Gedanken zum Allstars Treffen 2016

Am Samstag vor dem diesjährigen Anrudern (2016) fand erstmalig ein „Allstars-Treffen“ statt. Es war sehr gut besucht von Aktiven und auch von vielen Ehemaligen. Zur besseren Erinnerung an gute, alte Zeiten wurden Bilder an die Wand geworfen, die z.T. großes Hallo auslösten. Dabei fiel mir auf, dass die ältesten Bilder von Faschingsabenden stammten. Aber, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, es wurde bereits damals, kurz nach dem Krieg, schon eifrig gerudert!

Als der älteste anwesende Ruderer fühle ich mich daher angestoßen, ein paar Einblicke in meine „Karriere“ als Aktiver zu geben.

1947 habe ich – 15-jährig (jünger durfte man nicht sein) – mit dem Rudern angefangen. Es standen dem Ruderclub insgesamt 3 Vierer zur Verfügung: der „Neckar“, ein breites, geklinkertes Gigboot gebaut von einer Fassfabrik aus Eichenholz und sauschwer, das „Ernstle“ ein ebenfalls geklinkertes Gigboot, in dem man Rennen fahren konnte und das Rennboot „mr sott“, welches für uns „Jonge“ das weit in der Ferne liegende Ziel unserer Ruderbemühungen war.
Alle Boote hatten „Kastendollen“, bestehend aus einer Grundleiste, darauf 2 senkrechte Bolzen, welche am oberen Ende mit einer Schnur verbunden waren. Durch die so entstandene rechteckige Öffnung wurde dann der Riemen geschoben. Dieser hatte keinen Ring, sondern eine Nase, die beim Durchziehen an einem Bolzen anliegen musste.

Es war Otto Jenisch, der uns die ersten Bewegungen beim Rudern beibrachte.
Er teilte den Ablauf eins Ruderschlags in 6 Abschnitte ein:

  • Vorrollen
  • Aufdrehen
  • Einsetzen
  • Durchziehen
  • Ausheben
  • Abdrehen

Ganz einfach, leicht zu merken, nur wenn man die Reihenfolge verwechselte, oder einen Abschnitt ausließ, dann gab es Probleme. So lernten wir, was es bedeutet, einen „Krebs“ zu fangen.
Otto Jenisch machte uns auch klar, dass wir es jetzt viel angenehmer hätten zu rudern – sie hätten damals, zu seiner Zeit, statt Rollsitz eine Lederhose gehabt, mit der sie auf einem reichlich eingefetten Brett hin- und her rutschen mussten. Mein lieber Scholli!

Im Folgejahr bildete sich dann die „Ankele-Mannschaft“, bestehend aus „Gecko“ Ankele, Werner Rapp, Dieter Zahn und Georg Wenzelburger. Gesteuert hat uns Dieter Schöllhammer, damals noch ein Leichgewicht. Unser Trainer war jetzt „Budde“ Bauer, der uns dann 1948 zur Herbstregatta in Nürtingen anmeldete. Das war aufregend und toll, dass wir dabei unsere ersten 2 Radattel erruderten. Was waren wir stolz!

Im Folgejahr waren es bereits 7 Siege und Herr Gutmann übernahm uns als Trainer und setzte uns ins Rennboot, das er in den Rennen auch selbst steuerte. Unser Wunsch war in Erfüllung gegangen – das war schon ein anderes Gefühl – auch wenn der „mr sott“ schwer zu stellen war wegen seines runden Querschnitts.

Zu den auswärtigen Regatten fuhren wir ohne Sitze auf der Pritsche des Metabo-LKWs, der als „Holzgaser“ nur im Notfall Dieselöl brauchte. Man musste unterwegs jedoch öfter Holz nachfüllen und neu anheizen. Die Boote lagen auf einem Balkengerüst und wurden auf holpriger Strecke von den Ruderern zusätzlich festgehalten.
Nach einem oder mehreren gewonnenen Rennen wurde bei der Durchfahrt durch Nürtingen das Lied eines unbekannten Dichters geschmettert:

Mir send Nirtinger Bürgersöh’
Ond lasset ons net lompa,
mir lend koi saubers Mädle steh’
ond au koin volla Ho-ompa!

Das war der ganze Text, aber man hat das Wenige einfach mehrfach wiederholt - genau wie heute auch.

1950, in unserem besten Jahr brachten wir es auf 13 Siege, für damals einmalig. Wir trainierten aber auch nahezu jeden Tag zumindest einmal den Neckar rauf und runter – ein Trainingspensum, das in anderen Vereinen so noch nicht üblich war. Zwischen Abrudern und Anrudern war der Ruderclub jedoch zu und es fanden keine sportlichen Aktivitäten statt. Man hielt sich anderweitig fit.

Doch halt – so ganz zu war der Club dann doch nicht. Womit wir wieder bei den Faschingsfeiern wären. Nach den Zeiten, in denen oft strenge Uniformen getragen wurden, war es für die meisten Leute ein Bedürfnis, sich mal zu verkleiden als Cowboy, als Pirat, Chinese oder Seemann, lustig zu sein und zu tanzen, tanzen, tanzen. Es waren schöne Feste!

Ja, so war’s damals, in „grauer Vorzeit“!

April 2016 // Bericht: Dieter Zahn ( Vater von Sunhild und Gisbert) // Fotos: divers