierer der Streckenhälfte entgegen. Bereits nach 250 Meter hatten sich diese zwei Boote schon mit einer Länge Vorsprung vom restlichen Feld abgesetzt. Mit einem früh angezogenen Zwischenspurt passierten die Nürtinger die Streckenhälfte mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung als führendes Boot. Da sich diese beiden Boote auch auf der zweiten Streckenhälfte einen harten Bord-an-Bord-Kampf lieferten, fielen die anderen Mannschaften immer weiter zurück und hatten am Ende fast zehn Sekunden Rückstand auf das Spitzenduo. Da der Abstand zwischen den führenden Boten weiterhin sehr gering war und die Zuschauer auch hundert Meter vor der Ziellinie noch keinen Sieger ausmachen konnten, wurden die Ruderer frenetisch von ihren Anhängern angefeuert. Trotz der beeindruckenden Kulisse hatte sich die Nürtinger Crew bei ihrem aufopferungsvollen Kampf so sehr verausgabt, dass sie dem Druckspurt der Holländer im Zielbereich nicht mehr folgen konnten und am Ende erneut Zweiter wurden.
Mit den Worten `Das war so stark, besser waren wir noch nie!´ fasste Gisbert Zahn die erfolgreiche Teilnahme des RC Nürtingen treffend zusammen.

Auch wenn es keinem Nürtinger Boot gelang, sich als Sieger in die Ergebnisliste der World Rowing Masters Regatta 2015 einzutragen, waren sich alle Aktiven einig, dass man mit zwei zweiten, einem dritten sowie einem vierten Platz hervorragenden Rudersport gezeigt hat. (mf)

Auch wenn es nicht zum Sieg reichte, ruderten Gisbert Zahn, Martin Fouqué, Gerhard Kehl und Andreas Keller ( von links ) ihre besten Rennen der letzten Jahre. Zwei zweite Plätze waren der Lohn.

Beim ersten Mal gleich auf Platz drei – Sylvie Aßmann und Karin Hirning ( von links ) überraschten Gegner als auch Schlachtenbummler auf der World Master Regatta in Belgien.

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